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Ein geplatzter Mädchentraum

Von ehemaliges Mitglied 13.08.2017, 00:08

Als kleines Mädchen träumte ich, wie viele Mädchen in meinem Alter, eine Primaballerina zu werden.
In diesem , ich war 9 Jahre alt, habe ich erfahren, dass am Staatstheater gerade Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 9 Jahre in die Ballettschule aufgenommen werden. Meine ältere Schwester und ich haben unsere Mutter überredet mich zur Aufnahmeprüfung anzumelden. Ich war sehr aufgeregt und erwartungsvoll, als ich für den Aufnahmetermin bestellt wurde. Die Kommission bestand aus drei Ballettmeistern, die meinen Körper auf Biegen und Brechen begutachtet haben und ich wurde als geeignet eingestuft. Eine Woche später, die mir aber als Ewigkeit erschien, habe ich eine schriftliche Bestätigung erhalten, dass ich in die Ballettschule aufgenommen bin. Ich war so glücklich, mein Traum geht in Erfüllung.
Im Herbst hat es begonnen. Ich lebte fast nur fürs Theater. Wir hatten oft zwei oder drei unterschiedliche Unterrichtsstunden pro Tag, nicht nur Ballettunterricht, sondern auch Tanz-, Schmink-und Klavierunterricht sowie Ballettgeschichte. Das war immer harte Arbeit. Aber es hat Spaß gemacht und ich war aber sehr ehrgeizig. Meine Freundin und ich waren die Besten in der Klasse. Wir hatten in den Kinderszenen in Balletten, Operetten oder Opern Auftritte gehabt. Einmal waren wir sogar im Kreml mit einem Kinderkonzert. Nur im Klavierspielen war ich nicht besonders gut, aber das hat mich auch nicht besonders gestört, da es deswegen aus der Schule nicht herausgeschmissen wurde.
Als die Schulgebühren eingeführt wurden, wollte meine Mutter mich von der Schule nehmen. Wir konnten für die Ballettschule keine Gebühren zahlen, da ich aber sehr begabt war, durfte ich kostenlos die Schule besuchen.
Einmal im Jahr, vor der Sommerferien, gab es immer eine Abschlussprüfung. Unsere Lehrerin hatte uns immer empfohlen vor der Prüfung etwas Schokolade zu essen, damit wir bei der Prüfung länger Kraft beibehalten können. Manchmal bekam ich von meiner Mutter ein paar Groschen, damit ichan einem langen Schultag in der Kantine was zum Essen kaufen konnte. Dieses Geld habe ich immer gespart, damit ich für die Prüfung Schokoladenbruch kaufen konnte.
Ich lebte mein Traum, aber nicht mehr lange…
Das war das Abschluss-Jahr, die Ausbildung am Theater dauerte 7 Jahre. Zwei Schulen, unsere Ballettschule dierekt am Theater und es gab auch noch ein Ballettinternat in der Stadt, hatten zusammen ein Abschlusskonzert vorbereitet. Mein Tanzpartner und ich wurden als Solisten für den Blumentanz aus dem Tschajkowskij Ballett Nussknacker bestimmt. Das war das schönste Teil des Konzertes. Als meine Vertretung wurde ein muslemisches Mädchen aus dem Internat bestimmt. Alle anderen Ballettstücke aus dem Konzert durften ohne Vertretung einstudiert werden, da es im Krankheitsfall hätte man den Tanz aus dem Programm genommen. Wir alle haben sehr hart gearbeitet.
Der Termin kam näher und näher. Es wurden zwei Auftrittstermine festgelegt. Es wurde bekannt gegeben, dass der ersten Aufführung eine ausländische Delegation das Konzert besichtigen sollte. Nach der Generalprobe bat mich meine Lehrerin in ihre Garderobe zu kommen, das war schon ungewöhnlich, aber ich hatte nichts Böses geahnt. Sie hat mir angekündigt, dass aus politischen Gründen muss an dem ersten Tag das muslemisches Mädchen im Solo-Stück auftreten und werde es an dem zweiten Termin tanzen. Das war wie ein Donnerschlag in meinen Ohren. Ich war sehr verletzt.
Nach den Aufführungen habe ich die Ballettschule verlassen.

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