Unser Bett putt!

Mit fast zwei Jahren war meine Älteste äußerst interessiert an jeglichem Geschehen. Die Neugierde guckte ihr aus sämtlichen Knopflöchern und sie gab zu allem ihren Senf dazu.

Eines Samstagmorgens passierte es dann: Weil ja auch ihr Papa den ganzen Tag daheim war, lenkte sie selbstverständlich nichts mehr von dem ab, was vor allem er, aber auch ich so taten. Teddy und Püppchen und auch die armen Legosteine mussten halt warten. Unsere Tochter hatte sie bestens erzogen: Jedenfalls brüllten die nicht gleich los, wenn Mama mal keine Zeit hatte!

Eigentlich gingen wir zwei Erwachsenen gar keiner besonderen Beschäftigung nach. Gerade stellten wir die schweren Matratzen im Schlafzimmer zum Lüften hochkant, als unser Kind auf der Bildfläche erschien, die Augen weit auf riss und entsetzt aufs Bett starrte. Trotzdem blieb ihm nicht die Spucke weg - Pech für uns! Nach der ersten Schreckenssekunde war Töchterchen nicht mehr nur entsetzt, sondern zunehmend empört. Aufgebracht rannte sie durch die ganze Wohnung und meckerte wie ein Rohrspatz:
„Unser Bett putt, unser Bett putt!"

Erst lachten wir, dann überwog das Mitleid mit diesem jammernden Häuflein Elend. Denn eindeutig war die Kinderwelt aus den Fugen geraten.
„Kleines, das ist nicht kaputt. Da soll frische Luft dran!", versuchte ich mein Psychologen-Glück.
„Nachher bringen wir das wieder in Ordnung!", bekräftigte ihr Papa.
Nein, wir Erwachsene hatten keine Ahnung und könnten ihr ja viel erzählen. Sie sah doch, was mit dem armen Bett los war. Töchterchen dachte gar nicht daran, sich von uns dermaßen frech anlügen zu lassen:
„Unser Bett putt!"
Wir, die um ihr Seelenheil besorgten Eltern, starteten einen letzten Versuch, sie vom Gegenteil zu überzeugen:
„Gleich legen wir die Matratzen wieder richtig hin!"
Ein schiefer Blick, sonst nichts.

Unsere Tochter entschied, unbedingt müssten Omi und Opi von unserer Freveltat erfahren. Sie würden uns bestimmt schlimm ausschimpfen.
„Anhufen!", kommandierte sie keck.
Vor lauter schlechtem Gewissen rasten ihr Papa und ich zum Telefon und überschlugen uns fast in dem Bestreben, der/ die Erste zu sein, der/ die deren Nummer wählte. Töchterchen registrierte es zufrieden, wie fix ihre Eltern spurteten.
„Hoffentlich sind Omi und Opi zuhause!", flüsterte ich meinem Mann zu. „Sonst ist der Tag gelaufen!"
Er verdrehte die Augen zur Decke. Wir hatten Glück.
„Ja, A., hallo?"
„Wir sind`s! Moment mal, wir verbinden..."
Lachen am anderen Ende der Leitung. Ich übergab den Hörer meiner Kleinen. Die ließ die geliebte Omi gar nicht erst zu Wort kommen, sondern schmetterte in den Apparat:
„Omi, Unser Bett putt!!"
„Wiiee... !?", ging meine Mutter amüsiert darauf ein.
„Opi auch sagen!"
Einen Moment herrschte Stille in der Leitung. Unsere Kleine drehte sich mit wichtiger Miene zu uns um und eröffnete:
„Opa Ko!"
„Ach, wirklich?", versetzten wir.

Endlich war Opi dann vom Klo zurück und am Telefon. Ein Gespräch mit seiner Enkelin ließ er sich selbstverständlich nicht entgehen.
„Opa, unser Bett putt!!!", beschwerte sie sich.
Mein Vater unterdrückte mühsam ein Lachen.
„Also nein!", tat er entrüstet. „Wie kann denn sowas nur passieren!?“
Für uns bedeutete es die Rettung. Bereits ein wenig besänftigt, behandelte uns unsere Kleine danach mit Nachsicht. Omi und Opi hatten es ihr ja bestätigt: Ihre Eltern waren ein bisschen doof!!