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Die Autofahrt

Von tarena Dienstag 14.05.2019, 11:00

Mein Enkel Fabian forderte mich zu einem Duell heraus. Er hatte zum Geburtstag ein Automobil, Marke Wii, bekommen und nun wollte er mir seine Fahrkünste zeigen. Der Enkel lud die Oma ein mit ihm zusammen eine Spritztour zu unternehmen, d.h. nicht mit ihm in seinem Auto, sondern sie sollte in ihrem „Auto“ hinterherfahren. Erst zögerte ich, denn es kam mir doch etwas ungewöhnlich vor, einem Anfänger hinterher zu fahren, statt neben ihm im Auto zu sitzen. Schließlich ließ ich mich auf dieses Abenteuer ein.
Wir starteten zur gleichen Zeit. Mein Enkel gab ordentlich Gas und düste Richtung Autobahn ab. Nun gut, es war Sonntag, Feiertag, die Straßen einigermaßen leer. Ich schnell hinter ihm her, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Da bog er auch schon wieder ab und fuhr auf einer Landstraße weiter, ziemlich schnell. Ich bangte um ihn und versuchte mitzuhalten. Ich musste aufpassen, den Anschluss zu behalten, denn ein Ziel hatten wir vorher nicht ausgemacht. Es war also eine Fahrt ins Blaue. Schon wieder bog er ab, ohne den Blinker zu betätigen. Na, der Bursche wird noch mal mit der Polizei Bekanntschaft machen, befürchtete ich.
Ich also hinterher. Da fuhr ich doch prompt über eine Bordkante, danach rammte ich fast ein Straßenschild, dann kam ich plötzlich auf die linke Fahrbahn. Gott sei dank war heute kein Mensch unterwegs. Wieder eine Linkskurve. Ich kam aus der Kurve und dann auf einen Acker zum stehen. Ich legte den Rückwärtsgang ein und war wieder auf dem rechten Weg. Was war nur mit mir los? War es die Sorge um den Enkel, der unbesorgt fröhlich drauf los fuhr? Ich war doch schließlich ein erfahrene Autofahrerin, hatte vor fast 40 Jahren meinen Führerschein gemacht. Ich kam wieder in Fahrt, es war eine übersichtliche Straße. Dann tauchte ein Dorf auf. Doch ganz plötzlich sprang ein Kind auf die Straße, ohne zu schauen, ich bremste scharf. Vor Schreck kam ich mächtig ins Schwitzen, es ging gerade noch mal gut. Kurz danach hielt ich an, um mir die Jacke auszuziehen und auch den Schal vom Hals zu ziehen. Ich fühlte mich wie in einem Würgegriff, mir blieb die Luft weg.

Ich musste tief durchatmen. Dann fing es auch noch an zu regnen. Nervös wie ich war, fand ich plötzlich den Scheibenwischer nicht mehr, stattdessen den Regler für die Heizung mit noch höherer Temperatur. Trotz kaltem Wetter draußen kam ich noch mehr ins Schwitzen. Von der Stirne perlte mir der Schweiß. Meine Hände klebten am "Lenkrad" fest, als ich mit einem Ruck wieder eine Kurve nehmen musste, um nicht gegen einen Pfeiler zu prallen. Ich sah gerade meinen Enkel noch verschwinden.
Ich war jetzt ziemlich fertig mit den Nerven, aber endlich war ich auf einer langen geraden Straße, auf der mein Enkel doch tatsächlich mal langsamer fuhr, wahrscheinlich um auf mich zu warten. Ich konnte einfach nicht mehr, war völlig fertig mit den Nerven.
Als er neben mir war, rief ich ihm zu: "Ich will nicht mehr, ich steig aus". "Och, Oma, schade, das Wiispiel, das Papa mir zum Geburtstag geschenkt hat, ist doch ganz geil. " Ich legte den Joistick beiseite.
"Ja schon, aber ich fahr doch lieber richtig Auto, das kann ich wenigsten. Ich hab schon richtig Muskelkater in meinen Armen bekommen von dem vielen Lenkmanöver auf dem Bildschirm. Und meine Nerven müssen erst wieder geglättet werden. Ich muss mich jetzt ausruhen und erholen. Vielleicht können wir ja nächstes mal, wenn ich wieder zu Besuch bei euch bin, zusammen reiten. Das wird ruhiger werden."
Hoffe ich.

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