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Toni sagt guten Morgen

Von tastifix Donnerstag 18.01.2018, 10:38

Groggy bin ich abends ins Bett gesunken. Ich hab nämlich eine entzückende Enkelin, fünf Jahre jung und äußerst mitteilsam veranlagt. Darum kann ich wohl kaum von ihr nicht verlangen, dass sie hin und wieder eine Erzähl-Pause einlegen soll. Nein, das mute ich ihr nicht zu. Die Erfahrung hat mich gelehrt: Fängt sie erst mal an zu reden, ist sie nicht mehr zu bremsen und sie etwa zu unterbrechen, hab ich längst aufgegeben. Ich hab es ja mehrmals versucht - zwecklos! Seitdem schone ich lieber meinen Stimmapparat, denn unentwegt und gar erfolglos alle Kräfte zu mobilisieren, um vielleicht doch mal ein Wörtchen einwerfen zu können, kostet einfach zuviel Kraft. - - Es läuft meist so ab: “Omihiih?“ „Jahaah?“ „Omihiih, ich muss dir etwas erzählen.“ „Was denn, Kleines?“ „Omihiih: Ja, also ... !“ Die Frage nach dem ´Was` ist wohl der schlimmste Fehler, der mir jetzt unterlaufen konnte, denn sie startet durch und quasselt in Tempo 300 ohne Punkt und Komma. Es erfährt noch eine Besorgnis erregende Steigerung, kommt sie auf die Freundinnen und ihren Freund zu sprechen. „Duhuuh, Omi möchte auch mal ...“ „Ja, Omi, gleich. Ich will doch nur noch ...“ Brav bleibe ich stumm. Minuten, Stunden und den ganzen Tag lang, um mir weiteren Möchte-auch-mal-Redefrust zu ersparen.´Irgendwann hat dieses Energiepaketchen keine mehr und dann kommt meine Chance ...` - - Richtig vermutet: Als mein Kleines endlich, nachdem sie drei Benjamin Blümchen Geschichten gelauscht hat, zufrieden einschläft, darf endlich auch ich reden und erzähle alles den vier Wänden. Die unterbrechen mich wenigstens nicht … - - Jedoch nur nur kurz, ich schlummere ebenfalls ein und habe einen turbulenten Traum. Ich begegne Benjamin Blümchen, selbstverständlich auch Otto und Carla Columna und klage ihnen mein Leid. Carla Columna meint: „Pech für Dich! Das musste jetzt noch ein paar Jahre ertragen. Wenn sie so 15 Jahre alt ist, dann wirst du froh sein, wenn sie überhaupt noch etwas verrät!“ „Hmm!“ Meine Toni??? Wohl kaum. Otto findet es auch toll, dass sie mir alles anvertraut. „Aber, versteht Ihr mich denn nicht? Ich möchte doch nur zwischendurch, so ab und an mal ...“ Entschieden schütteln sie den Kopf. Ich bin frustriert. - - Benjamin muntert mich schließlich wieder auf: „Du reitest jetzt eine große Runde auf mir und das berichtest Du ihr dann. Vor lauter Staunen kriegt sie dann kein Wort mehr raus!“ Carla Columna und Otto bewundern ihn: ´Kein Wunder, dass Benjamin so berühmt ist und alle ihn mögen!` Derweil umschlingt mich ihr Freund mit seinem Rüssel und hievt mich auf seinen Rücken. Von meiner Höhenangst weiß er zum Glück nichts. Er schaukelt los, trägt mich durch einen kleine Wald. Ich wundere mich, denn mir wird kein bisschen schlecht. So geht es eine ganze Weile, ich genieße den Ritt und denke an seine Worte: ´Da wird Toni staunen!!` Doch auf einmal genieße ich den Ausflug gar nicht mehr. Aus einem Gebüsch flitzt für Benjamin völlig überraschend eine kleine Maus vor seine Beine. Weil er sie aber nicht treten möchte, macht er Männchen. Ich quieke auf, presse ängstlich die Augen fest zu, verliere prompt den Halt, falle tief und immer tiefer und lande auf dem Boden. Eigenartig: Mir tut nichts weh! Es ist nur recht laut gewesen. - - Erschrocken reiße ich die Augen wieder auf. Vor mir steht meine Enkelin, zerknittert verlegen mit den Händen den Saum ihres niedlichen Hello Kitty Nachthemdes und meint entschuldigend: „Omihiih, ich wollte dich nicht wecken. Ich wollte nur ´Guten Morgen` sagen!!“

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