Auf zum Gipfelsturm

Diese Expedition fand schon vor einiger Zeit statt. Aber die Erinnerung bleibt!

Scarponi nuovi,
oder ein sinnloser Samstagmorgen

Meine neuen Alpini Trentinos Superschuhe verleihen mir Wunderkräfte! So am heutigen Samstagmorgen geschehen.
Der Vollmond, ne Menge Sterne und eine leuchtende Venus sahen mich am Samstagmorgen um genau 3Uhr und 30 Minuten oder um Halbviere in der Frühe mit kleinem Gepäck umgehängt auf der Straße. Gleich darauf stand ich -wie man so sagt- im Wald. Trotz des Leuchtens von oben, es war stockdunkel. Also Taschenlampe raus, um sich nicht Hals und Beine zu brechen.
Aber was war des nächtlichen Wandersmannes Sinn oder besser gesagt Unsinn. Es war ihm nicht darum, das Zauberblümchen, welches bekanntlich nur genau um 24°° zu finden ist, sich unter den Nagel zu reissen, dazu wars zu spät; nein er wollte die Frau Sonne aus ihrem Bett steigen sehen. Ein verbliebener frühkindlicher Voyeurismus aus der Jugendzeit, als es zwei Menschen des öfteren dort hinauf zog um diese Schauspiel auf 1200 m Höhe zu verfolgen. Über 1200 m sind es (sonst 1168 m), wenn man noch den Bismarckturm besteigt.
Nun muss ichs alleine wagen. Es gibt dort hinauf ein schmales Wegle schmal, sehr schmal und z. T. auch abschüssig. Kurz gesagt, um 5 Uhr zur Dämmerung stand ich auf der ersten Anhöhe, Verheißungsvoll war der Wald über mir in eine Feuersbrunst gehüllt. Sie war also erwacht die Schönglänzende!
Doch dort verlief ich mich gottserbärmlich, obwohl ich jeden einzelnen Baum auf das Zeichen abfummelte, es war weg. Gut, dass ich mich auskannte und so trotzdem um 6°° auf etwa 800m stand und die Stelle fand-es war ja Tag geworden- die den gradlinigen Sturm auf den Gipfel erlaubte.
Dieser Gipfelweg ist wirklich hochalpin, die Muskeln fangen das Zittern an, der Atem geht keuchend-jetzt eine Sauerstoffmaske-! Aber das ist nicht das Schlimmste, rechts und links diese Pfades des Todes klappern Gerippe herum, an deren Fußknöchelchen noch Stiefelethos von Armani hängen oder gar High Heels schlappern. Verzweifelte haben Steinmännchen gebaut, aber hier hat ein Rettungshubschrauber keine Landungschancen. Handy kann man wegschmeißen- Fuuuunkloch-!
Genau Punkt sieben zog ich mich unter Aufbietung der letzten Kräften auf das Plateau.
Aber erstens, Sonnenaufgang war um 6Uhr und 5 Minuten und zweitens, die Sonne hatte den Wolkenvorhang vorgezogen, das gschamige Luder.
Ich teilte meinen Apfel mit 300 Heidschnucken die dort in der Einsamkeit für Ordnung sorgen und eilte „Stehenden Fußes“ so ein saublöder Ausdruck, wie kann ich stehenden Fußes eilen(Dichtergequatsche) eilen und zudem stolperte ich mit lahmen Haxen- zurück ins Reich der Menschen.
Ich war, das gebe ich zu etwas böse auf dieses Glanzstück am blauen Himmel und wie um mich zu versöhnen, als ich genau um 10°° die Klinke meiner Haustüre drücken wollte, sandte sie mir genau auf die Klinke und meine Hand gerichtet einen Strahl ihrer Huld und schien von da ab den ganzen Samstag durchgehend.
Den Tag durch dachte ich bei mir, wenn ich tapfer meine Augen aufhielt um vor meiner hämischgrinsenden Mithausgenossin nicht als Weichei dazustehen- verdammt nochmal, man ist doch keine Zwanzig mehr!

Carlos mit leichten Wadenkrämpfen.