Das kaputte Auto
Von
tastifix
Donnerstag 18.07.2024, 07:49 – geändert Freitag 19.07.2024, 05:19
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tastifix
Donnerstag 18.07.2024, 07:49 – geändert Freitag 19.07.2024, 05:19
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Ich bummelte mit meiner süßen Enkelin am Feld entlang. Nach Spielplatz war mir wegen der Sommerhitze so gar nicht zumute und ich vermied tunlich, einem zu nahe zu kommen. T., 21 Monate jung, sehr aufgeweckt und genauso gesprächig – je nach Belieben im Babykauderwelsch oder auch in 4-Wort-Sätzen, war ja auch ohne Spielplatz begeistert bei der Sache. Überall wuchsen ja bunte Blumen, trillerten Vögel in der Luft oder hüpften sogar am Wegesrand und vor allem kamen uns viele Hunde in allen Größen und Farben entgegen. Einer beschnupperte sogar ihre Hand. T. wusste offensichtlich nicht, wa sie davon halten sollte und ward für wenige Minuten tatsächlich merklich stiller. Leider hätten Erklärungen dazu ja noch nichts gebracht.
Also sagte ich nur, dass der Wauwau sich gefreut hätte und das freute dann sie. Im Stillen hoffte ich, dass wir noch ganz viele Vierbeiner treffen würden, denn bis nachhause war es noch weit. Hunde haben wohl telepathische Fähigkeiten. Jedenfalls sahen wir dann vor Hunderudel die Hunde nicht mehr und meine Kleine geriet außer Rand und Band. -
" Da, Wauwau!!! - Upps, Wauwau wieder weg! - Da, noch eine Wauwau!"
Das ´eine` verzieh ich ihr.
Wir hangelten uns also von Vogel, Katze und Hund zu nochmals eben den gleichen und näherten uns allmählich unserem Ziel. T. wirkte weder erschöpft noch etwa gelangweilt, sondern musterte kritisch alles, was entgegen kam oder auch nur im Weg herum stand. Noch ahnte ich nicht, dass dieser Spaziergang sehr bald die längste Zeit ein gemütlicher gewesen sein sollte.
Wir bogen in unsere Straße ein. Da geschah es: T. entdeckte ein halb in der Luft baumelndes Auto, dem es eindeutig nicht gut ging, denn es fehlte ihm der rechte Hinterreifen. Davor hockte ein junger Mann und hand werkelte eifrig an dem Auto rum. Meine Enkelin wäre nicht sie gewesen, wenn sie es einfach so akzeptioert hätte, dass das arme Auto dem so hilflos ausgeliefert war. Zunächst guckte sie nur verunsicehrt, dann guckte sie prüfender und fällte empört ihr Urteil:
„Auto putt gemacht!“
Allein bei dieser Feststellung blieb es nicht. Breitbeinig stellte sie sich vor den jungen Mann hin, blitzte ihn, der sich im Anblick des meckernden Ein-Käsehochs das Grinsen nicht mehr verkeifen konnte, wütend an und spielte entsetzte Schallplatte mit Sprung:
„Auto kaputt gemacht!! Auto ..."
Um die Schwere des Vergehens zu betonen, streckte sie die Arme zur Seite, Handinnenflächen nach oben, fast päpstlicher als der Papst beim Segen spenden, aber schüttelte so ganz anders als der dabei nur fassungslos den Kopf. Leider gelang es mir nicht, die lädierte Schallplatte zu stoppen und so schimpfte sie in zunehmender Lautstärke weiter:
„Auto putt gemacht! Auto einfach puut gemacht!!“
´Die Schallplatte ist gleich auch hinüber!`, sagte ich mir.
Um noch zu retten, was vielleicht zu retten wäre, startete ich einen letzten Versuch, das T.-Möchtegern-Oldtimerchen zu bremsen.
„Kleines, das Auto bekommt ein neues Rad. Dann ist es wieder ganz.“
Es beruhigte sie keinesfalls. Omi hatte ja keine Ahnung. Jenes Auto war kaputt, hatte sie ja gesehen und nun war sie es, die versuchte, mir, ihrer dummen Omi, etwas klarzumachen.
„Auto putt gemacht! Auto putt gemacht!! Auto putt gemacht …“
Ich gab es auf.
Gerade dann kam ein weißes Fahrzeug um die Ecke. Das kannte T. Da saß ja der Opi drin.
„Eine Omi!“, rief sie.
„T., ist der Opi!!“
Brav verbesserte sie sich:
„Eine Opi!!“
Ich gab mich zum zweiten Male an diesem Tag geschlagen. Eine Opi ahnte ja nicht, was ihn erwartete, freute sich aufs Enkelkind und hielt an. Solch ein hochgelegter Wagen ist denn doch zu hoch für ein 21 Monate altes Etwas. Das Fenster fuhr also runter und T. machte einen Klimmzug. Denn sie hatte einer Opi ja etwas Wichtiges mitzuteilen.
„Oomi, Auto putt gemacht!!“
„Opi!!“, versuchte ich flüsternd richtigzustellen.
Vergeblich. Die kleine Schallplatte an meiner Seite stellte fest, dass sie ja noch längst nicht alle ihre Rillen abgespielt hatte und drehte auf. Den Redefluss zu unterbrechen erwies sich als unmöglich. T. quasselte ohne Punkt und Komma und kam dabei erstaunlich lange ohne Luft zu holen aus.
Ums kurz zu machen: Dass das Auto kaputt gemacht worden wäre, schilderte sie mindestens dreißig Male. Selbst dann noch, als wir unser Haus betraten. Denn dort warteten Tante T. samt P., ihrem Verlobten, auf sie und die wussten ja noch nichts davon.
„Huhuuh T.!“
Die sparte sich die Begrüßung und legte prompt los.
„P.: Auto putt gemacht!!!“
Erst, als sich die Kleine dann des Kühlschrankes und der Weintrauben darin, für die sie so sehr schwärmte, erinnerte, war plötzlich das kaputte Auto total egal und sie futtere und futterte.
„Wie gut, dass da eine ganze Schüssel voller Trauben steht. So ist sie endlich abgelenkt!!“