Die Waldbühne in Berlin und die Berliner Luft

Sie gilt als die schönste Waldbühne in Europa und ist ein Anziehungspunkt nicht nur für Musiker.
Jährlich gibt dort die Philharmonie im Sommer ihr Abschlußkonzert, bevor die Musiker ihre Instrumente einpacken und in den Urlaub gehen.

Was mich immer wieder begeistert ist die lockere Atmosphäre während dieser Konzerte, da sitzen Menschen wie bei einem Picknick zusammen und lauschen der Musik, niemand stört sich daran wenn nebenan sogar Babys gestillt werden oder das Butterbrotpapier knistert oder der Kaffee verschüttet wird. Auch Kinder werden nicht zum Stillsitzen verdonnert, sie dürfen frei herumlaufen, lachen und toben. Und das alles bei der Musik unserer großen Meister! Beethoven hätte es gestört, unterbrach er doch einmal wütend sein Klavierspiel nur weil sich ein Pärchen an der offen stehenden Tür Zärtlichkeiten schenkte. Anders Mozart, der für allerlei Späße zu haben war und der mit Vergnügen solche Konzerte dirigiert hätte.

Warum benehmen sich viele Besucher bei klass. Konzerten immer so fürchterlich ernst und zeigen eine aufgesetzt gelehrte Miene? Zumindest war es früher so. Heute hat sich das glücklicherweise geändert. Ein Karl Böhm z.B. oder Furtwängler hätte sich keineswegs solche Konzerte im Freien vorstellen können und dann noch bei einer solchen Publikumskulisse. Und mit Sicherheit hätte diese Dirigentengeneration das Publikum nicht mit einem „Gassenhauer“ verabschiedet. Undenkbar! Anders bei Simon Rattle, mit welcher ausgelassenen Fröhlichkeit und Begeisterung er die „Berliner Luft“ genießt und auf die Pauke haut!