Zwei Schuhe und die Folgen ...

Nur noch eine Viertelstunde, dann würde ich abgeholt. Hastig packte ich meine Tasche, griff mir im Dunkeln Sandaletten vom Schuhregal und stopfte sie in den Schuhbeutel.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die hügelige Villengegend von Hösel, der uns sogar, vor einem kunstvoll gestylten Portal stehend, den Blick in einen wunderbar gepflegten Privatpark bescherte, in dem wir einen einem Schlösschen ähnlichen Prachtbau bewundern durften, freuten wir uns auf einen tollen Tanzabend. Gegen Abend kleidete ich mich rasch um: Ein elegantes schwarzes, langärmeliges Shirt und dazu passend einen weit schwingenden schwarzen Glockenrock. Zufrieden drehte ich mich vor dem Spiegel.
„Jetzt fehlen nur noch die Schuhe!“

Nichtsahnend öffnete ich den Beutel:
„Neeiin!!“
„Was ist denn los?“
„Das darf doch nicht wahr sein!“
In meinen Händen hielt ich zwei Schuhe, aber - keine zierlichen Riemchensandaletten, sondern plumpere und eine schwarz, die andere anthrazit.
Entsetzt starrte ich sie an:
"Hilfe, das sind auch noch zwei linke!"
Vor Wut auf mich selber hätte ich beinahe geheult.
„So ein Mist. Tanzabend ade!“

Doch dann, als ich wieder eines etwas gelasseneren Gedankens mächtig war:
"Nein, das sehe ich gar nicht ein. Ich trag die. Plumpe Schuhe zum hauchzarten Abendkleid sind ja modern!!"
Kurz entschlossen streifte ich sie über.
„Geht doch, oder sieht es zu bekloppt aus?“
„Nicht das Gelbe vom Ei, aber ...“

Auf der Fahrt zum Ort des Geschehens beruhigte ich mich und grinste dann vor mich hin:
„Bin mal gespannt, ob ich mit den Dingern tanzen kann!“
Und ich konnte und wie gut sogar! Niemand amüsierte sich über mein Outfit und ich wirbelte übers Parkett: Bei Cha-Cha-Cha, Rumba, Tango, Chife, Discofox und auch dem langsamen Walzer ...