Er überraschte mich immer wieder ...

Eurasier Knödelchen war so gerade im Twern-Frechdachs-Alter gelandet, als er mir mal wieder bewies, wie keck er sein konnte. Dass er extrem sanft, aber dabei stur wie eine Huswand war, wusste ich ja mittlerweile.

Meine Töchter hatten sich Frikadellen mit Pommes gewüsncht. Ich war ausgesprochen einverstanden, denn Pommes schiebt man nur in den Backofen und Frikadellen waren fix zubereitet. Wie immer hielt es Knödelchen für seine Pflicht, mich in seiner, wie er wohl annahm, Küche zu beaufsichtigen. Dies ließ sich am besten bewerkstelligen, indem er sich neben mich vor die Arbeitsplatte stellte. Zudem war dort der herrliche Fleischgeruch am intensivsten.

Zufrieden registrierte er, wie sehr ordentlich ich bei meiner Arbeit vor ging. Genauso gründlich, wie er nach dem Fressen noch den Boden rings um seinen Napf sogar von Resten befreite, die gar nicht existierten. Aber eben diese Aufmerksamkeit brachte leider für ihn auch Nachteile. Die vorbereiteten Fleischbällchen lagen zur Sicherheit ganz weit hinten auf einem Alufolientablett von dem nur ei nwinziger Zifpe etwas überstand. Da war wohl nichts zu machen …

Klar, und mir war im Gegenzug aufgefallen, wie reglos Knödelchen plötzlich davor verharrte.
´Achnee!`
Noch wies ich ihn nicht zurecht, war viel zu gespannt darauf, ob er wirklich … Tja, im nächsten Moiment erntete ich einen süßen, charmanten Seitenblick, unterstützt von einem ebenso charmanten Wedeln. Gleichzeitig zupfte er etwas an dem bersagten überstehenden Folienzipfel.
„Lass es, Knödelchen!“
Er stellte die niedlichen Teddyohren auf Durchzug, machte weiter.und versuchte, die Frikadellen etwas näher zu sich zu ziehen. Es reichte mir!!
„Knödelchen, Du hörst sofort auf damit! Pfui, was fällt Dir denn ein? Weg da!!“
Erstens klang des gar nicht mehr sanft, sondern eher sehr sauer. Und außerdem: So hätte ich anscheinend mit diesem Herrn von und zu nicht schimpfen dürfen! Mit enden Blick ´Wie kannst Du nur .. ?` drehte Knödelchen mir ostentativ den Rücken zu, verzog sich einen Meter weiter vor die Küchenwand, ließ sich extra laut nieder plumpsen und guckte ebenso ostentativ streng an mir vorbei jene eigentlich total langweilige weiße Tapete an.
„Schmoll mal ruhig! Stört mich überhaupt nicht!!“
Es war glatt gelogen.

Knödelchen bewies echte Ausdauer. Vermied noch eine halbe Stunde lang jeden Blick zu mir, die ich ständig geknickter drein schaute.
´Wenn er doch nicht so verflixt charmant wäre … !`
Daran hätte ich besser nicht denken sollen, denn mein verzweifeltes Bemühen, es ihm gleichzutun und weiterhin stur zu bleiben, scheiterte kläglich.
„Knödelchen, komm, wir vertragen uns wieder!“, flehte ich.
´So allmählich piepts bei mirt! Ich entschuldige mich tatsächlich bei meinem Hund? Oje!`
Anscheinend reichte eine solche Entschuldigung bei weitem noch nicht aus. Garantiert hätte dort vor seiner Nase ein riesengroßes Sück Fleischwurst baumeln müssen. Damit er endlich gnädiger gestimmt gewesen wäre.
„Ach, Knödelchen! Frauchen schimpft auc hbestimmt nie wieder!“
Es war die zweite dreiste Lüge an diesem Tag.

Na nu, offensichtlich beeindruckte dies ihn jetzt wohl doch ein wenig. Jedenfalls sah ich am leichten Zittern seiner Ohren, dass jene diese Nachricht zumindest als angenhm empfunden und schnellstens an Knödelchens Seele weitergeleitet hatten.
Ja, endlich tat sich etwas. Zunächst wars ein zögerlicher prüfender Blick zu mir. Dann regte sich wohl Mitleid mit mir total zerknirschtem Frauchen. Ganz, ganz langsam drehte er den Kopf wieder mir zu. Und auch er hielt es wohl nicht länger aus, sprang auf und im nächsten Moment schmiegte sich mein großes Wollknäuel an meine Beine.
„Wuwuuh!“, meinte es.
Beide waren wir überglücklich, aber eine Frikadelle bekam er trotzdem nicht. Auch keine Fleischwurst. Wenigstens darin blieb ich konsequent.