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Gefährliche Überfahrt

Von Schachspieler Mittwoch 27.01.2021, 19:11

Langballigau
Wir saßen am Hafen, tranken ein oder zwei Bier und schauten auf die Flensburger Förde. Die beiden anderen Urlauber waren zwei ältere Dänen, die sich nach überstandener Herzoperation während der Kur kennengelernt hatten und sich jetzt schon wieder einiges zutrauten. Es war schon später Nachmittag, als ich mich verabschiedete, mit der Erklärung, noch mit meinem Kajak auf die andere Seite nach Dänemark paddeln zu wollen. Als ich dann vom Campingplatz zum Strand ging, waren die Dänen schon da. Bestens ausgerüstet, wie sie meinten. Da war ein großes Gummiboot, immerhin mit mehreren Luftkammern, zwei Stechpaddel, ein Zelt, zwei Schlafsäcke und Proviant, überwiegend flüssig. Meine Versuche, zu erklären, dass das Vorhaben mit einem Badeboot gefährlich ist, fruchteten nicht, die Bezeichnung "Badeboot" nahmen sie mir übel. Also los ging es, wir hatten Rückenwind und kamen gut voran. Es querten auch keine gefährlichen Schiffe, was in dieser stark befahrenen Schifffahrtsstraße nicht selbstverständlich ist. Ungefähr in der Mitte, vier Kilometer von jedem Ufer entfernt, hörte ich die weinerliche Stimme der Dänin: "Henning help". Ihr Partner hielt sie zwar fest, konnte sie aber nicht ins Boot ziehen. Sie hatte es nicht mehr ausgehalten, musste mal und so war ihr verlängerte Rücken im Wasser. Schnell paddelte ich zu ihrer Seite des Bootes und half, sie wieder in das Gummiboot zu befördern. Sie und es waren nicht leicht und beide Boote bewegten sich bei dem Rettungsmanöver heftig, gekentert sind wir aber zum Glück nicht. Auf den Schreck tranken wir dann ein Bier, um dann feststellen zu müssen, dass nur noch ich mein Doppelpaddel hatte, die beiden Stechpaddel der Dänen waren verschwunden. Mit einem Seil verbunden, zog ich sie dann hinter mir her, was bei dem Rückenwind nicht so schwer war.
Am nächsten Morgen schaute ich um 5 Uhr über die glatte Ostsee, kein Wind wehte. Bei diesen Verhältnissen hätte ich sie mühelos hinter mir herziehen können, wieder nach Langballigau zu ihrem Wohnwagen und PKW. Nur dauerte es, sie wach zu bekommen und dann wollten sie auch noch frühstücken. Erst um 8 Uhr starteten wir und da war schon wieder der Wind von gestern, nur jetzt von vorne! Mit den beiden Dänen ohne Paddel im "Anhänger" kam ich nur sehr langsam voran. Stärker werden durfte der Wind keinesfalls und querende Schiffe sollten möglichst auch nicht kommen. Ich konnte mir ausrechnen, dass ich vier bis fünf Stunden ohne Pause paddeln müsste, wenn ich uns drei wohlbehalten an den Strand bringen wollte. Ich war nach drei Stunden fix und fertig, ich hatte nichts zu trinken, einen pelzigen Geschmack im Mund. Ich fragte nach der Flasche Wein, die wir morgens noch übrig hatten. Die hatten die beiden Dänen allerdings auch schon ausgetrunken, während sie mir beim Paddeln zusahen. Langsam bekam ich Rachegedanken und überlegte mir, was ich der Polizei erzählen sollte, wenn ich ohne sie ankommen würde. Einfach "Leine los" und abhauen, machte ich natürlich nicht. Mit dem näherkommenden Ufer wurde das Paddeln auch leichter und endlich hatten wir es geschafft. Die beiden Dänen wankten zu ihrem Wohnwagen und ich kümmerte mich um die Boote und das Gepäck.

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