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Nix für Männer!

Von CeeBee Donnerstag 06.12.2018, 14:04 – geändert Donnerstag 06.12.2018, 16:13

Also, jetzt mal ehrlich ...

Wie war es denn damals, als Mann und Frau ihr Heim herrichteten und sie ihn bat, doch etwas mitzuhelfen beim Hausputz?

Nun, was soll Mann sagen, da gab es kein Brummen und Nörgeln, kein Kneifen und sich aus dem Staub machen. Ohne das kleinste Anzeichen von Widerstand oder Missmut hat er zugefasst, denn ohne ihn, den Mann, ging gar nichts. Der Haushalt und alles was daran hing war eine ausgemachte Anpacksache. Nicht einmal um Hilfe fragen hätte sie gemusst!

Da hieß es beispielsweise nach urdeutscher Sitte Gemütlichkeit schaffen, das Geröll wegräumen und die Gesteinsbrocken vor den Eingang schieben, die Löcher in den Wänden mit zähem Lehm verstopfen, so dass das Wasser nicht mehr die Wände hinab lief, sondern in die Waschmulde. Die Möbel, alles aus eichenem Vollholz - von wegen leichtem Bröselpressspan - an ihren sicheren Platz wuchten, die Feuerstelle, wenn es möglich war, mit Rauchabzug und wetterfestem Schutz herrichten. Das alles waren Aufgaben, die verlangten den ganzen Mann.

Wer sonst, als dieser, sollte eine Höhle gebrauchsfertig machen und über Zeiten in Betrieb halten können?

Auch wenn seinerzeit die Frau in der Mehrzahl der Fälle kein flirrendes, schwirrendes Püppchen war, sondern wohl eher ein schnaubendes Vollweib vom Format einer Walküre, die es durchaus verstand, einen Mann um den Finger zu wickeln und dies nicht etwa mit lockender, Hüften schwingender Erotik und säuselndem Charme, sondern durchaus mit schierer Muskelkraft, so war es doch über Generationen hinweg vererbter Brauch, dass der Herr der Dame helfend die Hand reichte.

Und viel wichtiger noch als ein willkommenes zu Hause, war das tägliche, nackte Überleben und der Erhalt der Sippe. Da schickte der Mann, auch wenn es Brunhilde oder mag sie auch Kriemhild geheißen haben, möglicherweise allein geschafft hätte, nicht die Frau ins Feld, sondern er selbst stemmte sich mit entblößter Brust den feindlichen Gewalten entgegen, in der einen Faust gerade mal einen Wackerstein haltend und in der anderen nichts Besseres als eine Dachlatte.

Zuvorderst jedoch ausgestattet mit dem unbändigen Willen, leben zu wollen, seine Lieben zu schützen und zu erhalten, rannte er, mit Stein und Latte, seinem Mittagessen entgegen, dessen donnerndes Stampfen von hunderten heran rasender Mammuts schon von weitem zu hören war.

Und niemand soll denken, er wäre jemals dem Kampf ums Überleben und um den Fortbestand seiner Gene aus dem Wege gegangen.

Niemals!

Und heute, wenn Frauchen flirrt und schwirrt und obendrein noch mit den Augen klimpert, legt Männe den Pinsel zur Seite, mit dem er zum x-ten Mal das Küchenboard farblich neu aufbereitet hat, zartrosa oder himmelblau, nimmt die Einkaufstasche in die Hand, überquert die Straße, verschwindet dort für zehn Minuten im Supermarkt, bestenfalls mit einer Kreditkarte bewaffnet und kommt mit allem zurück, was die Sippe bis übermorgen am Leben erhält. Und das wiederholt sich etwa hundert Mal im Jahr.

Die Frage sei erlaubt, wohin mit des Mannes Adrenalin?

Mein größtes Mitgefühl gilt den Hausmännern, denn ich bin auch einer, allerdings einer, der sich nicht danach gesehnt hat, sondern schlichtweg den hinterhältigen Machenschaften des Schicksals erlegen ist.

Es ist noch gar nicht so lange her, da eilte den Hausmännern ein anrüchiger Ruf voraus. Glücklicherweise gehöre ich, wie gesagt, der Sorte an, die nichts dafür können, dass sie Hausmänner sind. Aber jene, abgesehen von denen, die wirklich nur selbstlos helfen wollen, jene also, die noch eine Frau betüddeln, sei diese nun beruflich hart eingespannt oder einfach nur, sagen wir mal, grundsätzlich anderweitig als an Hausarbeit interessiert, haben, möglicherweise unberechtigt, keinen guten Leumund in der Nachbarschaft. Weil da etwas geschieht, was da nicht sein darf.

Und wenn ich nicht weiterhin sehr aufmerksam bleibe und mich doch einmal vergesse und unvorsichtig, für jedermann sichtbar, bei Tageslicht die Fenster putze, werde auch ich eines Tages Opfer von Klatsch und Tratsch werden.

In größeren Abständen, zwei oder dreimal im Jahr, versuchen irgendwelche Prediger mich zu einem besseren Glauben zu bringen, meistens sonntagvormittags, während ich beim Wochenabwasch bin. Ich lege dann auch nicht die Küchenschürze ab und ziehe auch nicht die knallroten, fast armlangen Gummihandschuhe aus, weil, wenn die Priester an der Haustür klingeln, und nur diese klingeln sonntags, ich allein schon durch meine äußere Erscheinung den Eindruck vermitteln möchte, ihnen stehe in der geöffneten Tür der Leibhaftige gegenüber. Dann hat sich das Gespräch über meinen Glauben recht schnell erledigt und ich kann mich wieder meinem Haushalt zuwenden.

Wobei, ich hoffe sehr, den Missionaren ist der Sonntag in allem heilig und nichts von dem, was sie sehen und hören, wird ihnen Dritten gegenüber jemals über die Lippen kommen. Wenn doch, auch ich wäre mitsamt meinem noch guten Ruf erledigt!

So wie mein Vorfahre seine Faust damals fest um den Schaft der Keule spannte, in der Absicht, das Tagewerk zu verrichten, so nehme ich heute den Griff des Staubwedels zwischen Daumen und Zeigefinger und fege die Spinnweben beiseite, die bei Durchzug hinter der Kommode sanft ins Vibrieren geraten. Und ob das nicht schon des Guten zu viel sein könnte, denke ich darüber nach, auf den drängenden Rat einer lieben Freundin vertrauend, mir einen Saugroboter anzuschaffen, der mir demnächst zwischen den Beinen herum dackeln soll und mir vielleicht den letzten Rest von Lebenswürde nehmen wird.

So schreite ich verstörten Blickes durch die Zimmer meiner Wohnung, feuchte hin und wieder mit der Zunge die Spitze meines Zeigefingers an, um da und dort einen Krümel oder einen Fussel von der Damasttischdecke aufzunehmen und ihn zum Abfalleimer zu tragen.

Was für ein Leben!

Daher bleibe ich nicht selten bei meinem Rundgang sinnierend an einem der Fenster stehen - welche ich übrigens, wiederum auf Anraten jener Freundin, seit kurzem mit einem Fenstersauger reinige - schiebe beiläufig und gedankenverloren mit der Schuhspitze eine Wollmaus hinter den bodenlangen Vorhang, blicke dabei wehmütig hinaus in die Ferne und verweile einen Moment bei dem Wunsch:

"Ach ... wenn doch nur ein Mammut käme ... !"






© CeeBee..........................................................................................
Foto: Wikimedia.de

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