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Affektkontrolle

Von Feierabend-Mitglied Freitag 26.02.2021, 22:00

Fabian, fast 6 Jahre, war ein kreatives Kind, mit dem ich tolle Gespräche führen konnte. Sein und auch unser Problem war sein unbändiger Jähzorn, wenn es ihn packte, dann hatte er keinerlei Affektkontrolle mehr. So kam er einmal mit Lars in einen Streit um ein Spielzeug, war völlig außer sich und schlug auf den kleineren Lars ein. Ich ging sofort dazwischen und hielt Fabian fest. Das steigerte seine Wut und mit seiner freien Hand griff er nach meinem Hals, riss mir die Kette ab und trat mit dem Fuß drauf.

Ich bat meine Praktikantin sich um Lars zu kümmern, zog Fabian in die Küche und machte die Tür zu. "Wirst du mich jetzt bestrafen?" fragte er verunsichert. "Nein, ich bestrafe niemanden, ich möchte erst einmal nur, dass du zur Ruhe kommst. Du kannst mir helfen Kartoffeln zu schälen, den Quark zu rühren oder dich einfach hinsetzen und nachdenken. Wenn du mit mir reden möchtest, dann kannst du es gern tun." Schweigen.... und er setzte sich an den Tisch.

So verging eine Weile, ich bereitete das Essen vor, schwieg, aber beobachtete ihn so unbemerkt wie möglich. Er entspannte sich langsam, schließlich sagte er: "Warum bestrafst du mich nicht, meine Mama macht das immer, wenn ich so eine Wut kriege. Ich hab doch deine Kette kaputt gemacht."

"Ich bin nicht deine Mama, jeder Mensch ist anders. Ich sehe doch, wie unglücklich du bist. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir das mit Lars und mit meiner Kette wieder in Ordnung bringen können." Ich unterbrach das Kochen und setzte mich zu ihm. "Darf ich auf deinen Schoß?" "Na klar Fabian, du bist ein ganz tolles Kind und ich habe dich sehr lieb."

Nach einigen Minuten strahlte er mich an und sagte: "Ich hab eine gute Idee, ich kenne einen guten "Schuwelier", der macht die Kette wieder ganz und ich bezahl das von meinem Taschengeld." "Super Idee und was machen wir mit Lars?" "Der darf heute bei mir sitzen und morgen bringe ich ihm ein Matchboxauto mit." Dann drückte er mich nochmal und ging zu Lars.

Am nächsten Tag brachte ich ihm zwei kleine Edelsteine mit, einen Türkis und einen Amethyst. Wir setzten uns nochmal in die Küche, ich gab ihm die Steine und sagte: "Steck einen in jede Hosentasche und wenn du spürst, du wirst so wütend, dann steck die Hände in die Taschen und reibe die Steine, bis sie ganz warm sind. Dann ist die Wut in den Steinen. Am Abend legst du sie auf das Fensterbrett und der Mond nimmt die ganze Wut weg." "Ja, Gitti, das will ich mal versuchen."

Wochenlang trug er die Steine mit sich herum und wenn ich sah, dass er doll wütend wurde, dann rief ich: "Fabian, die Steine!" Zwar wurde er nicht zum Lamm, aber die Anfälle wurden seltener.

Einige Tage später fehlten die Steine und ich fragte nach. Fabian sagte strahlend: "Gestern Abend war Papa so wütend auf Mama und da hab ich ihm meine Steine geborgt, und da mussten beide ganz doll lachen und ich auch und dann war alles wieder gut. Aber heute gibt er mir die Steine zurück."

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