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Es wächst und blüht und dann ... Achtung Überfall!

Von tastifix Samstag 24.07.2021, 13:54 – geändert Montag 23.08.2021, 05:49

Froh spaziere ich durch unseren Garten. Es riecht wunderbar nach jungem Leben. Der Duft von kunterbunt gemixten Alpengeranien, kräftig rosa Hortensien, rote und weiße Dipladenia und einem Mini-Rosenstrauch erfüllt die Luft. Auf dem Rasen begrüßt mich Familie Gänseblümchen:
„Keine Sorge, uns geht’s prima. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Noch nicht mal von dem doofen Rasenmäher!“
„Gut so!“, nicke ich ihnen zu.

Die große Bambushecke hat die viele Sonne der letzten Tage sehr gefreut, ich zähle mindestens fünf neue Sprossen. Die höchsten Wedel genießen in bereits 6m Höhe die tolle Aussicht über die Ein- und Zweifamilienhäuser unseres Stadtteils und genauso über die anliegenden Felder. Nur das Efeu am Zaun ringsum ist schwer gekränkt, denn ich rücke den über die Terrassen und den Seitenweg am Haus krabbelnden Ranken alle drei Tage mörderisch auf den Astleib. Ich sitze nämlich gerne selber auf den Gartenstühlen und sehe nicht ein, diese dem Efeu zu überlassen. Was Hartnäckigkeit bezüglich des Überleben wollens angeht, steht es den winzigen Gänseblümchen nicht nach. Jene allerdings genießen meine ganze Zuneigung. Das Efeu dagegen …

Auch die Tiere fühlen sich bei uns piep- und summwohl, was sie mit täglichem Zwitscher- und Brummkonzert beweisen. Ein Amselmännchen hat schon viel Scheu abgelegt und hüpft ohne Angst in meiner Nähe herum. Darum trägt es seit geraumer Zeit auch einen Namen: Ambrosius. Jeden Tag berichten Ambrosius, die Elstern, die Amseln, ab und zu auch die Meisen und erst recht ein Taubenpaar das Neueste. Mittlerweile verstehe ich die Sprache der geflügelten Freunde recht gut und so ists regelrecht spannend, was alles sie mir erzählen. So höre ich über anderen Gärten, die gleichfalls als Wohnung sehr begehrt sind. Doch wird mir versichert:
„Aber so einen tollen riesigen Teich wie Deine Nachbarn haben die nicht! Sind ja die reinen Luxuswohnungen, die Sträucher an dem Zaun zwischen Euren Gärten mit dem Blick übers Wasser und dem reichlichen fliegenden und krabbelnden Nahrungsangebot. Leider aber gelten auch für uns Federbälle die Düsseldorfer Preise. Wer dort einziehen möchte, muss mindestens so gut singen wie diese drei Menschen, die Ihr ´Die drei Tenöre` nennt. Tjaaa …“

Sogar die Hummeln und die Bienen sind mit dem Service sehr zufrieden. Die Hummeln, diese Teddy-Insekten, danken für ihr Luxusappartment direkt neben der Terrassentür mit ausgesuchter Höflichkeit. Kreuze ich aus Versehen die Einflugschneise, werde ich nicht etwa ärgerlich angebrummt, sondern Hummelchen weicht mir in weitem Bogen aus. Ich bilde mir ein, dass es anscheinend charmant darauf achtet, mich bloß nicht zu erschrecken. Fast möchte es dafür streicheln, aber doch nur fast! Schmuseeinheiten mögen sie nämlich nicht.

So scheint es das reine Paradies zu sein, in dem ich lebe. Dem wäre so, wenn da nicht …
Ja, strenggenommen ists bereits seit zwei Wochen so. Oft vernehme ich nachts oder ab und an auch tagsüber eigenartige Geräusche im Haus, die ich mir nicht erklären kann. Sie kommen nicht etwa aus dem Keller, dem Erdgeschoss und auch nicht aus der ehemaligen Jugendetage, sondern eindeutig vom Dachboden. Es ist kein Trippeln wie von Mäusen oder Ratten. Nein, es hört sich dumpfer und auch viel lauter an, so, als ob dort jemand zwischen den ausrangierten Kisten, Koffern und Spielzeugen herum rummeln würde.

Ratten und Mäuse? Mich schüttelt es. Nein, habe ich ja bereits ausgeschlossen. Waschbären? Hm, zwar klettern Waschbären Regenrohre hoch, entfernen auch schon mal Ziegelsteine oder knabbern sich durch bis auf die Dachböden … Aber noch glaube ich nicht recht daran, dass es sich ein solch niedliches Ungetüm dort gemütlich gemacht hat. Denn: Waschbären hier in Düsseldorf: Eher unwahrscheinlich. Marder? Katzen?? Aber wie würden letztere dort hinauf gelangen? Bäume stehen nicht direkt am Haus.

Nach mehreren Nächten ´Rumpelpumpel` reicht es mir.
„Wir müssen dort nach dem Rechten sehen!“
Reichlich mulmig ists uns zumute, denn es ist schon sehr lange her, dass wir den Dachboden besucht haben.
„Irgendetwas ist da!!“
Über die Klappentreppe oben angekommen, schnappen wir erst mal nach Luft. Es ist schlimmer als in einer Sauna. Doch wir geben nicht auf, schieben all die Andenken an vergangene Jahre zur Seite und saugen die Hälfte des Bodens ab. Was sehr beruhigend ist, ist, dass wir keinerlei Hinweise auf tierisches Umtreiben entdecken. Was vor allem mich etwas gelassener stimmt: Selbst von den Balken über uns baumeln keine Spinnen herunter.

„Kann nicht sein. Hier ist etwas. Ich spinne doch nicht!!“
Das Dachfenster ist auch unbeschädigt und scheidet demnach als Verursacher der nächtlichen Musikunterhaltung aus. Wir verstauen Papierberge in Kisten, bewundern dabei Mickymaus und ähnliche Jugendzeitschriften und Erinnerungen steigen hoch. Danach aber fließt uns der Schweiß in Strömen und wir sehen zu, dass wir jenen oberen Gefilden wieder den Rücken zukehren. Den „Rest“ werden wir überprüfen, wenn es wieder etwas kühler geworden ist.

Sollten wir dann immer noch nicht des Rätsels Lösung finden, können wir ja immer noch als letzte Chance nutzen, gar einen Geisterfahnder zu beauftragen.
Hm, und das wir, die wir Beide so gar nicht an Gespenster glauben ...

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