WARUM IN DIE FERNE SCHWEIFEN

Es gibt wohl kaum ein anpassungsfähigeres Volk als uns Deutsche. In fast jeder Fremdsprache fühlen wir uns heimisch, nehmen dankbar Sitten und Brauchtum anderer Länder an, machen sie nach.
Aber auch innerhalb unserer Grenzen gibt es keine Grenzen. Was es diesseits des Weißwurst-Äquators nicht gibt, erweist sich als Marktlücke und wird rangeholt: Blauweiße Dekoration, Weißwürschtl, Haxn, Laugenbrezen, wie hierzulande immer mehr Festlichkeiten mit Bayern-Touch zeigen.

Bayern-Folklore-Begeisterte können Fahrgeld sparen: WIR!! Wir haben sie längst vor Ort, die Alphornbläser und Bergvagabunden. Zwar ostfriesische, aber schon allein vom Äußeren von echten Bajuwaren und Schwyzern nicht zu unterscheiden. Der Unterschied liegt nur darin, dass sie aus Aurich und Umgebung kommen.

Da stecken gestandene Mannsbilder in zünftigen Krachledernen oder Stoff-Kniebundhosen (getreu dem Motto: Oa Moa oan Bauch is oan Krüppel (ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel); spannen sich zumeist rote Kniebundstrümpfe um stramme Männerwaden; stecken die Füße in derben Wander- oder Bergschuhen. –
Ein Bild – durchaus zum Hinschauen.
Und die Alphornbläser? Es war mir neu, dass es diese in unseren Breiten überhaupt gibt. Fürwahr eine Bildungslücke. Aber irgendwie tun mir die unhandlichen Instrumente leid – so ganz ohne ihre Berge…

Da gibt es Kraxlhuber, die an Hochhäusern oder niedersächsischen Minifelsen ihre Klettertouren üben; aber die höhere Warte für Alphörner fehlt.

Blieben die Dünen auf unseren Inseln. Juist wäre da zu empfehlen. Borkum auch. Der weiße Sand vermittelt eventuell den Eindruck von Schnee und Gletscher. Und tönt der Hörnerklang übers Meer, taucht vielleicht eine Seekuh auf und stellt die Lauscher hoch.

Ostfriesland – Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Eines aber erfüllt meine national-eingefrieste Seele mit Stolz: Ostfriesen jodeln besser, als Bayern Plattdeutsch sprechen!!!