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Die schwarze Edelfrau

Von ehemaliges Mitglied Montag 26.10.2020, 08:06


Der Kapuzinerpater Bruno Schafer hat in drei Bänden (Verlag Räber & Cie, Luzern) persönliche Zeugnisse neuerer Konvertiten gesammelt, um einen interessanten Einblick in die so vielgestaltigen Konversionswege zu gewinnen. Die diesbezügliche Begründung eines protestantischen Pastors möchten wir hier vorausschicken: „Weil die allerseligste Jungfrau die lebende Königin der Heiligen ist!" So darf es uns nicht wundern, dass Pater Schafer seine Sammlung „Sie hörten seine Stimme" der »BONI PASTORIS MATRI« gewidmet hat.
(Aus Maria Regina 1961 Nr. 8-9)

Zu Thaba-Bosiu, in Basutoland, wurde ich 1899 geboren. Meine beiden Eltern entstammen dem Geschlecht des berühmten Häuptlings Griffich. Als Kind wurde ich in der äthiopischen Kirche getauft, trat aber 1918 der (kalvinischen) Evangelischen Pariser Mission bei, der so genannten »Religion de Fora«. Fünfundzwanzig Jahre lang lebte ich dann als überzeugte Protestantin.

Am 3. August 1940 starb mein noch heidnischer Gatte. Nach Landesgesetz fiel mir infolgedessen die Herrschaft über den Bezirk Ramabanta zu. An Nachkommen blieb mir nur ein Sohn. Die beiden Töchter waren gestorben.

Ich vertraute den Knaben der protestantischen Schule von Morija an. Eines Tages brachte er mich in nicht geringe Aufregung. Er bat mich um die Erlaubnis, aus der kalvinistischen Kirche auszutreten und erklärte, er wünsche römisch-katholisch zu werden. Ganz energisch setzte ich mich gegen sein sonderbares Vorhaben zur Wehr. Ein volles Jahr lang bestand ich auf meinem Verbot. Nach einem Jahr gab ich schließlich seinen flehenden Bitten nach.

Am Hofe arbeitete mit mir ein Beamter, der katholisch war. Oft pflegte er mit mir religiöse Probleme zu erörtern; solche Gespräche sagten mir zu. Ganz entschieden verurteilte ich seine Auffassungen hinsichtlich des Marienkultes, des Fegfeuers, des Fürbittgebetes, der Heiligen und der Reliquienverehrung.
Eine Zeitlang spornten mich die Dispute an, diese Probleme zum besseren Verständnis noch eingehender zu studieren. Ich stellte mir selbst Fragen und suchte sie zu beantworten. Dabei geriet ich in Unsicherheit und verlor die innere Ruhe. Es wurde mir klar, dass mein Aussprachepartner mich stark beeinflusste, um mir verständlich zu machen, was ich nicht fassen konnte. Darüber wurde ich sehr erzürnt. Meine Antworten ihm gegenüber fielen oft scharf aus, so dass er mich anderntags ganz traurig um Verzeihung bat und einmal sogar versprach, nie mehr mit mir über religiöse Dinge reden zu wollen. Aber auch dies empörte mich wieder, und ich hielt ihm vor: „Wenn Du mit mir nicht mehr über Religion disputieren willst, ist das ein Beweis dafür, dass Du kein Apostel bist."

Um diese Zeit fiel mir ein von den Protestanten veröffentlichtes Büchlein in die Hände, das den Titel trug: »Vierzig Fragen und Antworten«. Die Lektüre dieses Werkleins gefiel mir. Natürlich war sie mit Triebfeder zu neuen Auseinandersetzungen mit meinem Katholiken. Ich gestand ihm offen, dass ich die katholische Kirche nicht liebte, dass mich jedoch ihre Jugenderziehung interessierte. Man sprach nämlich damals in meinem Volke viel über Schulung und Erziehung der Kinder, von der Art und Weise, wie man vorgehen müsse, um darin Erfolg zu haben. Ich selbst richtete an P. Jalbert OMI von der katholischen Mission Tlali ein Schreiben, in welchem ich meinem Wunsch Ausdruck verlieh, es seien die Kinder wohl in den profanen Fächern zu unterrichten, besonders aber seien sie in der Furcht Gottes zu erziehen. Der Brief bereitete dem Missionar große Freude.
Eines Abends erreichte ein katholischer Missionar auf der Durchreise das fast ganz protestantische Dorf und war gezwungen, um ein Obdach zu bitten, das ich ihm gewährte. Aus Dankbarkeit schenkte er mir die Sesotho-Übersetzung von »Le Symbole des Apotres« des P. Lebreton. Welche Offenbarung bedeutete das Buch für mich! Ich wurde nicht müde, in diesem apologetischen Werk zu lesen. Der vorher erwähnte Katholik lieh mir bald auch die »Nachfolge Christi« von Thomas von Kempen sowie die Kirchengeschichte von P. Guilcher. Ich war gierige Leserin und vertiefte mich mit höchstem Interesse in diese Werke. Von da an ging in mir eine tief greifende Veränderung vor. Hartnäckige Unruhe plagte mein Herz.

An einem Samstagabend — am 2. Oktober 1943 war es — griff ich wie gewohnt zur Bibel, um darin eine Lesung zu machen. Ich schlug aufs Geratewohl das erste Kapitel bei Lukas auf und kam zum Satz, der den Gruß des Engels an Maria wiedergibt: „Sei gegrüßt, Du Gnadenvolle! Der Herr ist mir Dir, Du bist gebenedeit unter den Frauen." Noch nie war mir diese Stelle so aufgefallen. Der Himmel selbst — sagte ich mir — lässt durch den Engel mit so viel Ehrfurcht jene Frau begrüßen, die von meiner Kirche so gering geachtet wird ... Mein Geist wurde bei dieser Entdeckung ganz verwirrt. Nachmals las ich das Kapitel. Ich zitterte und bebte, warf mich auf die Knie nieder, weinte vor Schmerz und bat die Heiligste Dreifaltigkeit um Verzeihung, weil ich bis dahin für jene gebenedeite Frau so wenig Ehrfurcht gehabt hatte, für Maria, welcher der Besuch eines Engels und das glorreiche Vorrecht, Mutter Jesu zu sein, zuteil ward.

Wie eine Versuchung erwachte in mir der Gedanke: Was werden meine Verwandten, Freunde und bisherigen Glaubensgenossen sagen, wenn sie von meiner religiösen Einstellung hören? Doch schienen mir bald einmal alle Einwände, die man auch immer mir vorbringen konnte, eine Nichtigkeit im Vergleich zur traurigen Tatsache, dass ich so viele Jahre lang die Mutter Gottes verachtet hatte. Ich konnte kaum den Morgen auf jene denkwürdige Nacht erwarten, um hinauszugehen und es dem Pater, den Christen — ob katholisch oder nicht —, um es den einfachsten und ärmsten Leuten zu klagen: wie sehr ich durch die Geringschätzung der Mutter Gottes gesündigt hatte.

Als endlich an jenem Morgen, am 3. Oktober 1943, die Sonne den Tag brachte, wäre es mein Amt gewesen, die Protestanten zum Gebet zu versammeln. Doch war ich außerstande, die Glocke zu läuten. Ich schloss mich in meiner Wohnung ein und weinte. Als die Gläubigen zur Kirche kamen, läuteten sie selber. Ich ging dann doch hinaus und las ihnen einen Abschnitt aus dem Evangelium vor. Von meinem Erlebnis zu sprechen hatte ich aber den Mut nicht. Sogar zur Verrichtung der Gebete bestellte ich jemand anders und flüchtete mich wieder in meine Hütte. Von da an gesellte ich mich zum Morgen- und Abendgebet nie mehr unter das Volk, sondern betete allein: immer wieder den Gruß des Engels.

Am Tage nach diesem Ereignis, am Montag, kam der Katholik, der mir einige Bücher geliehen hatte. Ihn bat ich, am darauf folgenden Sonntag mit mir auf die katholische Mission nach Tlali zu gehen, um mich dort als Katechumene eintragen zu lassen. Er willigte freudig ein. Nach mehreren Stunden zu Pferd erreichten wir am folgenden Sonntag die katholische Missionsstation. Der Priester nahm mich mit Freuden auf und bestärkte mich in meiner Absicht, jener Kirche beizutreten, die allein die Mutter Jesu so kindlich verehrt. In Anwesenheit aller dortigen Christen wurde ich dann unter die Zahl der Taufbewerber aufgenommen und besuchte von da an während zwei Jahren jeden Sonntag und Mittwoch in Tlali den Unterricht. Am 24. Mai 1946 endlich erlebte ich den großen Freudentag meiner Aufnahme in die heilige katholische Kirche. Seine Exzellens, der Apostolische Vikar Mgr. Bonhomme selber nahm die Zeremonien vor und gab mir den lieben Namen Maria Fatima. Auch war ich an diesem Gnadentag nicht allein: ein ganzer Kranz von Verwandten und Untergebenen, zusammen fünfundsiebzig erwachsene Personen, hatten mit mir den Weg zur katholischen Kirche betreten und empfingen ebenfalls die hl. Taufe.

Maria Fatima! Ihr, deren Namen ich zu tragen die Ehre habe, U.L. Frau von Fatima, soll unter meinem Volk ein Heiligtum erbaut werden. Den Platz dazu habe ich, trotz Schwierigkeiten, bereits sichern können. Ein mächtiges Kreuz bezeichnet die Stelle, an welcher die Kirche erstehen soll und wohl in absehbarer Zeit stehen wird. Am 19. August 1946 fanden dort die ersten kirchlichen Feierlichkeiten statt. Gegen viertausend Personen, unter ihnen die Regentin von Basutoland mit ihren Noblen, waren erschienen. Zu Füßen des Kreuzes brachte der Apostolische Vikar das heilige Opfer dar, die erste heilige Messe am werdenden Gnadenort. Am Abend des herrlichen Tages meldeten sich bereits fünfundzwanzig erwachsene Personen zur heiligen Taufe, ein Zeichen dafür, dass hier eine Stätte des Segens werden soll. Ja, mögen an diesem Orte mehr und mehr Leute des Basutolandes den Weg finden: durch Maria zu Jesus!

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