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Carlos Geistergeschichten

Von Fiddigeigei Dienstag 31.10.2023, 10:31

Halloween
Mein Faible, oder sagen wir besser eine Spinnerei von mir besteht darin, mich besonders gerne in der Dunkelheit zu bewegen. Dies kann spät abends oder am frühen Morgen sein. Dann schlafen „normale“ Menschen meist tief und fest und ich meine „alleine“ auf dieser sonst so lauten Welt zu leben. Ich liebe diese Stille um mich herum sehr.
Natürlich habe ich keine Angst, schätze es aber trotzdem, wenn mir ein leichtes Gruseln, kalt den Rücken herunter rieselt; und ich das Gefühl nicht los werde, dass jemand hinter mir ist. Ich drehe mich nicht um, in der geheimen Erwartung, dass ein unbekanntes Etwas mich einholen könnte und ein eiskalter Atem in meinen Nacken blässt.
Oft verspüre ich, dass sich in meinem Rücken ein helles Licht aufbaut, welches sich aber nicht zu erkennen gibt. Das geschieht sowohl in einer Mondnacht, wie auch bei düster verhangenem Himmel oder dichtem Nebel. Was für ein Phänomen ist das, ist es ein Irrlicht oder etwas völlig Unbekanntes, was mir den Weg ausleuchtet? Ich kann es mir nicht erklären.
Undefinierbare Wegelagerer -in Nacht gehüllte Bäume und Sträucher- stehen da und bedrohen den einsamen Nachtläufer, verwandeln die Pfade in ein Gruselkabinett. Aber ich weiß doch, die sind alle harmlos und auf einer Stelle für die Ewigkeit festgewachsen. Die meisten von ihnen sind mir von hundertfachen Begegnungen bereits bekannt und ich begrüße sie sogar mit Namen die ich ihnen bei meinen nächtlichen Ausschweifungen angedichtet habe. Da gibt’s den Leo ohne Kopf , den wüsten Troll Dagobert, das Galgenmännle, Ritter Fürchterlich, die Weiße Frau Annegret, Dogge Bernd, der Dino Schwuppdiwupp oder Vampir Wackelzahn und noch andere.

Mein Trauma erlebte ich in der Nacht vom 1. auf 2. November – also in der Nacht vor Allerheiligen oder ganz profan in der Nacht des Halloweens.
Es war vor 23Uhr, eine Stunde vor Mitternacht am 1. November als ich in meine Joggingschuhe schlüpfte. Der Himmel war nicht klar und mondlos. Nur ab und zu zwinkerte mir verwegen ein Sternchen durch den mit fliehenden Wolken zerrissenen Himmel zu.
Mein Weg führt mich durch unseren Friedhof. Auf jedem Grab brannte ein Rotes- oder Helles- Ewiges Licht, wie es vor diesem Feiertag üblich ist. Die Stimmung erschien mir so freundlich und heimelig. Bald wie Weihnachten- dachte ich-. Hier liegen unsere lieben Freunde. Hier haben sie sich das letzte Plätzchen auf dieser Erde ausgesucht. Gerne besuchen wir sie um mit ihnen ab und zu zu plauschen.
Im Feld stellte sich in den herbstlichen Nächten gerne ein Bodennebel ein, aber trotzdem konnte ich meinen Weg gut erkennen. Die zahlreichen Wegkreuze an der Laufstrecke hatten sich den Nebel wie ein leichtes Gewand umgehängt und der Gekreuzigte sah in seinem Leide noch schrecklicher noch erbarmungswürdiger aus.
Nach etwa einer halben Stunde sah ich von weitem ein Feuer lodern. Hatte ein Bauer, der den Baumschnitt auf dem Acker verbrennt, vergessen das Feuer zu löschen- was oft geschieht-?.

Wie ich mich näherte, überkam mich eine plötzliche, eine mir unerklärliche Furcht. Noch war es möglich den lodernden Flammen über einen anderen Weg auszuweichen. Aber was geschah mit mir? Meine Beine folgten nicht mehr meinem Willen, sondern liefen weiter auf das geheimnisvolle Flackern zu. Auf dem Acker lagen hunderte Kürbisköpfe die aus beleuchteten Augenhöhlen und grinsenden Mundöffnungen mich mit fürchterliche Grimassen stumm anblickten.
In Mitte dieser gräulich leuchtenden Köpfe, die wie von einem grausamen Henker geköpft da lagen, brannte ein Feuer.
Grölen, johlend und unter unheimlich hohen Gekreische tanzte eine Schar maskierter Gestalten um das hoch lodernde Flammenglut.
Zwei der Maskierten lösten sich aus der Schar, nahmen mich bei der Hand und führten mich- völlig willenlos geworden- in einen Kreis von Hexen, Totengerippen, Vampiren und anderen scheußlich Verkleideten.
Die mich Führenden hatten warme menschliche Hände und so dachte ich es handelt sich um irgend einen Mummenschanz von Jugendlichen, die hier ihr Halloween besonders feiern wollten. Komischerweise sprach niemand. Außer dem Stöhnen, Keuchen und dem tierischen Gejohle war kein menschliches Wort zu hören.
Der Tanz wurde immer ekstasischer und ich ich merkte wie meine Kräfte zu Ende gingen. Verzweifelt versuchte ich meine Hände aus der Umklammerung zu lösen, aber vergeblich. Die beiden hielte mich fest und zogen mich erbarmungslos weiter in diese Orgie des Grauens.
Eine Ewigkeit schien vergangen, als ich merkte wie die Hände der Verkleideten immer heißer und glühender wurden ich bekam das Gefühl zu verbrennen. Schon dachte ich, ich würde es nicht mehr aushalten, als sich das Fleisch meiner Peiniger langsam verflüssigte und wie ein schleimiger Brei begann an mir herabzutropfen. Ich spürte wie die Hände meiner Tanzpartner immer knochiger wurden, bis ich nur noch die Finger eines nackten Gerippes umfasste.
Entsetzliche Todesangst kroch in mir hoch. Ich wollte schreien, aber kein Ton brach aus meinem verkrampften Mund. Vor Ekel wollte ich mich erbrechen, aber alles an mir war wie gelähmt.
War dies das Ende? Vom Todeskampf geschüttelt, schloss ich meine Augen und befahl mein Leben einem Gott, den ich nie wahrhaben wollte und ich begann innerlich zu beten. .
Aus der Dunkelheit heraus erklang ein Glockentöne an mein Ohr. Nur ein Schlag, ein einziger Schlag war es der mich rettete eine Stunde nach Mitternacht genau . Als ich die Augen öffnete fand ich mich mutterseelenalleine auf einem Kürbisacker. Der ganze Spuk war wie vom Erdboden verschwunden.
Kein Feuer brannte, keine wilden maskierten Tänzer, keine beleuchteten Kürbisköpfe.

Es war die Nacht des Halloweens!

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