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Als I-Weibchen ... (Nicht ganz ernst zu nehmen!g)

Von tastifix Dienstag 23.02.2021, 15:08

Als I-Weibchen-Eheweib stürzte ich mich voller Illusionen und daraus resultierendem Enthusiasmus auf das mir total fremde Haushaltsfeld, für das ich mich zuvor nie die Bohne interessiert hatte. Es geriet zum reinen Abenteuer und hielt massenweise Überraschungen der unbequemen, arbeitsintensiven und erst recht ausgesprochen peinlichen Art bereit.
Etwa so:
1. Ich kochte stolzgeschwellter Brust Nudeln.
Sie kochten über ...
2. Ich briet Kartoffeln und es wurden Briketts.
Hatten wir denn einen Kamin?? Den Hunger stillten wir anschließend in Deutschlands Pommes-Futterkrippe Nummer Eins.
3. Ich versuchte mich an einem Braten.
Er wurde zäh wie Leder und uns sah man zum Zahnarzt eilen ...
Doch verkroch ich mich dann nicht etwa verschämt hinter dem sprichwörtlichen Ofen, sondern ... :
"Egal! Dann back` ich halt!"
Dass dieser Aussage irgendwie die Logik fehlte, nahm ich schulterzuckend in Kauf.

Zum ersten Male in meinem Leben schnüffelte ich aufmerksam in allen Backbüchern, deren ich habhaft werden konnte.
„Oh Gott! Bei diesem Rezept muss ich ja ... Nee, besser nicht!"
Die nächste Seite:
„Walnußstorte! Au ja, die ist etwas Ausgefallenes. Die lieben Verwandten fallen vom Glauben ab, wenn ausgerechnet ich die ... "
Etwas verunsicherte mich denn aber doch sehr:
„Hm, so`ne Kalorienbombe, zweifel ...“
Gerade noch rechtzeitig und genauso endgültig bremste mich vor jenem waghalsigen Experiment der ungute Gedanke an das von mir eingeplante sehr ungewöhnliche Fischli - Dessert. Nein, das passte so gar nicht. Dies leuchtete sogar mir blindem Küchenhuhn ein. Also keine Walnusstorte.

Frustriert schnappte ich mir ein Partyrezepte-Buch, blätterte wie gehetzt darin herum und bestaunte all die perfekt zubereiteten Köstlichkeiten.
„Mensch, wenn ich doch endlich ´ne Idee hätte!"
Kaum hatte ich es ausgesprochen, da kam der rettende Einfall.Wieso nur war ich nicht schon längst drauf gekommen?
„Ich backe Pizza. Die mögen alle!!"
Aufgeregt, weil endlich die Entscheidung getroffen war, informierte ich meine beste Freundin am Telefon über meinen mutigen Plan.
„Gaby, biste Dir auch ganz sicher?"
Traute die mir das etwa nicht zu? Na warte!
„Na klar. So schwierig kann das ja wohl nicht sein!", trumpfte ich ahnungslos auf.
„Dann nimm wenigstens den fertigen Teig von Dr. XYZ!", riet sie mir noch.
„Denkste!", dachte ich. „Wenn schon, denn schon!"
Mein Mann käme ja erst spät nach Hause. Also blieb mir mehr als genügend Zeit.

Frohgemut stellte ich alle nötigen Zutaten auf die Arbeitsplatte vor mich hin.
„Ich halte mich genau ich ans Rezept. Dann kann gar nichts schief gehen!"
Brav arbeitete ich Arbeitsgang nach Arbeitsgang, vermischte
Mehl, Hefe und Wasser und ließ das Ganze 20 min gehen.
„Wieso eigentlich ´gehen`?", grübelte ich.
Zum Glück ging da gar nichts, sondern alles blieb gehorsam in der Schüssel. Dass mit ´gehen` ´aufgehen` gemeint war, ging mir erst viel später auf.

Nach jenen zwanzig Minuten wurde es echt spannend. Ich vermengte das restliche Wasser mit einem Teil des Öl, dem Salz, dem Mehl und den Eiern zu einem geschmeidigen Teig. Was stand da?
„Schlagen Sie den Teig so lange, bis er sich gut vom Schüsselboden löst!“
„Schlagen ... !??“
Ich war empört. Nein, ich würde mich bestimmt nicht als Teig-Quälerin betätigen! '
Stattdessen würde ich ihn streicheln, ihn vorsichtig umrühren, mit ihm reden ... So machte man das und nicht anders. Basta!!

Leider musste ich einsehen, dass die geforderte Gewalttätigkeit einem Teig gegenüber durchaus zwingend ist. Er erwies sich nämlich wegen der zu zärtlichen Behandlung als ausgesprochen beleidigt, löste sich keineswegs wie beschrieben, sondern ließ sich rachsüchtig von mir abkratzen. Als ein knochenharter Brocken lag er dann in meinem bebenden Händen. So sehr ich mich auch abmühte, ihm Beulen zuzufügen, schmeidete er kein bisschen.
„Dann eben anders. Da muss noch mehr Öl dran!“
Im Anfall von Wahnsinn kippte ich so ungefähr 30ml des Schmiermittels hinzu und mengte abermals. Nun schmierte der Teig ausgezeichnet und zeigte deutliche Ansätze zur reißenden Tropfenbildung. Kurz vorm Heulen, hielt ich die Hände über die Arbeitsplatte, um das Ausmaß der Schweinerei zu begrenzen. Meine Finger glichen verklumpten Teigwürsten. Alle paar Sekunden löste sich ein Krümel, kleckste auf die Platte oder gar auf den Küchenboden, der sehr bald mit modernem Punktmuster übersät war.
„Nur jetzt kein Telefon und keine Klingel!“, stöhnte ich.
Leider zu spät. Prompt bimmelte im nächsten Moment das Telefon, klar schellte es an der Wohnungstür Sturm. Das Telefon klang nach Schwiegermama und die Tür nach ´Ehemann`.
Den Hörer würde ich jetzt nicht abnehmen, denn ich liefe Gefahr, dass der fest pappte und ich ihn auch nur mit äußerster Mühe wieder los würde. Die Tür ... Hatte mein Mann etwa den Schlüssel vergessen, ausgerechnet heute??
„Oh Mann, oh Mann!“

Hastig versuchte ich, wenigstens noch etwas von der klebrigen Masse schnell abzureiben. Vergebens. Als ein Teig-Weibchen von oben bis unten, mit Teigwürmern in den Haaren, Teigkrümeln im Gesicht und verkrusteten Armen schluffte ich gen Eingang.
„Warum öffnest Du denn nicht?“, kam ungeduldig von draußen.
„Moomeent ... Ich weiß nicht recht, wie ...“
Das ´Wie ` war mir wirklich noch ziemlich unklar und noch unklarer, wie ich ihm den ganzen Mist schonend beibringen sollte. Mit puterrotem Gesicht vor Verlegenheit kam ich reißend/tropfend - der Teppichboden freute sich -, dort an, beschwerte die Klinke mit meinen immerhin 49 kg, hüpfte kurz hoch und die Tür sprang auf. Vor mir stand mein Mann, starrte erst auf mein Gesicht, danach auf den ganzen verdreckten Rest und so auch auf meine Hände, von denen Teigzapfen herunter baumelten und war eindeutig fassungslos.
„Was ist denn hier passiert?“
„Ich hab` Pizza gebacken!“, war meine klägliche Antwort.








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