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Living in Absurdistan.

Von krinoIine Montag 08.03.2021, 04:14 – geändert Montag 08.03.2021, 22:11

Was für ein außergewöhnlich schöner Februartag, seufzte ich vor Wonne, nach einer anstrengenden, nicht enden wollenden düsteren Arbeitswoche. Fast hätte ich in Anbetracht des blauen Himmels, und des unschuldig anmutenden Morgens vergessen, was über uns allen wie ein unsichtbarer dunkler Schatten lag -
C o r o n a, die Dornenkrone.

„So, heute werde ich versuchen, den Tag so zu verbringen, als gäbe es kein Corona“, sagte ich mir entschlossen. „Die Maske, hier bei uns auch Schnutenpulli genannt, werde ich zwar aufsetzen, aber meine gute Laune werde ich mir nicht nehmen lassen.“
Als ich überlegte, womit ich mir heute eine Freude machen könnte, fiel mir spontan Schokoladeneis ein. Ja, Schokoladeneis, das werde ich mir gönnen. Schnell den Joggin-Anzug ausgezogen (von dem Karl Lagerfeld ja meinte, dass man beim Tragen desselben „die Kontrolle über sein Leben verloren hätte), rein in das kontrollierte Leben in Form von Jeans, Shirt und warmer Jacke, und los gings zu „Angelos Eistraum“ .
Angelo, der diesen Winter aus guten Gründen nicht wie üblich in seinem Heimatland Italien verbrachte, grüßte mich schon von weitem und fragte: Come sempre? Si, come sempre.
Ich wollte gerade beginnen, mich bei Angelo für die Extraportion Sahne, mit dem er immer mein Eis wie mit einem kleinen Hütchen verzierte, zu bedanken, da klopfte mir von hinten jemand auf die Schulter. Dass es sich bei diesem Schulterklopfer nicht um einen Freund handeln konnte, sah ich an Angelos versteinertem Gesicht. „Bitte, verlassen Sie diesen Platz und essen Sie Ihr Eis im Gehen, damit sich die Aerosole hier nicht konzentrieren.“ Ich blickte in ein maskenbedecktes Gesicht, aus dem mich zwei Augen, aus denen sowohl Unsicherheit, als auch der Wille, sich diese nicht anmerken zu lassen, anschauten. Was tun? Den Polizisten aufmüpfig über die Lächerlichkeit seiner Maßnahme aufklären, oder in Anbetracht seiner drei entschlossen schauenden Kollegen seiner Aufforderung folgen? Ich entschied mich für zweites - zwinkerte Angelo noch vielsagend zu, und schleckte mein Schokoladeneis während ich brav die Straße auf- und abging.
Maske auf - Maske ab, je nachdem ob ich gerade schleckte, oder mit dem Schlecken pausierte. Genuss geht anders!
Der Anruf eines Freundes aus Regensburg unterbrach meine Gedanken über die Unsinnigkeit meines Tuns. „Warum nicht, sagte ich mir, als er mich einlud, ihn spontan in Regensburg zu besuchen.
Sechs Stunden Fahrt, wollte ich mir das antun? Ich wollte.
Erschöpft, aber gut gelaunt kam ich am Spätnachmittag in Regensburg an. Ein Coffee to go, das war‘s, wonach uns beiden zumute war. Also Auto abgestellt, rein in die Maximilianstraße und endlich den ersehnten ersten Schluck aus dem Pappbecher. Hach, das tat gut, denn trotz Sonne erinnerte uns ein eisiger Wind daran, dass Februar eben noch nicht Sommer ist.
Aufgrund gemachter Erfahrung vom Vormittag, bat ich Gerd, meinen Freund, mit dem Coffee die Maximilianstraße auf- und ab zu gehen, und nicht stehen zu bleiben. Dafür fing ich mir ein verständnisloses Grinsen ein, aber nachdem ich meine Geschichte erzählte, folgte er mir bereitwillig.
Ein großes Vergnügen war auch das nicht. Maske auf, Maske ab. Aber wir waren ja brave Bürger und wollten niemanden gefährden.
In dem Gefühl, alles richtig zu machen, versuchten wir, trotz des Maskengezurres, und des
eigenartigen Auf- und Abgehens, die gemeinsame Zeit zu genießen. Bis plötzlich aus einer Seitenstraße drei Polizisten auf uns zukamen und uns darauf hinwiesen, dass wir den Coffee bitte im Stehen zu trinken hätten, da wir andernfalls unsere Aerosole während des Gehens verbreiten, und somit die Allgemeinheit in Gefahr bringen würden. Irritiert von unserem schallenden Lachen, verlangten die Polizisten unseren Ausweis zu sehen, und ließen dann von uns ab.

Darauf einen Martini to go oder to stay, je nachdem, ob du nun in Düsseldorf oder Regensburg bist.

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