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Draußen.

Von Heha45 Dienstag 09.07.2019, 12:29 – geändert Mittwoch 10.07.2019, 13:25

Weg ist er. Eine kleine Meinungsverschiedenheit veranlasst Heinz dazu, sein Fahrrad zu nehmen und zu verschwinden. Mürrisch sagt er noch: Um sechs bin ich zurück.

Frei nach Loriot: Er war ihr bei des Heimes Pflege seit langer Zeit schon sehr im Wege, widme ich mich der Küche und dem Kochen. Heringsstipp gibt es heute, mit Pellkartoffeln, die schon einige Zeit kochen. Den Herd schalte ich aus und solange die Kartoffeln die restliche Hitze nutzen, könnte ich schon mal meine Fahrradbatterie hochholen um sie aufzuladen.

Alle Schlüssel hängen an einem Brettchen hinter der Tür, ich greife einen und ziehe die Wohnungstüre zu. Im Fahrradraum entnehme ich die Batterie und wo ist der Wohnungsschlüssel? Siedend heiß fällt mir ein, den hab ich nicht genommen, nur den Fahrradschlüssel. Und was ist mit den Kartoffeln? Ist die Herdplatte aus? Ich glaube schon aber stimmt das auch? Was mache ich jetzt? Zuerst mal nach oben, dort lege ich die Batterie vor die Wohnungstür. Dann verlasse ich das Haus. Diese Türe fällt geräuschvoll hinter mir ins Schloss, nun wird mir klar, ich kann nicht zurück.

14 Uhr ist es erst. Bei den Nachbarn schellen und die Situation schildern, den Gedanken verwerfe ich sofort. Wie peinlich, außerdem bin ich doch nicht so schusselig wie Frau Weber, der dauernd etwas anbrennt. Eines Tages wird sie an Rauchvergiftung sterben oder sie fackelt vorher unser gemeinsames Haus ab. Wohin gehe ich ohne Geld und auf Hausschuhen? Seit Tagen brennt die Sonne vom Himmel. Ziellos laufe ich durch die Straßen, immer auf der Schattenseite. Menschen sind kaum unterwegs, dafür jede Menge Autos die auch nach dem Anhalten den Motor nicht abstellen, wegen ihrer Klimaanlage.

Wieder komme ich zur Nordpromenade, da fällt mir eine Kiste voller Bücher ins Auge, die eben noch nicht hier stand. „Zum Fertiglesen“, sagt ein Zettel der obendrauf liegt. Es gibt doch noch Wunder und dieses kommt wie gerufen.

Die meisten Titel erinnern an Groschenromane. Ein Klappentext weckt mein Interesse, es geht um einen Totengräber der längst Verstorbene umbetten soll. Das Buch nehme ich mit, Skurriles passt genau zu meiner Stimmung.

Zurück zum Stadtpark, auf einer schattigen Bank lasse ich mich nieder. Nach ein paar Seiten wird es interessant. Nun vernehme ich keinen Autoverkehr mehr und auch die Baustelle stört nicht. Die Zeit verfliegt, um halb sechs gehe ich zum Haus und schelle. „Ja“, kommt aus dem Lautsprecher. „Ich bin es, machst du mal auf?“ Der Öffner summt, oben steht die Wohnungstür schon offen. Ich trete ein. Die Batterie hängt am Ladegerät. Meine Pellkartoffeln, geplatzt. Heinz fragt nichts, ich sage nichts.

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