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Feechen - Prinzessin auf vier Beinen (2)

Von tastifix Donnerstag 20.02.2020, 13:49 – geändert Freitag 13.03.2020, 10:22

Ich auf Abwegen und was des zur Folge hatte ...

Ich war fast noch ein Kleinkind, als mir ein weißer Mini-Teddy mit schwarzer Schnute und dunkelbraunen Augen über den Weg lief. Er war genauso alt wie ich und zwischen uns funkte es sofort. Chally wohnte in der Nähe und wir trafen uns von dann an fast jeden Tag, tobten wie die Verrückten und waren ein Herz und eine Seele. Zum Glück vertrugen sich unsere Frauchen sehr gut. Dann war es soweit: Meine Vielleicht mal-Schwiegermama lud uns zu zu sich nach hause ein.
„Juhuuh! Es geht zu Chally!", jubelte ich.
Frauchen lachte, aber sie lachte ja sowieso sehr oft.

Gegen Mittag zogen wir los. Mit klopfendem Herzen trabte ich neben ihr her. Mich erwartete ja ein langer gemeinsamer Nachmittag mit meiner ersten Liebe.
„Ich werd mich benehmen wie ne Eins. Frauchen soll stolz auf mich sein können!"
Um die Ernsthaftigkeit des Vorsatzes sofort zu beweisen, setzte ich mich, als Challys Mama mich begrüßte, unaufgefordert hin und reichte ihr die Pfote. Wie nicht anders zu erwarten, war sie ganz gerührt:
„Ach Gott, ist die süüß!"
´Und ob!`, dachte ich stolz.

Challys Revier gefiel mir auf Anhieb, selbstverständlich vor allem die Küche, deren Tür so einladend offen stand. Klar, dass ich sofort hinein düste und mich keck-fordernden Blickes vor den Kühlschrank pflanzte. Das Ding hatte ich sofort erkannt, denn Frauchens daheim sah fast genauso aus. Chally war nicht doof und leistete mir dabei nur zu gerne Gesellschaft. Zu zweit würden wir die Beiden doch weich kriegen, ooder? Unsere Frauchen bestanden die Nettsein-Prüfung wirklich mit Auszeichnung. Nur eine einzige Minute später öffnete sich der Leckerchenspender und wir ernteten einen großen Happen Fleischwurst.
„Hmm, du, das merken wir uns!“
Mein Freund guckte verschwörerisch und schmatzte begeistert.

Das Kühlschrankerlebnis trug dazu bei, dass ich mich schon nach nur wenigen Besuchen bei Chally wie daheim fühlte und mich dort entsprechend benahm. Selbstbewusst spazierte ich kreuz und quer durch die Zimmer - auch ohne Frauchens Erlaubnis. Weil sie nicht schimpfte, durfte ich es ja wohl. Vielleicht aber hätte sie besser meckern sollen ... Ein paar Tage darauf verabredeten sich unsere Frauchen wiederum zur Mittagszeit. Bester Laune begleitete ich sie, denn ich hätte sie um nichts in der Welt alleine dorthin gehen lassen.
„Denn da warten ja Chally und die Fleischwurst auf mich!"
Nach wem ich mich mehr sehnte?
„Hm, wenn ich ganz ehrlich sein soll ... "
Den Rest schluckte ich runter, denn andernfalls hätte ich mich schrecklich schämen müssen!

Wir betraten die Diele. Chally lag auf dem Balkon und hatte mich anscheinend noch gar nicht bemerkt.
„Sein Pech!", brummelte ich gekränkt.
Dann allerdings schnupperte ich angeregt.
„Wau, riecht das lecker! Dankeschön, lieber Gott, dass Du mir so eine tüchtige Nase geschenkt hast!"
Schließlich wusste ich, wem ich die zu verdanken hatte.
„Na, ich kenne doch meine Pappenheimer!"
Keine Ahnung, was ´Pappenheimer` bedeutete, aber weil er das so fröhlich gesagt hatte, hieß es also was Nettes und ich freute mich drüber.
Immer noch standen wir in der Diele herum. Unsere Frauchen quasselten und quasselten und vergaßen völlig, dass sie sich ins gemütliche Wohnzimmer hätten setzen können. Ihr Pech! Mein Schnupperinstrument leistete ausgezeichnete Arbeit und verriet mir, woher der verführerische Duft kam. Ich beschloss, genauer nachzuforschen. Unsere Menschen beachteten es gar nicht, als ich mich heimlich verdünnisierte.
„Quasselt noch ein wenig länger!", flehte mein Hundeherz.
Frech flutschte ich ins Wohnzimmer. Vor mir boten sich Menschensessel an (wichtig, dies zu erwähnen, denn zuhause besetzten wir Vierbeiner die Dinger), davor ein niedriger Tisch und darauf stand ... Eine Minute später jedenfalls nichts mehr. Es war zu verlockend gewesen. Mit ein paar hastigen Bissen hatte ich kurzerhand Challys Frauchen das Mittagessen geklaut. Danach aber regte sich selbst bei mir so etwas wie ein schlechtes Gewissen.
„Wau, was mach ich bloß, wenn die das gleich merken?"
Tja, wenn ich das nur gewusst hätte. Noch nicht einmal der liebe Gott half mir. Ob dem meine Idee vielleicht doch nicht so gut gefallen hatte? Ich schielte zu Chally, der tatsächlich ungerührt liegen blieb, anstatt zu mir zu traben und mich wenigstens ein wenig zu trösten.
„Und wenn`s jetzt nur ein Nasenküsschen wäre!", dachte ich enttäuscht.
Ja, es war meine erste Negativ-Erfahrung mit einem Mann. Denn genau der war Chally ja, wenn auch noch ein sehr junger.

Mittlerweile hatten die beiden Frauchen das erste Gesprächsthema abgehakt und betraten das Wohnzimmer. Noch lachten und scherzten sie, aber nur noch für ein paar Sekunden ... Challys Frauchen guckte fassungslos auf den Tisch. Meines guckte auch, noch fassungsloser.
„Nein!", meinte Challys Frauchen.
„Neeeiiin!", hauchte meines.
Zu mehr war Frauchen nicht fähig. Sie wurde kreidebleich, daraufhin dunkelrot. Dann fasste sie sich und stotterte:
„Mir ist das so peinlich! Wie furchtbar ... Ihr Mittagessen!!"
Challys Frauchen:
„Was regen Sie sich denn so auf? Das macht doch nichts!"
„Ja, aber ... "
„Ach, lassen Sie doch. Feechen hat es geschmeckt. Na und??"
„Nee, ich gehe jetzt erst einmal nach hause. Ich kann nicht mehr!", stammelte Frauchen, legte mich bitterbösen Gesichtes an die Leine, murmelte ein paar Abschiedsworte und zockelte mit wackelnden Beinen mit mir gen Heimat.
„Fee, wie konntest Du nur?"
Ich wusste es auch nicht.
„Das war ja wohl die größte Unverschämtheit, die Du Dir da geleistet hast!"
Da gab ich ihr geknickten Hundeherzens Recht. Aber es hatte doch so toll gerochen ...
„So schnell wirste Chally garantiert nicht wiedersehen. Das haste jetzt davon!", meckerte Frauchen gemein weiter. "Wenn überhaupt je!!"
Ich hielt lieber dazu die Schnute. Nicht, dass es noch schlimmer werden würde mit der Schimpfe. Aber Frauchen schämte sich immer noch schrecklich und hörte gar nicht mehr damit auf. Sogar zu hause schämte sie sich noch.
„Heute kriegst Du jedenfalls kein Gutenacht-Leckerchen. Da kannste sicher sein!"
So, wie sie guckte, war ich mir dessen leider total sicher und auch noch, dass ich in dieser Nacht im eigenen Körbchen zu schlafen hätte anstatt an ihrer Seite. Und richtig: Knödel und Quinny wurden vor dem Schlafengehen mit einem extra tollen Leckerchen verwöhnt und ich ging leer aus. Furchtbar traurig legte ich mich in den Korb und konnte vor schlimmen Gewissensbissen erst gar nicht einschlummern. Selbst Challys Frauchen tat mir plötzlich ein wenig leid, obwohl ... Endlich, nach vielen quälenden Gedanken war ich zum Glück dermaßen erschöpft, dass mir die Augen zufielen. Ich träumte von einem super tollen Mittagessen!

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