Eine Unheilbare wird geheilt
Von ehemaliges Mitglied Mittwoch 26.05.2021, 10:05
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Das erste große Wunder an einer Deutschen
Am 28. Juni 1961 wurde durch ein Dekret des Bischofs von Lourdes, Msgr. Theas, die erste wunderbare Heilung einer Deutschen in Lourdes anerkannt und bestätigt. Es ist dies die 55. kirchlich anerkannte Wunderheilung. Das Wunder geschah an Fräulein Thea Angele aus Tettnang, einer Kreisstadt in Oberschwaben, nahe bei Friedrichshafen am Bodensee. Thea war am 20. Mai 1950 von multipler Sklerose in der Lourdesquelle geheilt worden. Heute lebt sie als Ordensschwester im Kloster der Unbefleckten Empfängnis in Lourdes und trägt den Namen Schwester Maria Mercedes.
Wie kam es aber zu dieser furchtbaren Krankheit und zur Heilung?
Es war im Jahre 1944. Fräulein Thea war angestellt im Landratsamt von Tettnang als Stenotypistin. Sie war ein fröhliches Mädchen, immer lachend und guter Dinge und auch eine gute Turnerin.
Doch dann kam es Schlag auf Schlag! Thea wurden plötzlich die Finger auf den Tasten schwer. Bald konnte sie die Schreibmaschine nicht mehr bedienen. Sie war krank. Ein organisches Nervenleiden griff schnell und unbarmherzig von einem Körperteil zum anderen über: Multiple Sklerose, von keinem Arzt zu heilen.
Bald lag Thea vollkommen gelähmt im Bett. Das Bewusstsein schwand mehr und mehr, die Stimme war verstummt. Sie wurde schließlich nur mehr künstlich ernährt.
Geduldig und stark ertrug das Mädchen alles. Ihr Arzt Dr. Kohler, pflegte sie aufopfernd. Er stand aber auf verlorenem Posten. Nicht verloren gab sich die Kranke selbst. Sie hoffte von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Und sie hoffte auf Lourdes. Hat sie gewagt an Heilung in Lourdes zu denken? Kaum anzu- nehmen. Sie wollte Stärkung, Trost und neuen Mut.
Nach normalen Maßstäben war es Wahnsinn, sie fahren zu lassen. Aber nun hatte schon so lange der Bettelkasten neben ihrem Bett den Krankenbesuchern die Groschen mit der Bitte „Wer hilft mir zur Wallfahrt nach Lourdes?" abgeschmeichelt. Sie hatte sich so darauf gefreut. Sollte man ihr jetzt sagen, dass sie sterbenskrank war und die Fahrt kaum überleben würde? Sie wusste es ohnehin.
Am Mittwoch, den 17. Mai 1950, kam sie in menschlich hoffnungslosem Zustand in Lourdes an, 1,65 m groß und dabei nur noch 68 Pfund schwer. Man spendete ihr die hl. Krankenölung. Bischof Theas besuchte am Abend eine Sterbende.
Trotz ihrer Schwäche trug man sie am nächsten Tag zur Quelle. Sie wurde in dem 14 Grad kalt Wasser gebadet. Dramatische Stunden begannen. War das nach dem ersten Bad schon Besserung, war es Einbildung? Beim zweiten Bad mittags verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Tapfer nahm sie an der Sakramentsprozession teil. Der Schulfreundin, die allein ihr mühseliges Gestammel verstand, sagte sie zuversichtlich: „Ich weiß, am Samstag hilft mir die Muttergottes.!"
Die Muttergottes half schon früher. Durch ihre Fürbitte wurde Thea schon am Freitag fast ganz von ihren Leiden befreit. Strahlend bat sie um ein Glas Wasser. Sie sprach wieder. Sie aß wieder. Am Sonnabend konnte sie Hand und Fuß bewegen. Am Sonntag lief sie 20 herrliche Meter zu Fuß in die Hauskapelle. Und sie kannte nur noch ein Wort: Dank, Dank, Dank!
Stumm standen die Ärzte, ergriffen die vielen tausend Pilger aus aller Welt. Die Geheilte klammerte sich an die Freundin: „Ich kann es nicht fassen, nur Gott hat mir geholfen." Zu diesem Urteil kamen nach elfjähriger, notwendiger, gewissenhafter Prüfung auch die kirchlichen Kommissionen. In der Zwischenzeit musste sich Thea Angele immer wieder den ärztlichen Komitees stellen. Bischof Theas setzte schon am 5. Mai eine Kanonische Kommission zur Untersuchung ein. Am 27. Juni wurde der Bericht überreicht. Einen Tag später erließ der Oberhirte dieses Dekret: „Wir erklären, dass die Heilung von Thea Angele, als Ordensfrau Schwester Maria Mercedes, geschehen in Lourdes am 20. Mai 1950, wunderbar ist und zuerkannt werden muss einer besonderen Machtkundgebung der Allerseligsten Jungfrau Maria, der Unbefleckten und Gottesmutter. Jedes Jahr fuhr Thea nach ihrer Heilung nach Lourdes. 1955 aber kam sie nicht mehr zurück. Sie ist aus Dankbarkeit zur Gottesmutter dort in einen Orden eingetreten.
Clausen in „Bildpost"