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Knipsen Sie noch oder fotografieren Sie schon?

Von Feierabend-Mitglied Donnerstag 03.01.2019, 19:12 – geändert Donnerstag 03.01.2019, 19:16

Vorspann1: Auf einer Plattform, die technisch Artikel unterstützt, statt Tagebucheinträge zu fördern, würde ich das einen Artikel nennen. (Vorsicht lang!)
Vorspann2: Fotografieren war nie meine Profession, es war nicht einmal mein Hobby. Das einzige, was sich ab 2013 verändert hat, war die Zeit, die mir zur Verfügung stand.

A) Die analoge Zeit
Ich war 12 Jahre alt, als mein Vater einen Fotoapparat für die Familie kaufte: Voigtländer Vito CL, noch vorhanden, vermutlich sogar funktionsfähig. Ich wundere mich gerade, wie schwer das Ding ist. Die Ringe für Blende, Belichtungszeit und Entfernung. Der Lichtsensor, der ohne Batterie funktionierte.
Mein Vater war technisch weniger interessiert als ich, so fotografierte und experimentierte ich nach kurzer Zeit mehr mit diesem Apparat als er. Trotzdem waren seine Bilder lange Zeit besser als meine. Warum? Man hatte uns Laien im Laden erklärt, für ruhende oder sich langsam bewegende Objekte sei 1/60 sec die optimale Einstellung. Mein Vater hatte eine ruhige Hand, ich nicht. Erst als ich mit 1/125 sec fotografierte, wurde das besser.

Kleinbildfilm 36mm x 24mm
Meist wurde ein Schwarzweiß-Film benutzt und sparsam fotografiert, Abzüge waren ja teuer. Immerhin lernte ich die Dunkelkammer der Schule kennen und durfte sie nutzen. Für Reisen gab es einen Dia-Film, Preis Entwicklungskosten incl. EIN Bild vom Atomium in Brüssel, EINES vom Eiffelturm, EINES von der Towerbridge. Man musste NIX beschriften, man wusste ja, was es war und wann man dort war.

Verschlimmbesserung1:
Ich hatte die Voigtländer während des Studiums meist bei mir, mein Vater kaufte sich ein Zweitgerät. Bildgröße quadratisch, deutlich schlechtere Ergebnisse als bei Voigtländer.

Katastrophale Verschlimmbesserung2:
1977 gab es neues Familienmitglied, das sich weigerte, selbst Blende, Belichtungszeit und Entfernung einzustellen. Und da ich selbst bei Schnappschüssen oft nicht die optimale Kombination fand, wurde an den Ergebnissen herumgemäkelt. Schließlich waren wir im Fotoladen. Natürlich gab es die optimale Lösung für uns: Die Pocket-Kamera! 17mm x 13mm, keinerlei Einstellungsmöglichkeit, Klick und das Bild war fertig. Über 1977-1983 kann ich aus heutiger Sicht sagen: Schon der frische Abzug war minderwertig, die Langzeitlagerung vom Negativfilm eine Überforderung, die Abzüge noch kurzlebiger. Aus irgendwelchen Gründen durfte die Voigtländer noch sporadisch eingesetzt werden. Und es kamen Verwandte zu Besuch mit brauchbaren Kameras.

ab 1983 Autofokus:
Wieder der Kleinbildfilm, selbst Schnappschüsse gelangen oft, Omas und Opas konnten mit entzückenden Enkelfotos versorgt werden. Nur die Batterie konnte im falschen Moment leer sein. Und dann war da noch der Frankreichurlaub. 36er-Film. 1. Bild über den Rhein, Kinder im Vordergrund, deutsches Eck und Mosel erkennbar. Die nächsten 35 Belichtungen ergaben das 2. Bild. Transport in der Kamera kaputt. Angebotener Reparaturpreis in Höhe eines Neukaufs.

B ) Interludium
Ab 1998 hatte einer der Söhne seine eigene Kamera.
Mit Sicherheit was Besseres als die Familienkamera.

C) Die digitale Zeit
Spätestens 1998 gab es in der Firma die erste Digitalkamera. Und wenn es Probleme gab, die Bilder auf einen PC zu bringen, wurde ich gerufen. Also habe ich meine ersten Erfahrungen gesammelt.

Mai 2002 meine erste eigene: Fuji FinePix A201, 2 MegaPixel
Vermutlich hätte die Voigtländer immer noch bessere Abzüge geliefert. Speicherchip ( 32MB ) entsprach einem 36er-Film, der Akku trickste mich aus. Aber 7 Monate lang nutzte ich das Ding zu einem unüblichen Zweck: Wer sich noch an Disketten erinnern kann mit 1,44 MB und Dateien splitten, der versteht - ich konnte bis zu 32 MB große Daten per USB laden und ans Ziel bringen. Weihnachten 2002 bekam ich dann meinen ersten USB-Stick geschenkt, 32 MB groß, passte in die Hosentasche.

Man könnte meinen, nun hätte ich den Eiffelturm aus 30 verschiedenen Positionen fotografiert, kostete ja NIX mehr. Pustekuchen, die Geizmentalität ließ sich nicht abschalten. 4 Bilder Bamberg, 2 Bilder Würzburg, 1 Bild Karlstadt, 0 Bilder Miltenberg

März 2008 Canon Powershot A570, 7 MegaPixel, 4x Zoom, 2 GB Speicher
und ich war plötzlich derjenige, der von der jährlichen Radtour die meisten Bilder mitbrachte. Betrachtet auf dem Monitor war ich mit den meisten Bildern zufrieden. Und Nachbearbeitung auf dem PC war ein netter Zeitvertreib. Nur die Akkus... Vorteil: Es waren handelsübliche. Nachteil: die Canon lutschte alle leer. 2 Reserve-Akkus dabei? Normalfall, aber nicht ausreichend. Als dann im November 2013 ein grauer Fleck an immer der selben Stelle auftauchte (es fiel auf, wenn dort Himmel oder eine einfarbige Fläche sein sollte), wurde deutlich, eine neue Digi war fällig. Erleichtert durch den großzügigen Gutschein der KollegenInnen zum Abschied für eine bekannte Elektronik-Kette

Februar 2014 Canon Powershot SX280HS, 12 MegaPixel, 20x Zoom, 8 GB Speicher
Ich wollte GPS und stellte in den ersten 2 Monaten fest: Das Ding brauchte 3 min, um den Ort zu erfassen. Eingeschaltet lassen und nach 20 min war der Akku leer. Ohne GPS waren 250 Bilder kurzfristig oder 2 Monate Lagerzeit und 150 Bilder mit einer Akkufüllung möglich. Hier wurde ich also enttäuscht, aber anderes war ein Quantensprung. Ein Freak nahm während einer langweiligen Zugfahrt mein Schätzchen in die Pflege und änderte einige Einstellungen. Das war gut für mich. Dann zeigte er mir, was ich manuell alles selbst wählen könnte und empfahl mir dringend, dies statt der Automatik zu nutzen. Das war schlecht für mich. Alle tollen Ideen, die ich dazu hatte, waren Rohrkrepierer, Bilder, die ich wegschmeißen konnte. Seitdem steht das Ding auf Automatik.
Ich sah, was andere unter Bokeh verstehen und steigerte meine Erfolgsquote: aus anfangs 1 Treffer pro 7 Versuche wurde 1 Treffer pro 3 Versuche.
Die stürzenden Linien wurden sanfter, wenn ich weiter weg mit mehr Zoom fotografierte.
Andere empfahlen, in der 'Blauen Stunde' zu fotografieren. Ich versuchte es und wunderte mich: Das sah bei mir aus wie am hellen Tag. Ach, die Automatik hatte den ISO-Wert von 100 mal kurz auf 1200 hochgefahren. Nun könnte ich doch endlich mit den manuellen Einstellungen spielen? Stattdessen merkte ich: Überrede die Automatik, den Blitz einzusetzen und es sieht wie in der Dämmerung aus mit ISO 100.
Überhaupt der Blitz - zur Analog-Zeit ein technischer Aufwand, mit Akku immer dabei. Aber bei den ersten Digis nutzlos. Was mehr als 3 m entfernt war, nicht zu erkennen. Eine Belichtungszeit 'beliebig' gab es ja nicht wie bei der Voigtländer.

Und dann gerieten meine grauen Zellen in Panik. Wieso sahen Bilder mit 1/15 sec oder gar 1/8 sec nicht verwackelt aus, während früher 1/60 sec zu lang war? Ein Stabilisator? Ein Sensor und ein Prozessor, die mein Gezitter ständig korrigieren können? Und ich zittere im Alter nicht langsamer.

Abspann1: Ich habe mich auf Plattformen lange von Foto-Gruppen ferngehalten, obwohl ich schon einiges an Alben veröffentlicht hatte. Als ich dann doch Mitglied wurde, hatte das mehr menschliche Gründe. Von den RatSCHLÄGEN der Profis habe ich wenig profitiert, ihr Gezänk hat mich abgeschreckt. Aber gut gemachte Bilder haben mich herausgefordert: 'Krieg ich so was auch hin?' Im Sinne der Überschrift: Ich knipse inzwischen etwas besser.

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