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Fahrt ins Blaue.

Von Heha45 Samstag 04.11.2023, 16:44


Um 6.45Uhr sollten wir abgeholt werden, die Zeit verrinnt, endlich, mit einer knappen Stunde Verspätung kommt der Zubringer, er soll uns zu unserem Reisebus fahren.
Schmalzige Musik erklingt im Innern des Kleinbusses. Bitte machen sie das Radio etwas leiser. „Die Leute wollen Musik, “ brummt der mürrische Fahrer. Er sammelt noch mehrere Reisende ein und das dauert.
Seine Zentrale meldet sich mit der vorsichtigen Frage, wann er eintreffen wird. Unser Fahrer, aufbrausend. Dann schick mal die Müllabfuhr von der Straße und räum die Umleitungen weg. Weder das eine noch das andere bemerkte ich. Irgendwann kommen wir beim Betriebshof an.
Das Ziel unserer Reise war bisher unbekannt, jetzt wissen wir es, ein freundlicher Fahrer wird uns ins „Ländle“ bringen.
Nieselregen, auch in Stuttgart, dort steht unser Hotel. Zum Abendessen gibt es Fisch. Eine Grauhaarige mit Gehhilfe setzt sich zu uns und erzählt ungefragt von ihren wohlgeratenen Kindern, ein Sohn Betriebsleiter, der andere Computer-Spezialist. Super Enkel, sieben Stück. Nun die Pillen, fünf Medikamente muss sie unbedingt nehmen, sonst stirbt sie sofort. Die Wassertabletten machen ihr Sorgen, weil ja nicht an jeder Ecke eine Toilette steht.
Ein interessantes Ausflugsprogramm wurde zusammen gestellt. Beispielsweise Deutschlands älteste Sektkellerei, sie befindet sich in Esslingen. Einige Leute unserer Gruppe klettern hinunter zu den Sektflaschen, die Fußkranken und Bewegungsfaulen gehen lieber gleich zur Sektprobe über.
Es folgt die Besichtigung des Schlosses Ludwigsburg, die findet im Laufschritt statt, denn die resolute Führerin strebt ihrem Feierabend entgegen. Sie kommandiert, wir folgen. Jeden Raum den wir verlassen schließt sie sofort ab.

Mittwoch, Rückreise. Alle sind pünktlich im Bus und die Fahrt verläuft sehr harmonisch, bis zum Betriebshof des Busunternehmens.
Dort steigen wir wieder in das Fahrzeug des schlecht gelaunten Chauffeurs. Seinen Musikgeschmack behielt er bei, überlaute Schlager bringen mein Blut in Wallung. Hinter mir höre ich: „ Schöne Musik“, die Fahrgäste daneben, „ Grausam, kitschig.“ Mir platzt der Kragen, „Machen sie das Radio leiser, das ist ja Folter.“ „Wat wollen sie denn, Discomusik?“ Niemand sagt etwas dazu.
Rücksichtslos begibt er sich in den Straßenverkehr, erzwingt die Vorfahrt und lenkt auch schon mal durch einen Vorgarten, um dem Gegenverkehr auszuweichen. Schimpft über die Idioten in den anderen Fahrzeugen. Nun fahr doch endlich, brüllt er aus dem Fenster.
Sein Navi quasselt dazwischen, er fährt wie er will und bringt dadurch das System durcheinander. Der Routenfinder gibt sich Mühe, ihn auf den richtigen Weg zu bringen, ohne Erfolg. Wir machen den schwierigen Zeitgenossen darauf aufmerksam, dass wir hier schon mal waren. Die, er meint sein Navigationsgerät, die schickt mich hierhin. Aber das ist verkehrt. Dann müssen sie sich beschweren. Wieder fährt er in die falsche Richtung.
Ich drehe mich zu den Mitfahrerenden um, die ducken sich und wehren ab. „ Ich kenn mich hier nicht aus, “ flüstert eine ängstliche Stimme. Früher konnten Fahrer Karten lesen, gebe ich zu verstehen. Jetzt gibt es Navi, raunst der Lenker. Aber sie fahren im Kreis. Dann beschweren sie sich doch.

Zwei Stunden benötigt das Scheusal für 25 Kilometer.
„Eine Bitte hab ich“, sage ich beim Aussteigen: „sollten sie nochmal den Auftrag bekommen uns abzuholen, weigern sie sich.“

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