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Gute und schlechte Geheimnisse

Von Feierabend-Mitglied Montag 22.02.2021, 16:24

Früh im Kindergarten, Robert, 5 Jahre alt, lebhaft und fast immer fröhlich, war heute verändert. Er aß kein Frühstück und starrte vor sich hin. Er guckte mich kurz an und dann schnell wieder weg, etwas beschäftigte ihn sehr.

Nach dem Frühstück fragte ich ihn, ob er mit mir in die Küche kommen will, wir könnten gemeinsam das Geschirr einräumen. Plötzlich sagte er: "Ich hab ein Geheimnis!" Ich sagte zu ihm: "Geheimnisse können sehr schön sein, aber manche tun weh im Bauch." "Das darfst du aber Mama nicht erzählen." Ich versprach es und meinte, sicher wirst du es irgendwann selbst tun.

Robert erzählte: "Ich war gestern allein im Supermarkt für Mama Milch kaufen, da war ein großer Junge und ich hab gesehen, wie er Süßigkeiten klaute und sie sich in seine Jackentasche stopfte. Ich blieb stehen und sagte zu ihm, das darf man nicht. Dann kam er zu mir und drohte, wenn du mir verraten tust, dann verprügel ick dir, warte draußen, dann kriegste die Hälfte ab. Ich lief ganz schnell weg, bezahlte die Milch und wartete vor der Tür. Der Junge kam lachend raus und gab mir eine Tüte Bonbons und zwei Duplo und sagte, das ist jetzt unser Geheimnis. Ich steckte die Sachen ganz schnell ein und rannte nach Hause. Ich stellte die Milch in die Küche, ging in mein Zimmer und versteckte die Süßigkeiten. Mama fragte, ob alles in Ordnung ist und ich rief, na klar. Dann bekam ich Bauchweh, ganz doll und kroch in mein Bett und hab geweint.

Ich hielt ihn im Arm und sagte: "Robert, das ist ein schlechtes Geheimnis, das tut weh im Bauch. Hast du eine Idee, was du tun kannst oder ob du meine Hilfe brauchst?" "Nein , aber ich kann sie doch wegschmeißen." Ich erklärte ihm, dass man ein schlechtes Geheimnis nicht wegschmeissen kann, es bleibt im Bauch.

Ratlos guckte er mich an. So schlug ich vor, dass wir gemeinsam zum Supermarkt gehen, er die Geschichte dem Chef erzählt und die geklauten Dinge zurückgibt. "Und wenn der Chef schimpft?" "Dann bin ich bei dir und halte deine Hand." "Ja Gitti, das machen wir, morgen bringe ich die Süßigkeiten mit."

Am nächsten Tag gingen wir nach dem Frühstück zum Supermarkt. An der Tür blieb er stehen und hatte Angst. "Du schaffst das und ich bin bei dir, Robert."

Der Chef hörte sich an, was mein Kleiner stockend erzählte und Robert drückte immer wieder meine Hand. Der Chef des Ladens beugte sich zu ihm runter, bedankte sich freundlich, lobte ihn und sagte: "Du bist sehr mutig!" Ich sah die Erleichterung in Roberts Gesicht, und dann gingen wir lachend ein Eis essen. Er strahlte: "Heute abend erzähle ich es Mama!"

In den nächsten Tagen machte ich gute und schlechte Geheimnisse zum Thema und die Zwerge brachten viele Beispiele. Es machte mich sehr froh, sie hatten verstanden, dass ein schlechtes Geheimnis immer schlechte Gefühle macht. "Wenn ihr das mal bei euch spürt, dann erzählt es nur jemandem, von dem ihr wisst, dass er euch lieb hat", sagte ich. "Robert weiß das und wenn er will, wird er es euch erzählen." Ein verschwörerischer Blick zwischen Robert und mir.

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