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Vom Amselmännchen und Lady Chatterley

Von Feierabend-Mitglied Mittwoch 03.03.2021, 00:35 – geändert Mittwoch 03.03.2021, 00:37

Meteorologisch ist nun Frühling.

Wettermäßig sowieso.

Zumindest noch bis zum Wochenende.

Mit der Kaffeetasse in der Hand wandere ich jeden Morgen nun durch den

Garten.

Klingt nach Park.

Für den man einen Gärtner braucht.

Der ist aber immer der Mörder.

Huch!

Halt, nein.

Der ist auch der Lover.

Hach!


Mein Garten gibt das nicht her.

Ist nur die Illusion eines kleinen Parks.

Das Schlossfräulein braucht keine fünf Minuten

Wanderzeit.

Und keinen Gärtner.

Schade...eigentlich.



Heute Morgen hatte ich Besuch im Garten.

Ein Amselmännchen .

Es trabste neben mir her.

Als ob domestiziert.

Ähem, sagen wir lieber anhänglich und vertraut.


Ein heftiger Niesanfall – meine Nase mag den Frühling nicht,

ließ das Amselmanderl erschrocken davon fliegen.

Nun denn.

Zeit zum Nestbau bald – jedes Jahr anderswo im Gestrüpp

der Clematis, des Weins.

Ich werde es beobachten.

Und davon träumen, ein Amselweiberl zu sein.


Ein Amselweiberl, das seine Rolle,

die ihr die Evolution zuschrieb, nie verlassen hat.

Da ist keine Unruhe im Amselleben.


Die Lady mit dem Wildhüter- Gärtner, die Chatterley.

Die hatte auch eine Rolle.

Weniger genetisch-evolutionär, denn gesellschaftlich.

Lady Chatterley verließ vor allem eine Rolle.

Die der züchtigen Ehefrau.

Die züchtig auch noch im Ehebett den Ehemann empfängt.

Der Brut wegen.

Wegen sonst nix.

Und penetriert an England denkt.

Das tat man so im viktorianischen Modell.

Hatte garantiert nix mit Queen Victoria zu tun.

Die dachte niemals nicht an England beim Sex.


Luscht war gesellschaftlich anerkannt Männersache.

Weswegen man Frauen auch anderswo die Klitoris wegschnitt.


Lady Chatterley gab sich wollend-willig einem anderem Mann hin.

Wolllüstig und obszön.

Disgusting!


Und der impotente Ehemann – der war nebensächliche gesellschaftliche

Staffage.

Und war die vorsichtige Begründung, dass so ein Ehebruch quasi

naturgemäß war.

Wenn Frau dabei halt nicht an England denkt.

Sondern in detailliert beschriebenen Szenen sich lustvoll wälzt.

Ein Skandal dieses Buch.

1928 geschrieben.

Dann von Lawrence „bereinigt“ ins weniger datailliert Obszöne und erst

später wieder in full version lesbar und bis 1987 in China z. B. noch immer

verboten.

Diese Heuchler!


So ist das.

Wenn man im Garten Amselmännchen trifft.

Und dabei so vieles im Kopf schwurrelt.

Da kann es dann schon passieren.

Dass man vom Amselmännchen zur Lady Chatterley kommt.

Wie die es getrieben hat kann man detailliert nachlesen.

In einem Buch, das von einem Mann geschrieben wurde.

Was erstaunlich ist.


Oder sind es gar Frühlingsgefühle..

Nicht doch!!

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