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Mein Freund Ambrosius (1)

Von tastifix Donnerstag 20.03.2025, 08:32

Selbst während der wärmeren Jahreszteit spendiere ich dem kleinen gefiederten Orchester im Garten regelmäßig Leckerbissen. Zwei der Federbälle mögen mich mittlerweile wohl sehr gern und besuchen mich jeden Tag: Elster Emilie und Ambrosius.

Emilie legt Wert auf eine hübsch gedeckte Tafel. Mitnichten gibt sie sich mit dem Wiesentischtuch zufrieden, sondern speist von einem blütenweißen, romantisch gestylten Küchenteller. Es passt zu ihr, denn sie schmettert mir stets eine ausgesprochen romantischeMelodie entgegen. Anscheinend hat sie fix der übrigenVogelwelt gemeldet, welch ein gut schmeckendes Geheimnis sich hier verbirgt. Neuerdings pickt nicht mehr nur sie smir die Krümel vom Kopf, sondern dabei leisten ihr eine Spatzenschar und mehrere Meisenpärchen begeistert Gesellschaft. Sie bleiben jedoch scheuer und halten einen deutlichen Sicherheitsabstand.

Und nun hat sich ihnen noch jemand zugesellt. Ein Jemand mit ausgeprägtem Stilempfinden, wie ich es zufrieden registriere. Ein hoch elegant serviertes Dinner verlangt nach einem dementsprechend feierlichen Outfit des Gastes. Darum zeigt sich dieser geflügelte Zweibeiner im schwarzen Frack. Weil aber ´nur in Schwarz`traurig wirken könnte, schmückt ihn ein knallgelben Schnabel, den er mit hoch erhobenem Kopf stolz präsentiert. Nicht jeder kann damit aufwarten! Es ist ein Amselmann, der nach und nach seine Scheu vor mir verliert. Bin ich in der Küche, hockt er sich dort im Gras hin wie auf einen Logenplatz im Theater, schaut mir zu und lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Jedesmal spielt sich das gleiche Ritual ab. Ich beobachte ihn inzwischen nicht mehr nur, sondern stehe an der geöffneten Tür und begrüße ihn mit leiser Stimme:
„Na, komm her! Klar hab`ich etwas für Dich. Guck` mal!"
Er kommt noch näher. Es trennt uns nur noch ein einziger Meter.

Und dann geschieht es: Wieder einmal treffen wir uns am Terrassenrand. Ich rede sanft mit ihm. Plötzlich legt er seinen Kopf schief und antwortet:
„Piep, piep!"
Gerührt lächele ich und erinnere mich meines Kanarienvogels aus Kindertagen, den ich selber handzahm erzogen und zu dem ich dann ein äußerst inniges Verhältnis hatte. Von daher vermag ich ein wenig das Verhalten und auch die Sprache der Vögel zu deuten. Dieses Piep sagt:
„Hallo, hier bin ich wieder. Ich find`Dich nett!"
Und dann klappert er tatsächlich bettelnd mit dem Schnabel.
„Bitte, bitte - ich möchte so gerne ein Leckerchen!"
Ich denke, dass ich träume und prompt fliegt ein besonderer Leckerbissen nach draußen. Mein kleiner Gast freut sich sichtlich, tippt mehrmals mit dem Schwanz auf den Boden und piepst mich hell an:
„Danke!"

Wer mich kennt, ahnt bereits, was jetzt folgt. Ich kann gar nicht anders und denke mir einen Namen für ihn aus.
„Was hältst Du von ´Ambrosius`?"
Da nachzufragen, gehört sich so, denn mein neuer Freund ist bereits volljährig. Einen Moment lang schaut er grübelnd. Es ist ja eine wichtige Entscheidung, die er treffen soll. Dann aber blitzen seine Augen fröhlich auf. Zumindest bilde ich mir es nur zu gerne ein.

Sein voller Name lautet nun:
Ambrosius von Schillerfeder

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