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HOCHZEIT MIT HINDERNISSEN Teil 2

Von egalis 17.01.2021, 23:24

Freitag vor Pfingsten 04. Juni
Mit roten Augen, die aussahen wie bei einem Albino-Kaninchen und mit verheultem Gesicht, musste ich mich morgens bei unseren Gästen entschuldigen.
Dann warteten wir auf die Verwandtschaft vom Bräutigam. Sein Vater sollte einer der Trauzeugen sein. Es wurde spät und später. Wir mussten los. Der Standesbeamte wartete bereits und war nicht sehr glücklich, als wir ihm sagten, dass wir noch nicht vollzählig waren. Er überbrückte die Wartezeit und erzählte uns einiges über die Insel. Mit ziemlicher Verspätung kamen unsere Leute angeschnauft. Sie hatten den ersten Dampfer verpasst.
Der restliche Tag verlief in ruhigeren Bahnen. Abends haben wir das Poltern nachgeholt und gut gefeiert.

Pfingst-Sonnabend, 05. Juni: Tag der kirchlichen Trauung.
Herrlichstes Pfingstwetter.
Hübsch angezogen mussten meine Schwestern noch durch den Stall und auf dem Hof dahinter herumtoben. Sie achteten nicht darauf, wohin sie traten und das war es dann: Mit den neuen Lackschuhen standen sie in der Jauche am Misthaufen, die weißen Kniestrümpfe voller schwarzer Spritzer. Alles Heulen nützte nichts, sie mussten ihre Alltagsschuhe und –strümpfe anziehen.
Unsere Gäste bewegten sich schon zu Fuß zur Kirche.
Wir warteten noch auf die Kutsche, die nicht kam. Langsam brach uns der Schweiß aus. Gerade als Bruno eine Taxe anrufen wollte, kamen die Pferde im Galopp um die Ecke. Als wir in der schön geschmückten Kutsche saßen, erzählte Kobus uns, dass er verschlafen hatte und dann auch noch Blumen aus dem Garten holen und die Kutsche schmücken musste.
Wir konnten die Glocken läuten hören.
Im Galopp fuhr er uns zur Kirche, wo der Pastor in der Tür stand und uns beklommen entgegensah.
Aufatmen in der Kirche. Nichts ging schief. Der Moment wo wir dachten, der Pastor hätte seine Predigt vergessen oder wäre eingeschlafen, weil er eine Weile nichts mehr sagte, ging auch vorüber.
Vor der Kirche standen meine Reiterfreunde mit unseren Upholm-Pferden Spalier und mein liebster Fuchs „Lord“ machte einen langen Hals, um an meinen Brautstrauß zu kommen. Das habe ich aber nicht zugelassen.
Mit den Reitern vor und hinter der Kutsche machten wir eine Rundfahrt durchs Dorf. Die Leute sind stehen geblieben und wir haben gehört, wie sie sich zuriefen: „O guck mal, Pferde. O eine Kutsche. Das ist ja eine Hochzeit – Wir gratulieren!“ Und wir haben ihnen zugewunken. Das waren unvergessliche Augenblicke.
Die Hochzeitsfeier war sehr vergnüglich. Am nächsten Tag, das war der Pfingstsonntag, fuhren die Ostfriesen schon wieder nach Hause. Meine Leute und wir verlebten noch ein paar Tage Urlaub auf der Insel.
Dann ging es in den flitterwöcherigen Alltag aufs Festland.
Und unsere Ehe nahm ihren Anfang…

©Elke Bontjer-Dobertin

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