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Das Gespenst der Dunkelheit

Von tastifix Montag 14.10.2019, 10:20 – geändert Montag 14.10.2019, 21:20

Marie hält es im Haus nicht länger aus:
„Entweder mach ich jetzt einen Spaziergang oder ich drehe durch!“
Grübelnd schaut sie aus dem Fenster. Schwere graue Wolken ziehen am Himmel. Der Abend kündigt sich an.
„Wenigstens einmal kurz ums Feld!“
Laut fällt die Tür hinter ihr ins Schloss. Es zerschneidet die spätnachmittägliche Stille. Marie rafft die leichte Sommerjacke enger um sich und marschiert entschlossen los.

Eine Viertelstunde später betritt sie den matschigen Feldweg. Es ist dämmerig geworden und aus der Siedlung dringt kein Laut mehr zu ihr. In dieser Einsamkeit beginnt Marie zu frösteln. Sie könnte ja umkehren in die schützende Sicherheit ihres Hauses, aber sie weiß, dass sie in der Natur die quälenden Überlegungen besser ertragen kann. An nahen Büschen und Hecken entlang marschierend, kann sie deren Konturen mittlerweile nur noch erahnen.

Ab und an knarren Stöcke unter den Füßen. Marie wird es unheimlich. Die Hecken und Bäume wandeln sich in furchterregende Gestalten und deren Laub, das vom Wind leicht bewegt wird, sich in Hände, die nach ihr zu greifen scheinen.
´Es ist alles nur Einbildung. Hier ist noch nie jemandem etwas zugestoßen!`, versucht sie sich zu beruhigen.

Jedoch hat sich der Stachel der Angst in ihr Herz gebohrt und treibt unheilvolle Blüten. Verunsichert sieht sie sich alle paar Meter um und hinter sich, vernimmt Schritte, die keine sind, lauscht wortlosen Stimmen. Sie fühlt sich verfolgt und hastet immer schneller vorwärts. Als sie den Acker bereits zur Hälfte umrundet hat, verhält sie keuchend im Licht einer schwach leuchtenden Laterne. Hier fühlt sie sich etwas geschützter.
„Ich muss weiter!!“
Marie reißt sich am Riemen.
„Es sind bloß noch wenige Meter bis zu unseren Schrebergärten!“
Bereits von weitem vernimmt sie Stimmen und die Furcht ist wie weggeblasen.
„Nur noch an dem einen Gebüsch dort vorne vorbei!“, sagt sie sich.
Damit die Angst sie nicht wieder einholen soll, heftet sie ihren Blick auf die hellen Lichter der Schrebergartenlaternen und konzentriert sich auf das fröhliche Lachen der Leute, die wohl beim Grillen gemütlich zusammensitzen.

Da streift ihr Blick einen in der Nachtschwärze geheimnisvoll wirkenden Busch am Wegesrand. Plötzlich klopft ihr das Herz dröhnend bis zum Hals und die Beine drohen den Dienst zu verweigern. Am Fuße des Busches bewegt sich etwas. Es ist nicht etwa ein Tier, dass sich im Laub eine Schlafkuhle gegraben hat. Nein, dort hockt ein junger Mann mit wilder Mähnenfrisur. Gekleidet in Jeansjoppe und Jeans, wiegt er sich leicht hin und her wie nach einer für Marie unhörbaren Melodie und stiert ziellos ins Weite. Die zitternden Hände malen kleine Kreise in die Luft. Marie will um Hilfe schreien und fortrennen. Aber sie bringt noch nicht einmal ein Röcheln zustande. Wie gelähmt verharrt sie auf der Stelle und stiert hypnotisiert auf den Fremden, den sie nicht einzuschätzen weiß - noch nicht … Aufatmend registriert sie, dass der junge Mann auch weiterhin keine Notiz von ihr nimmt.
´Er ist keine Gefahr. Im Moment ist unsere Welt nicht seine Welt!`, erkennt Marie.

Erleichtert schleicht sie so leise als möglich von dannen, erreicht kurz darauf die Gartenanlage, gibt den Männern dort wegen des Fremden Bescheid und eilt nach hause.

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