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Nur-Frau

Von tastifix Mittwoch 10.03.2021, 11:59

Selbstverständlich kenne ich die biblische Geschichte. Klar, dass wir bloß ein Mischmasch aus der siebenten Rippe der wichtigsten Geschöpfe Gottes sind. Nur ein solches, aber ... was für eines!

Immerhin wusste sich schon damals Stammmutter Eva im Paradies eine der gottgewollten Eigenschaften ihres Adams zunutze zu machen und wickelte ihn um den Finger. Adam war, wie die meisten Männer, sehr erpicht auf Leckereien. Also hielt Eva ihrem Liebsten einen Apfel unter die Nase. Der ließ Gottes Vorschriften Vorschriften sein und genoss ihn, ohne jegliche Bedenken zu haben bei dem flüchtigen Gedanken an die dafür zu erwartende Strafe. Garantiert hatte jenes ranghöchste Haupt der Schöpfung vergessen, ausreichend viele seiner zudem noch relativ ungenutzten grauen Zellen zu aktivieren, um dann besser bedenken zu können, welche Folgen es für die Zukunft nach sich ziehen könnte.

Gottes Urteil fiel fürchterlich aus. Er verbannte die Zwei aus dem Paradies und sie hatten sich fortan auf der Erde zu plagen. Zudem fällte er noch einen Beschluss, den ihm die weibliche Hälfte seiner Geschöpfe im Laufe der Jahrhunderte ständig mehr verübelte. Wir Nur-Frauen sollten dem Mann gehorchen und obendrein unter Schmerzen Kinder gebären, derweil die Herren der Schöpfung nach Belieben kommandieren und uns gar malträtieren durften. Außerdem blieben alle wichtigen Entscheidungen allein denen vorbehalten. Uns stand kein Mitsprache- und erst recht kein Widerspruchsrecht zu.

Lange Zeit blieb es an dem. Erst in der Antike änderte es sich. Ausgerechnet wir Nur-Frauen spannen die Fäden im Hintergrund. Einige von uns dirigierten als Geliebte der Könige und Herrscher sogar die Weltgeschichte. Und/oder bestiegen tatsächlich selber den Thron. Man gedenke Kleopatra, Königin von Ägypten (69-30 v. Chr.). Von ´das Weib sei dem Manne untertan` hielt die so gar nichts. Kommandierte so und so herum und letztendlich auch den armen Caesar.

Später im Mittelalter gewannen manche Burgfräuleins oder Prinzessinnen an Einfluss, indem sie die Männerwelt so erfolgreich reizten, dass die daraufhin besonders reizend war und nach ihrer Pfeife tanzte. Die Herren der Schöpfung fielen nämlich auf unsere mannigfachen weiblichen Tricks nur zu gerne nur zu oft herein. So setzten wir angeblich nur schwache Frauen sie auf dann gar nicht schwächliche Weise schachmatt, konnten infolge oft mit ihrer Mithilfe unser Ziel verfolgen, die eigenen Vorstellungen von der Welt Wirklichkeit werden lassen.

Als eine Frau an der Spitze sei Elizabeth I (1533-1603), Königin von England, erwähnt. Die baute die anglikanische Kirche aus und bekämpfte mutig Katholiken und Puritaner. Doch sie beging einen schlimmen Fehler und ließ sich zu ihrer Schande dazu hinreißen, wirklich eine andere Frau, nämlich ihre Gegenspielerin Maria Stuart, umbringen zu lassen, nur weil Maria eine übermächtige Gegenreformation nach Schottland gebracht hatte, die dabei war, auf England überzugreifen.

Weiterhin kämpften wir Frauen energisch um die Gleichberechtigung, drängten uns immer mehr in den Vordergrund, nicht nur innerhalb des Hauses, sondern auch im öffentlichen Leben. Das Mehr an Gehirn, auf das die Männerwelt ja mit Vehemenz bestand, war wohl doch nicht ausschlaggebend für Intelligenz, Leistungsfähigkeit und daraus resultierendem Erfolg. Wir haben zwar weniger im Oberstübchen, aber das, was wir haben, wiegt anscheinend doppelt. Tja:
„Nicht die Quantität macht`s, sondern die Qualität zählt!“
Dem möchte ich unbedingt zustimmen.

Heutzutage geben die Männer, zähneknirschend oder aber auch erstaunlich wohlwollend, zu, dass die Zeiten des schwachen Weibes endgültig vorbei sind. In allen Bereichen des öffentlichen Lebens lockern wir Frauen mit Charme das Arbeitsklima auf, bringen Frische und Strahlen in die muffigen Büros mit den noch muffigeren, weil missmutig scheinbar vor sich hin schuftenden Männern und beflügeln deren Geist. Die stürzen sich mit vermehrter Anstrengung in die Pflichten, um uns zu beweisen, dass sie uns aber wenigstens doch noch das Wasser reichen können. Das Gegenteil würden sie nicht eingestehen, denn dies würde zu sehr an ihrer Mannesehre kratzen. Denn wir Frauen sind, was sie immer noch gern anführen, ja nur aus ihrer siebenten Rippe entstanden.

Dennoch bekleiden wir erstaunlicherweise mittlerweile Direktoren- und Ministerposten oder regieren sogar ein Königreich wie Elisabeth II in England. Und ernten deswegen Anerkennung und Bewunderung von einem großen Teil der Herren der Schöpfung. Die meisten haben nämlich endlich eingesehen, dass ihnen dadurch bestimmt kein Zacken aus der männlichen Krone verloren geht, ganz im Gegenteil.
Aber es gibt immer noch welche, die uns Frauen ziemlich irritiert beäugen, weil wir elegant und mehr oder weniger mühevoll die Karriereleiter hoch klettern. Eine siebente Rippe ... und so kess? Es schlägt in Missgunst um oder gar in Wut. Denn: Wir Nur-Frauen sind zuerst zur Frau avanciert, dann noch zu Sogar-Frauen, stehen nun überall ihren Mann und machen jenen Uneinsichtigen vielerorts die Führungsposten strittig. Nein, so nicht!

Jene Supergeschöpfe Gottes sehen ihre Vormachtsstellung ernstlich bedroht und knurren sauer. Die Fronten verhärten sich. Sie, sie seien doch die Krone allen Seins. Doch vergeblich! Wir einstigen Nur-Frauen erweisen uns als taktisch äußerst klug und zudem ausgesprochen tüchtig. Und die Kinder bekommen wir trotzdem auch noch nebenbei!!

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