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Tief unten............

Von Fiddigeigei Freitag 04.12.2020, 11:18

Tief unten….….…..…….
Diese Geschichte widme ich 2 guten langjährigen FA Freunden aus dem Saarland.
Monika und Edgar, die leider viel zu früh gehen musste aber mir unvergessen sind.
Vielleicht passt sie zum heutigen Barbaratag ganz besonders

Es geschah auf einer Wanderung von mehreren Tagen durch das Saarland auf einem Premium Wanderweg und führte mich von Mettlach/Oschatz/Saarschleife bis hinauf nach Rheinland-Pfalz Idar-Oberstein.


Tief unten drinnen

Der Wanderer kam nach vielen Stunden erlebnisreichem Gehen durch Gottes weiter Natur durstig und hungrig an eine steile Wand aus grauem und schwarzem Steingeröll. Gleich neben dieser steinernen Aufschüttung entsprang ein kleines Bächlein aus dem dunklen Waldsaum und schlängelte sich freundlich und einladend plätschernd durch einen mit bunten Blumen übersäten Wiesenrain.
Der ganze Platz war in hellen Sonnenschein gefasst und lud den einsamen Wanderer zur verdienten Ruhe ein.
Er wusste es bereits als er diesen Ort der Stille und Natürlichkeit betrat, dieser Platz musste einen Zauber besitzen und atmet etwas aus, was nur Menschenkinder in sich einatmen können, die auch noch am Tage zu träumen verstehen.
Schnell war der drückende Rucksack abgeworfen und der Schweiß mit einem blau karierten Halstuch von der Stirne gewischt. Der Pilger holte eine Handvoll Nüsse und Rosinen hervor und warf sich ins weiche grüne Gras. Zuvor hatte er mit seinen Händen reichlich Wasser aus dem Bächlein geschöpft und aus den hohlen Händen getrunken, dabei nicht vergessend sein heißes Gesicht zu kühlen.
Auf der Zauberwiese taumelten die farbenprächtigsten Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Dickbäuchige brummige Hummeln und fleißige Bienen in gelben Blütenstaubkleidern und Pollenhöschen an den Strampelbeinen besuchen immer wieder die weit geöffneten Blumenkelche und sammelten süße Vorräte.
Dem Wanderer schien die Sonne auf die Nasenspitze und langsam fielen ihm die Augen zu, die heute schon so viel gesehen und seine Gedanken kreisten um das Erlebte.
Auf einem Stein ihm gegenüber hatte es sich eine grün schillernde Smaragdeidechse gemütlich gemacht um einen Mittagsschlaf abzuhalten. Ihr Bauch atmete gleichmäßig und ruhig.

Es verging nur kurze Zeit als der Schlafende ein feines Stimmchen vernahm, welches ihn anzusprechen schien.
Hoho, rief es- was suchst du in meinem Revier-. Er sah sich um, konnte aber nichts sehen.
Hier bin ich gerade vor dir unter diesem Stein. Und tatsächlich sah er ein winzig kleines Männchen, so etwa zwei Finger hoch. Es trug eine eigenartige Kleidung. Hose und Jacke ganz in Schwarz, mit silbernen Knöpfen besetzt. Auf dem Kopf saß ein hoher randloser schwarzer Hut, auf dessen Vorderseite zwei gekreuzte silberne Schlegel abgebildet waren.
Das Männchen kam unter dem Stein hervor und stellte sich vor den Wandersmann hin.- Ich bin das Saarmännlein- sagte es mit einer hohen Fistelstimme.- Und wohnen tue ich hier tief unten im Berg und bewache dort mächtige Schätze-.
-Und weiter sagte es-, wenn du Lust hast zeige ich dir mein unterirdisches Reich-.
Aber wie soll ich nach unten steigen können, dazu bin ich doch viel zu groß.-
-Das ist für uns Bergzwerge kein Problem. Wünsche es dir einfach und du wirst sehen-!
Tatsächlich schrumpfte der Wanderer wie wunderlich auf die Größe des kleinen Männleins. Nun sah die schlafende harmlose Smaragdeidechse gar wie ein gefährlicher Drache aus.
Das Saarmännlein lächelte,- habe keine Angst und folge mir-.
Sie stiegen durch einen Schacht in die Tiefe des Erdinneres und das Männlein zündete eine Laterne an, damit überhaupt etwas zu sehen war. An den Stollenwänden blinkten und glitzernden Steine und man konnte sich kaum satt sehen an deren Pracht.
Dann betraten sie riesige Kavernen, die aber aber alle völlig leer schienen.
Das Saarmännlein erklärte: Das, was hier früher lag haben die Menschen alles der Erde gestohlen- Rücksichtslos haben sie Erze und Gold und Silber geraubt, das Erdöl herausgepumpt und nun sind nur noch diese Hüllen geblieben.
In ihrer Gier und Rücksichtslosigkeit kannten sie keine Grenzen mehr.

Wir, die Bergmännlein haben dafür hier in den tiefen Hohlräumen, das eingelagert was die Menschenkinder durch ihren unersättlichen Hunger nach Erdschätzen und ihr ewiges Gewinnstreben verlieren.

Gemeinsinn- Toleranz- Genügsamkeit- Freundschaft- Sozialem Verhalten- Sparsamkeit- Demut- Achtung vor der Natur- und vielen anderen Dingen die wichtig für ein friedliches Zusammenleben waren.

Von all diesen verlorengehenden Tugenden speichern wir hier in den Hallen das, was der Mensch oben auf der Erde aufgibt und für Abfall hält.
Und dies sind die Schätze die wir die Bergzwerge hier in den ausgeraubten Lagerstätten speichern und die du leider nicht sehen kannst, die aber mehr Wert sind als alles Silber, Gold und Erdöl.

Wir Zwerge lagern hier alles ein, was euch dort oben nicht mehr wertvoll zu sein scheint.
Wir lagern es ein für eine Zeit, wo ihr Menschen wieder zur Besinnung kommt, spätestens aber dann, wenn sie der Erde das letzte materiell verwertbare Teilchen entrissen haben, werden sie wieder hinabsteigen und nach neuen Schätzen graben wollen und vielleicht finden sie dann das, was ihnen verloren ging, hier in unserem tiefgründigen Reich.

Plötzlich verschwand das Saarmännlein und der Träumer erwachte und fand sich so vor wie er eingeschlafen war.

Dem Tagträumer gegenüber schlummerte die Smaragdeidechse und ihr Bäuchlein hob und senkte sich rhythmisch, die Honigsammlerinnen umschwirrten die Blumenkelche und Schmetterlinge flatterten wie leichtsinnige Ballerinen in einem warmen leichten Mittagswind dahin.

Der einsame Wanderer aber, setzte schlaf erfrischt den Rucksack auf, wünschte der Zauberwiese und ihren Bewohner ein stilles Lebewohl und zog nachdenkend weiter seines Weges.

Carlos

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