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Streit im Adventskalenderzug

Von tastifix Freitag 25.11.2022, 14:14

„Der gefällt Maike bestimmt!“
Die Mutter betrachtet einen Adventskalenderzug. An die niedliche Lok sind Mini-Wagen angehängt. Die winzigen, leeren Räume hinter den Türen warten darauf, jeder ein kleines Geschenk zu beherbergen. In einem Spielzeugladen ersteht sie deshalb vierundzwanzig Kleinigkeiten aus der Barbiepuppenwelt.
„Wenn Maike dann die letzte Tür öffnen wird ... "
Die Mutter lächelt still in sich hinein.

Als Töchterchen Maike abends denn schlummert, setzt sich die Mutter an den Wohnzimmertisch. Jedes der kleinen Geschenke wickelt sie in ein hübsches Geschenkpapier und bindet noch eine winzige Schleife darum. Vorne an der Lok befestigt sie eine Leine und zieht den Zug bis in Maikes Zimmer vors Kinderbett.

Pünktlich um Mitternacht ists mit der Ruhe im Kinderzimmer vorbei. Es raschelt und rumpelt im Adventskalenderzug und aus den Abteilen vernimmt man Stimmen:
„Wie kann sie nur ... ?!"
„Und gar ohne unsere Zustimmung einzuholen ... "
„Hört mal. Kriegt Ihr Eure Tür auf? Meine klemmt!"
Von innen rüttelt es dermaßen heftig, dass der Zug umzukippen droht.
„Seid vorsichtiger! Es darf nichts kaputt gehen!", beschwert sich die Lok.

Der Passagier des ersten Abteils hat es irgendwie geschafft, den Türriegel zur Seite zu schieben, hopst ins Freie und plumpst erschöpft auf Maikes bunten Kinderteppich. Nach und nach klettern die übrigen Winzigpakete aus dem Zug, streifen rasch die Verpackung ab und setzen sich zu ihm. Nur das Paket aus dem vorletzten Wagen schafft es nicht, sich zu befreien:
„Hallo! Würdet Ihr mir mal bitte helfen?"
Das Geschenk aus dem ersten Waggon, ein rosa Barbie-Schuh, eilt dem eingesperrten Kameraden zu Hilfe. Allein das Geschenk aus dem 24. Waggon rührt sich nicht.
´Wenn Maike mich ansehen wird, ist Weihnachten! - Also darf ich da jetzt nicht mitmischen!`

Die Übrigen aber hocken in der Runde zusammen und betrachten sich kritisch. Da sitzen der Schuh, Kamm und Bürste, zwei glitzernde Haarspangen sowie eine Schleife, ein Lockenwickler, ein zweiter Schuh, eine Puppenbabyrassel, zwei Pullover, eine Mütze, eine Tasche, eine Hose, ein Kochlöffel, vier Kochtöpfe, ein Babyschnuller und sogar ein winziger Hund. Prompt geht die Streiterei los, wer von ihnen wohl besonders wichtig ist:
„Die Puppen würden immer kalte Füße kriegen!", schimpft der Schuh aus dem ersten Abteil und sein Partner nickt nachdrücklich dazu.
„Ohne unsere Hilfe würden die immer unordentlich aussehen!", meckern Kamm und Bürste.
„Und mit uns sind sie erst richtig schick!", säuseln die Haarspangen und die Schleife.
„Wenn es mich nicht gäbe, würde Maike ihrer Puppe nie Locken machen können!", trumpft der Lockenwickler auf.
„Mit mir spielt das Baby und freut sich!", rasselt die Rassel.
„Und wir wärmen die Puppen!", setzen die Pullover, die Hose und die Mütze hinzu.
„Mit meiner Hilfe kann das Puppenbaby besser einschlafen!", nuschelt der Schnuller.
„Ohne uns könnte Maike ihren Puppen nie Essen kochen!", klappern die Kochlöffel und die -töpfe.
„Und ich beschütz` sie alle!", bellt der Hund stolz. „Selbst auch Maike!"

Verunsichert schauen sie sich an. Tja, wer ist denn nun am wichtigsten?
„Jeder von uns ...“, meinen sie dann zögerlich, „hat seine Aufgabe und wir alle tragen dazu bei, dass Maike sich freuen kann!“
Und auf einmal ist ihnen klar:
„Wir sind alle gleich wichtig. Wir müssen uns gar nicht zanken!!“
Vom Kirchturm schlägt es 1 Uhr. Zufrieden wickeln sich die Geschenke wieder in ihr Papier, binden sich die Schleifen um, klettern zurück in die Abteile und ziehen die Türen hinter sich zu. Im Kinderzimmer wird es wieder so still wie zuvor.














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