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Patschi und Löffel

Von tastifix Freitag 02.04.2021, 15:24 – geändert Samstag 16.03.2024, 06:49

Zwei Hasenkinder, die zum ersten Male ohne Eltern jedes allein unterwegs waren, begegneten sich, beschnupperten einander und mochten sich sofort gut leiden. Es waren ein Mädchen und ein Junge. Das Hasenmädchen hieß Patschi und der Hasenjunge Löffel. Patschi wurde so gerufen, weil es so gerne mit den Pfoten auf dem Boden herum trommelte und dabei machte es jedes Mal laut ´patsch`. Löffel hieß so, weil er ungewöhnlich lange Ohren hatte, eben so richtige Löffel. Die Beiden schwärmten für die selben Hasenkinderspiele wie Nachlaufen oder Verstecken und zankten sich dabei nie.

Bald besuchten die Beiden die Hasenschule. Immer noch liefen sie stets Pfote in Pfote. War ein fremder Hasenjunge böse zu Patschi, gab Löffel dem eine Ohrfeige, dass der Haken schlagend Reißaus nahm. Ärgerte jemand Löffel, verteidigte Patschi ihren Freund.
Die Zwei lernten, wie gefährlich ein Hasenleben sein kann. Vor großen Raubvögeln, dem Fuchs, den Hunden und vor allem den Jägern hieß es auf der Hut zu sein. Die Jäger waren Menschen mit Flinten. Viele der noch sehr jungen, unerfahrenen Häschen starben. Patschi und Löffel aber spitzten in der Schule aufmerksam die langen Ohren und merkten sich jedes Wort. -
Doch sie erlebten dort auch viel Schönes. Lehrer ´Schnupper` erzählte häufig Lustiges und die Kleinen kicherten oft. Und er verriet ihnen, wo die leckeren Möhren und Salatköpfe wuchsen. Diese Köstlichkeiten waren oft in den Gärten der Menschen zu finden, denn die aßen gleichfalls gerne Salat und Möhren.

Hasen werden schnell erwachsen. Patschi war ein bildhübsches Hasenmädchen und Löffel ein ebenso schöner junger Hasenmann geworden. Nun unternahmen sie bereits lange Ausflüge, die sie weit weg von daheim führten. Eines Tages, sie stromerten gerade durch einen Wald, schnaufte es in der Nähe.
„Was ist das?“, fragte Patschi ängstlich.
„Keine Ahnung!“, antwortete Löffel verunsichert.
Sie witterten Gefahr und duckten sich platt ins hohe Gras. O je, das Schnaufen wurde immer lauter! Löffel wagte einen Blick nach oben und erstarrte. Gar nicht weit von ihnen stand einer ihrer Todfeinde, ein Fuchs. Der hatte sie offensichtlich schon gerochen und schlich rasch näher.
„Löffel, ich will nicht gefressen werden!“
"Patschi, ich hab eine Idee: Bleib Du hier so liegen, ja?“
„Was hast Du denn vor?“
Löffel schwieg, raffte allen Mut zusammen und stellte sich auf die vor Furcht wackelnden Beine.
´Der kriegt meine süße Patschi nicht! Den lenke ich ab!!`
Er spurtete los und hopste direkt auf den Fuchs zu. Der leckte sich das Maul und setzte zum Sprung an. Patschi in ihrem Versteck war halbtot vor Angst. Trotzdem schielte sie aus den Augenwinkeln hinter Löffel her.
„Nein, nicht meinen Löffel!“

Der aber wusste, dass er viel wendiger war als der grobe Klotz dort vor ihm.
„Du wirst dich noch wundern!“, brummelte er, wetzte los und schlug einen Hacken nach dem anderen. Mit heraushängender Zunge raste der Fuchs hinterdrein, nach rechts, nach links, geradeaus und wieder zurück. Immer, wenn der Räuber ihn fast erreicht hatte, sprang Löffel mit einem hohen Satz zur Seite. Schließlich, als der Hase ihm ein weiteres Mal vor der Schnauze herum getanzt und dann wie ein Blitz verschwunden war, gab der verwirrte, vom Jagen erschöpfte Fuchs keuchend auf. Garantiert ärgerte er sich, dass ihm der fette Braten nicht vergönnt war. Verdrossen schlich er zurück in seinen Bau im Wald.

Löffel aber war sehr stolz. Er hatte seiner Patschi und sich selber das Leben gerettet.
´Wie lieb ich sie habe!!`, dachte er.
Wenige Minuten später traf er bei ihr ein.
„Löffel, Dir ist nichts passiert. Ich bin ja so glücklich!!“
´Heute frag ich sie!`, entschloss der sich.
Aber zuvor wollte er noch ein schönes Geschenk besorgen.
„Patschi, bin gleich wieder da!“, strahlte er sie an und war weg.

Patschis Herz klopfte. Irgendwie spürte sie, dass etwas Besonderes geschehen würde. Sie behielt Recht. Kurz darauf hoppelte Löffel mit stolzgeschwellter Brust heran. Im Maul trug er eine wunderschöne Möhre.
„Patschii?“
„Jahaah?“
„Hast Du mich lieb?“
Oh ja, da brauchte sie kein bisschen erst zu überlegen.
„Sogar ganz doll!“
Löffel legte die Möhre zu Patschis Pfoten:
„Patschi, willst Du meine Frau werden?“
Als Antwort erntete er einen stürmischen Nasenkuss. Eilig hoppelte das Liebespaar nachhause, denn die Anderen sollten ja erfahren, dass die Beiden zusammenbleiben würden.

In den nachfolgenden Tagen bereitete eine Gruppe von Hasen alles für die Feier vor. Die Höhle in einem der Bäume diente als Festsaal. Die Hausfrauen knüpften lange Girlanden aus bunten Blumen und schmückten damit den Eingang der Höhle. Auf einem Baumstumpf davor wurden Möhren und frische Salatblätter angeboten. Der freie Platz vor dem Baum diente als Tanzfläche. Ein Grillenorchester spielte verträumte Melodien. Dann erschien das Brautpaar. Patschi trug ein Salatblatt-Rüschenkleid mit einer Möhrenscheibenbrosche und sah umwerfend aus. Löffel hatte einen leuchtend orangefarbenen Möhren-Smoking angezogen mit einem dazu passenden Stock-Zylinder, der mit einer Möhre geschmückt war. Auch er sah toll aus. Die Beiden gaben sich einen zärtlichen Kuss. Jetzt waren sie ein Paar … Anschließend hopsten sie verliebt einen Walzer. Die anderen Hasen freuten sich mit ihnen und sie feierten bis zum Einbruch der Dunkelheit. Nachdem sich am Abend alle Gäste auf den Heimweg gemacht hatten, legten sich Patschi und Löffel erschöpft in ihr Hasenbett. Dicht aneinander geschmiegt, schlummerten sie glücklich ein.

Seitdem ist ein ganzes Jahr vergangen. Wieder ist es Sommer und auf den Wiesen spielt der Hasennachwuchs. Ob wohl Patschis und Löffels Kinder dabei sind? Fragt sie doch mal!

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