Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

10 6

Ein süßes kleines Etwas

Von tastifix Donnerstag 12.12.2019, 15:28

Wie immer spendiere ich den Salatköpfen wie auch allem anderen Gemüse zur Begrüßung ein super Wirlpool-Luxusbad in der Spüle. Diese Extradusche erweist sich angebracht, denn ab und zu robben über die beige-, dunkelroten oder auch grünen Gemüselandschaften regelrechte Ungeheuer.
„Nee, nich schon wieder!“, lautet meine mitleidlose Grabansprache, während ich sie rigoros in den Abfluss begleite.

Jedes Mal fliegen die Gedanken dabei zurück an ein Erlebnis in meiner Kindheit: Die Familie saß beim Mittagessen, es gab Nachtisch. Wegen des heißen Hochsommerwetters freuten wir uns besonders auf den kalten Pflaumenquark. Löffel für Löffel genoss ich ihn:
„Hmm, lecker. Köstlich bei dieser Hitze!“
Es tat gerade mal für drei Löffel lang gut, danach war es vorbei damit. Schon sperrte ich den Mund auf, um auch die vierte Portion verschwinden zu lassen, als ich in letzter Sekunde den Löffel abbremste:
„Was ist denn das??“
Meine Augen weiteten sich vor Ekel, denn, was sich dort vergnügt hin und her krümmte, war leider nicht eines der harmlosen Haare in der Suppe. Dagegen outete es sich als springlebendig und dazu offensichtlich wegen seiner weiß-roten Umgebung extrem zufrieden.

Ausgesprochen vergnügt robbte es zunächst durch zwei Millimeter Quark, dann zur ersten Pflaume, danach überquerte es den Quarkgletscher bis zur nächsten Frucht und so weiter ...
„Es zählt unbezweifelbar zur Gattung der Würmer, zudem eindeutig zu einer recht kecken Art, denn wer sonst, wenn er dermaßen winzig ist, präsentiert sich in Barbierosa und ausgerechnet in einer Obstschale!“
Mein zu einer Fratze verzogenes Gesicht verriet, was ich von dieser unerwünschten Fleischeinlage hielt ... Zu allem Überfluss musste ich das unverschämte brüderliche Grinsen und die amüsierte Miene meiner Eltern ertragen. Es war zuviel! Damit er sich ja nicht von der Stelle rühren sollte, heftete ich hypnotisierende Blicke auf den Wurm und brüllte aus Leibeskräften:
„IIh!!“
Mir war es zum Kotzen schlecht. Und ich wurde wütend.
„Na wartet: So nicht mit mir!“

Gegen meine Erziehungsberechtigten einen Rachefeldzug zu starten, traute ich mich nicht. Aber dort saß ja mein großes Geschwisterchen, das, anstatt mich zu trösten und mich vor dem rosa Wanderer in der Obstschale zu retten, laut lachte. Das hätte mein Bruder besser gelassen, denn sein unverschämtes Grinsen gab mir die einzig richtige Idee ein ... Dem würde ich es zeigen!
Auf einmal wirkte ich gar nicht mehr so entsetzlich entsetzt. Binnen einer Zehntelsekunde machte die Fratze des Angeekeltseins einem leicht hämischen Lächeln Platz. Nach einer weiteren Zwanzigstelsekunde der Überwindung bohrte ich den Löffel in den Quark und verhalf dem Wurm zu einem für ihn völlig überraschenden Gratisflug hoch durch die Luft. Ehe mein Bruder schnallte, wie ihm geschah, klatschten ihm die Quarkspritzer kreuz und quer ins Gesicht. Der Wurm aber landete auf der Nase dieses angehenden Jungerwachsenen, der nun gänzlich unerwachsen vor Schrecken sowie Empörung herum quietschte. Dies trug dann beträchtlich dazu bei, dass ich wieder Oberwasser bekam:
„Ist waas ... ??“, peinigte ich ihn.
Keine Antwort. War ja auch eine.




Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Kreativ Schreiben > Forum > Ein süßes kleines Etwas