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Warum der Sündenbock die ärmste Sau ist

Von Pinnacle Donnerstag 18.06.2020, 09:46

Warum der Sündenbock die ärmste Sau ist und wenn der Bock zum Gärtner gemacht wird.
Joa Bosch ©BJS

„Müller wer hat denn diesen Mist veranlasst? Meine Frau ist außer sich“, herrschte der Direktor seinen Abteilungsleiter an und zerriss ein Foto nach dem anderen. Müller drehte und wendete sich verlegen mit verknoteten Armen und druckste herum. „Raus mit der Sprache“ wetterte der Direktor und zündete sich eine edle Zigarre an. „Naja, Herr Direktor, sie selbst waren es, der die Anweisung für die farbliche Gestaltung des Salons ihrer Gattin gegeben hat“. Der Direktor erbleichte und sagte: „Wirklich? Ach ja, das war so zwischen Tür und Angel. Um Gottes Willen! Müller, wenn meine Walburga erfährt, dass ich das war! – nicht auszudenken – dann Gnade mir Gott“. Da muss schnellstens ein Sündenbock her. Los, Müller tun sie was“.

Müller kannte die herrische und launische Frau des Direktors und Mitleid überkam ihn. „Also wir könnten es ja dem Schröder in die Schuhe schieben, der war ja sehr oft mit der Farbscala und bei dem Aufmaß in ihrer Villa“. Der Direktor trommelte nervös auf der Tischplatte herum und kam zu einer Entscheidung. „Ja, machen sie den blöden Schröder zum Sündenbock. Der hat mir mit seiner Empfehlung den Scheiß doch eingebrockt.“
Sprachs und getan.

Ja, wenn man den Bock zum Gärtner macht, dann kommen die tollsten Sachen dabei heraus. Die Direktorengattin, die bei den vielen Aufenthalten von Schröder, mit ihm ein intimes Verhältnis begonnen hatte, beendete die „liaison affäre mit dem Unwissenden sofort.

Alle waren zufrieden. Müller wurde zum Prokuristen befördert, Walburgas Salon bekam einen neuen Anstrich und sie konnte auch ihren Gatten mit ihrer plötzlichen Schwangerschaft beglücken.
Der Direktor platzte vor Stolz Vater zu werden. Nur Schröder, die arme Sau, wusste nicht wie ihm und was geschah.

*
„Jemanden zu Sündenbock machen“:

Bedeutung:
Jemandem unabhängig von seiner tatsächlichen Schuld für einen Misserfolg oder eine Niederlage verantwortlich machen, z.B. in Sport oder Politik; die Schuld anderer zugewiesen bekommen – zu Unrecht für etwas verantwortlich gemacht werden.
Herkunft
Der Begriff Sündenbock verfestigte sich im Mittelalter, in dem auch Tiere für Straftaten vor Gericht gestellt werden konnten und auch wurden. Es sind zahlreiche Fälle überliefert. So wurden bspw. des Öfteren Schweine wegen Kindestötung angeklagt und zum Tod am Galgen verurteilt. Außerdem sind Prozesse gegen Wölfe, Mäuse, Heuschrecken und eben auch Ziegenböcke belegt.

„Den Bock zum Gärtner machen“

Bedeutung:
Die Redewendung "Den Bock zum Gärtner machen" bedeutet, dass jemandem eine Aufgabe übertragen wird, der dafür völlig ungeeignet ist. Schlimmer noch: der das Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich erreichen soll!
Herkunft aus dem Mittelalter:
Die Fresslust von Ziegen ist selbst schon fast sprichwörtlich. Oder wie es in einem alten Buch anschaulich geschildert wird:
„Eigenthümlich ist die Naschhaftigkeit des Ziegengeschlechts. Die Ziege beschnuppert, beleckt, kostet und versucht Alles, selbst den Pfeffer aus dem Gefäße vom Tische weg; im Garten probirt sie bald den Kohl, bald die jungen Sprossen, bald die Rinde junger Bäume.“
Noch dazu geht die Ziege sehr gründlich vor. Selbst vor den Wurzeln macht sie nicht halt. Würden Sie wortwörtlich einen Bock zum Gärtner ernennen, fänden Sie demnach binnen kurzer Zeit kaum noch etwas Grünes vor. Diese Art Gärtner würde also viel schaden und nichts nutzen.

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