Meine Großtanten

Die Schwestern meines Großvaters hatten alle einen kleinen Tick. Die älteste der Schwestern meine Lieblingstante Katherine redete mit Vögeln. Diese saßen meistens auf der Stromleitung welche vom Nachbarhaus zu ihrem Haus ging. Früher war das in den Dörfern so üblich. Dann setzte sich die Tante ans offene Fenster und zwitscherte nach Herzenslust. Am liebsten waren ihr die Schwalben.
Die Zweite , Tante Carline redete mit ihren Tieren im Stall und mit den kleinen Küken die immer unter einem Drahtgitter im Garten hinter dem Haus unter gebracht waren. Einmal sagte sie zu mir, "weißt du, mein erstes Kindchen ist bei der Geburt gestorben und dann kamen keine mehr nach. Da muss sich Gott doch etwas dabei gedacht haben und nun sind das meine Kinder". Sie war die einzige der Schwestern die auch noch täglich Tracht getragen hatte.

Die Jüngste , Tante Lisbeth stellte "Medizin" her. Im Sommer standen auf dem Fensterbrett in der Küche eine ganze Reihe von Flaschen gefüllt mit verschiedenen Kredenzien. Einige davon waren sogennante "Aufgesetzte". Zum Beispiel wurden schwarze Johannisbeeren von ihr Beere für Beere mit einer Stopfnadel angepiekst und dann in die Flasche gegeben. Darauf kam Zucker und dann klarer Korn. Die Sonne tat dann den Rest. Im Winter war das die Medizin gegen alle Erkältungskrankeiten und wurde mit dem Eßlöffel verabreicht. Manchmal auch ein kleines Gläschen ganz ohne Erkältung.