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Mein Paradies

Von Jungfrau75 Montag 20.05.2019, 14:23

Auf der Suche nach einem Platz zum Schlafen (unser Haus hatte untendrunter lauter Wasseradern, dort kam ich nicht zur Ruhe) geriet ich an eine Anzeige in der Tageszeitung : "Oase im Grünen mit Blockbohlenhäuschen".
Das musste erkundet werden ! Mit einer Freundin fuhr ich deshalb nach Wilhelmshaven, wo wir nach langem Suchen auf unbefestigten Wegen die Nummer 3 fanden, hinter einem braunen Holzzaum !
Dahinter tat sich eine andere Welt auf...
Das Häuschen lugte hinter zahlreichen Büschen und Bäumen hervor, es war eine Holzhütte mit großen Tannen davor. Erst von der anderen Seite konnte man sehen, dass es zwei riesige Terrassen hatte, von dunkelroten Rosen und blauer Clematis umwachsen.
Vier Stühle und ein Glastisch luden zum Sitzen ein, von einer Beschattung durch zu viel Sonne geschützt. Drinnen war es hübsch mit Sesseln und Sofa mit Blumenmuster eingerichtet; außerdem eine kleine Küche, ein Duschbad und oben zwei Schlafgelegenheiten. Alles roch frisch nach Holz und wirkte sehr einladend.
Natürlich wollte ich es haben, koste es , was es wolle !

So wurde ich Gärtnerin, denn auf 1000qm mit Teich kann man schon allerhand arbeiten. Dazu noch ein Hochbeet, eine Kräuterspirale, Haselnussbüsche, Obstbäume. Für jeden Geschmack etwas !
Ich war zwar schon Ende 60, aber "wenn ich nur 5 Jahre etwas davon habe, soll es mir schon genügen !"

So pflanzte ich meine eigenen Kartoffeln, schnitt die Rosen und die Obstbäume, sammelte die Nüsse...
Das Wochenende war für den Garten reserviert, mein Mann zog lieber allein mit dem Wohnmobil los.
Ich war glücklich, genoss die Ruhe (rundrum nur Park) und die Fahrten mit dem Fahrrad zum Markt oder mit Besuch in die Stadt, wo Fußgängerzone und Südstrand warteten.
Das ging aber leider nur 3 Jahre so !

Danach kamen Leute aus dem Bauamt, kletterten ohne mich zu fragen über den Zaun (2m!), fotografierten und maßen.
Meine Proteste verliefen ergebnislos, im Amt sagte man mir, bei einem "Schwarzbau" dürfe man das !
Ich holte vom Vorbesitzer die Baugenehmigung, da zeigte sich, dass er das Haus gedreht und das Dach schräg gebaut hatte, weswegen die "Amtsschimmel" kurzerhand meinten, es wäre gar nicht das genehmigte Haus!

Obwohl die Grundfläche mit 24qm der Norm entsprach, verlangten sie für die "Duldung" diverse Abrisse : die Schattenterrasse, die Schuppen, ein kleiner Unterstand : alles sollte weg ! Wohin mit den Gartengeräten ?! Würde der Westwind nicht ohne überdachte Terrasse das Häuschen zerstören ?!

Ich kämpfte : zuerst mit einem Rechtsanwalt, dann einem zweiten ! Alles zog sich hin und kostete viel Geld. Da ich allein die viele Arbeit nicht schaffen konnte (1000qm Rasen!), Arbeitskräfte sich auf Dauer nicht fanden, Gärtner Unsummen verlangten und ich mit dem Kaufpreis mein Konto leergeräumt hatte, lag nach einiger Zeit der Gedanke, alles abzugeben, nicht fern.

Beim Nachmittagskaffee mit den Nachbarn sagte ich leichtsinnig : Am liebsten würde ich den Garten verschenken, wer will den soetwas kaufen ?!

Doch schnell waren jüngere Leute gefunden, die alles so toll fanden wie ich seinerzeit und bereit waren, die Bauamtsforderungen zu erfüllen.
Sie luden mich ein, doch den Garten zu besuchen, wann immer ich wollte!

Wir wurden uns einig, jetzt gehörte mein "Paradies" ihnen und nicht mehr mir !

Einerseits war ich froh, den Ärger loszusein, aber es war mein Paradies gewesen und das Wochenende wurde so leer ...

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