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Es geschah in Petrowskaja

Von ehemaliges Mitglied Dienstag 29.09.2020, 07:04


Es war bei Petrowskaja. Die Kompanie hatte zwanzig Schwerverwundete bei sich. Da brach der Russe durch. Im Augenblick war die einzige Rettung, sich schleunigst nach rückwärts abzusetzen. Mit den Verwundeten aber war es eine unmögliche Sache. Der Kompaniechef, zugleich Arzt, stand vor einer schweren Entscheidung. Es gab zwei Lösungen: Zusammen mit den Verwundeten den Rückmarsch anzutreten — das bedeutete den Untergang der ganzen Kompanie — oder aber die Verwundeten zurücklassen und die zweihundert Mann der Kompanie zu retten. Eine qualvolle Entscheidung war zu treffen. Die Minuten drängten, schon brach die Nacht herein.

Der Kompaniechef ließ die Kompanie antreten und gab bekannt, dass er sich schweren Herzens entschlossen habe, die Verwundeten zurückzulassen, um die Kompanie zu retten. Falls einer bereit sei, freiwillig zurückzubleiben bei den zwanzig Mann, so gebe er die Erlaubnis.
Totenstille war! Da trat ein Obergefreiter vor. Es war ein junger Kaplan aus der Salzburger Diözese. Er erklärte sich bereit, freiwillig bei den Verwundeten zurückzubleiben. Seine Stimme zitterte, sein Gesicht war blass. Er wusste wohl, was bei der damaligen Kriegsführung sein Entschluss bedeutet. Der Kompaniechef machte ihn offen darauf aufmerksam, dass er nach menschlichem Ermessen mit dem Tod rechnen müsse. Niemand würde es ihm deshalb verargen, wenn er wieder zurücktrete. Er aber blieb stehen. In größter Eile wurden nun die Verwundeten in ein Haus geschafft, es war das größte und stand mitten im Ort an der Hauptstraße. Hier legte man sie auf dem Stubenboden nieder.
Noch eiliger aber verließ die Kompanie Petrowskaja, um sich dem Zugriff der Russen zu entziehen. Schon war die Nacht hereingebrochen, und schon marschierten die Russen in Petrowskaja ein und besetzten alle Häuser. Doch ein Haus übersahen sie: das größte mitten im Ort an der Hauptstraße. Da drinnen lagen die zwanzig deutschen Soldaten in Schmerzen und Todesängsten. Mitten unter ihnen kniete der junge Kaplan. Sie alle zusammen beteten den Rosenkranz und flehten zur Gottesmutter um Hilfe und Rettung.

Manchmal trat der Obergefreite, der Kaplan, scheu an das Fenster und schaute vorsichtig hinaus auf die Straße, wo ein Kommen und Gehen der Russen war. Und fester noch als zuvor klammerten sich die Finger um den Rosenkranz.
Der Morgen kam, und immer noch lagen die deutschen Soldaten mitten unter den Russen mit dem Rosenkranz in der Hand und beteten.
Und das Unglaubliche geschah: Kein Russe betrat das Haus. Während alle anderen Häuser besetzt wurden, blieb dieses Haus frei und unbehelligt, es war das größte mitten im Ort. Am anderen Morgen machten die deutschen Truppen einen erfolgreichen Gegenstoß. Petrowskaja wurde zurückerobert, die Verwundeten waren gerettet. Maria hat geholfen!

Aus dem Buch "Die schönsten Mariengeschichten"
von Stadtpfarrer Karl Maria Harrer, München

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