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Würde ich das Rätsel lösen können?

Von tastifix Dienstag 24.05.2022, 10:56 – geändert Freitag 27.05.2022, 08:43

Die Berge in 2500m Höhe boten mit den schneebedeckten, in der gleißenden Sonne wie Diamanten glitzernden Gipfeln einen traumhaften Anblick. Nur das eigene Keuchen und das Knirschen des Schnees unter den Füßen vernehmend, kämpfte ich mich mühsam aufwärts.
´Nein, ich gebe nicht auf!!`

Erschöpft erklomm ich ein größeres Plateau, verschnaufte und spähte neugierig umher. Mein Blick blieb auf einem gewaltigen Steinhaufen haften. Magisch angezogen, stapfte ich darauf zu und starrte erschrocken auf ein seitlich klaffendes riesiges Loch. Mulmig wurde es mir zumute. Dennoch leuchtete ich mit der Taschenlampe hinein und erkannte einen extrem hohen Gang. Nach einem letzten kurzen Moment des Zögerns betrat ich ihn. Sich ständig verbreiternd, führte er immer tiefer hinab bis zum Eingang einer gigantischen Höhle. In deren hinterster Ecke entdeckte ich eine ungefähr vier Meter lange und drei Meter breite Kuhle.
´Oh nein! Was ist denn das!?`
Mich schauderte es, entsetzt hetzte ich zum Ausgang zurück. Nur fort von jenem Unbekannten, welches ich nicht einzuschätzen wusste.

Draußen rührte sich nichts. Es war alles wie vordem ... Mit vor Anspannung wackelnden Beinen schleppte ich mich weiter. Derweil überschlugen sich die Gedanken:
´Was wird, falls wirklich ...?`
Lähmende Frucht ergriff mich.
´Bin ich dann jetzt gar in Lebensgefahr?`

Aufgewühlt achtete ich nicht mehr darauf, wohin ich die Füße setzte. Plötzlich brach der Boden unter mir ein. Ich rutschte, fiel unaufhaltsam tiefer und fand mich am Boden einer unter der Schneedecke verborgenen Gletscherspalte wieder. Wie durch ein Wunder war ich, abgesehen von oberflächlichen Schrammen, unverletzt. Angstvoll krallte ich nach Halt suchend die Finger ins eiskalte Nass und stemmte mich stöhnend auf. Eine Chance, jenem Verlies zu entkommen, sah ich nicht. Ich war in der weißen Hölle gefangen.

Aber meine Psyche kämpfte vehement gegen das Gefühl der Ausweglosigkeit an und mein Verstand arbeitete auf Hochtouren.
„Mir ist praktisch nichts passiert. Vielleicht gibts ja doch eine Möglichkeit, hier raus zu kommen?"
Mit Eispickel und Seil wäre es kein Problem gewesen, aber die hatte ich während des Sturzes verloren. Mir blieb nur, der Welt dort oben verzweifelt entgegen zu schreien. Jedoch wurde meine Stimme ständig schwächer, bis ich schließlich kraftlos verstummte.
´Verloren!!`, hämmerte es in mir.

Wenige Minuten später jedoch schreckte ich hoch. Ein dröhnendes Stampfen, als ob eine Herde daher galoppierte, erschütterte den Boden und wurde immer lauter. Dann war es urplötzlich wieder totenstill. Ich wagte kaum zu atmen und blinzelte nur angestrengt ins Helle. Die gleißende Sonne blendete mich.
´Ich hab` Halluzinationen!`
Denn ich sah einen riesigen Schatten, der nicht wieder verschwand. Zudem vernahm ich ein seltsam knarrendes Knurren.
´Nein, es ist keine Einbildung! Das ist gar kein Schatten. Es lebt: Ein Tier! Und - wenn es mich entdeckt? Wird es mich umbringen?`

Es sollte der aufregendste Moment meines Lebens werden. Denn das Wesen lehnte sich über den Rand der Gletscherspalte. So etwas Fremdartiges hatte ich noch nie gesehen: Fast drei Meter groß, hatte es eine stämmige Statur und war am ganzen Körper mit weißem Zottelfell bedeckt. Anscheinend genauso überrascht wie ich von seinem Anblick war es von meinem. Gebannt musterten wir uns.
´Es schaut nicht böse, nur neugierig!`
Nach ein paar Sekunden des unschlüssigen Verhaltens legte es den Kopf schief, knurrte leise. beugte sich näher herunter zu mir und streckte mir seinen Arm entgegen. Die Hand, die sich mir anbot, war auffällig schmal.
´Ich habe keine Wahl! Es ist die einzige Chance!`
Zögerlich umklammerte ich sie, die meine fest umschloss. Zentimeter für Zentimeter zog mich das Wesen nach oben. Endlich wieder im Freien, kehrten meine Lebensgeister zurück und in mir keimte vage die Hoffnung auf ein Weiterleben.
´Oder soll ich als Futter dienen?`
Es wäre so einfach gewesen, mich auf der Stelle zu töten. Stattdessen berührte es streichelnd meine Wange, hob mich hoch und trug mich zu eben jener Höhle, die für mich den Beginn dieses Abenteuers bedeutet hatte. Drinnen schob es ein weiches Bärenfell in die jene geheiumnisvolle Kuhle, bettete mich behutsam darauf und reichte mir eine Steinschale mit Wasser. Dankbar lächelte ich und ... Das Wesen erwiderte dieses Lächeln!
´Ein Mensch!!`, sagte ich mir.
Ergriffen dachte ich:
´Er hat mich gerettet! Ich werde leben! - Doch was wird nun? Wird er mich denn gehen lassen ... Will ich überhaupt schon zurück?`
Mit leiser Sehnsucht dachte ich an daheim. Aber hier wurde mir soeben etwas Einmaliges zuteil ...
´Ob wir uns wohl verständigen können?`
Der erste Schritt dazu war getan, wir hatten uns angelächelt.

Meine Angst war verschwunden und beruhigt schlief ich ein. Als ich aufwachte, hockte jener Mensch neben meiner Liegestatt, den Blick fest auf mein Gesicht gerichtet und lächelte.
´Wie lange ich wohl geschlafen habe? Mir ist richtig flau vor Hunger!`
Abrupt setzte ich mich auf und durchwühlte den Rucksack nach Proviant, doch er war aufgebraucht. Flehendlich schaute ich meinen Retter an und führte mehrmals die Hand zum Mund.
´Ob er es wohl versteht?`
Tatsächlich verfolgte er die Geste aufmerksam und ahmte sie nach. Ich nickte nachdrücklich. Er antwortete mit einem Kopfnicken und holte aus einer anderen Ecke der Höhle ein Stück Fleisch. Hungrig biss ich hinein.
´Wenn er doch sprechen könnte!!`
Jedoch blieb es allein bei jenem eigenartigen Knurren. Aber nun wusste ich ja, dass er Mimik und Gestik zu deuten wusste.

Darum zog ich das Foto meiner Familie heraus, zeigte erst auf mich, dann aufs Bild. Interessiert betrachtete er es.
´Ahnt er, was ich ihm damit sagen will!?`
Forschend sah ich ihn an. Las ich da etwa Trauer in seinen Augen?
´Er ist ganz allein!!`, durchfuhr es mich.
Mitleidig strich ich ihm über das weiche Fell und erntete einen treuherzigen Blick.
´Wie nur erträgt er diese Einsamkeit?`
Irgendetwas musste er uns anderen Menschen voraus haben. War es vielleicht, dass er sich eins fühlte mit der ihn umgebenden Natur? Mich bewegte so viel, aber all die Fragen würden für immer offen bleiben.

Der Abstieg in aufkommender Dunkelheit wäre viel zu gefährlich geworden und deshalb brach ich schon bald auf. Es fiel mir schwer, denn ich hatte meinen Retter liebgewonnen. Wir traten in die bittere Kälte hinaus, ich winkte ihn zu mir an den Rand des Abhanges und wies mit der Hand in die Tiefe.
„Es ist Zeit. Ich muss zurück!“, schluckte ich.
Wieder streichelte er sanft meine Wange. Das Gepäck schulternd wandte ich mich zum Gehen. Da geschah etwas,was ich niemals vergessen sollte. Er zeigte auf sich und schaute mich dabei beschwörend an. Ich verstand sofort.
„Ich werde schweigen!“, versprach ich mit brüchiger Stimme.

Als ich mich einige Schritte entfernt hatte, drehte ich mich nochmal zu ihm um. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt und mir wohl unverwandt nachgesehen. Unsere Blicke trafen sich für einen allerletzten Gruß. Danach kehrte er mir den Rücken zu, stampfte zurück in die Einsamkeit des ewigen Eises und ich machte mich auf den Weg zurück in meine eigene Welt. Während des Abstieges sah ich ihn vor mir, jenen so sanften Riesen aus längst vergangener Zeit.
´Niemand soll Dich je bedrängen! Ich werde den Gedanke an Dich tief im Herzen bewahren und meinem Versprechen treu bleiben, solange ich lebe!!`
Immer dann, wenn ich den Blick über die hohen Berge schweifen lasse, denke ich an ihn, meinen Freund, den Yeti.

Ich darf es Euch berichten, weil dies alles nur in meiner Fantasie vor sich ging ...

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