Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

6 7

„Wenn das Auto zur Waffe wird

Von Feierabend-Mitglied Dienstag 09.11.2021, 12:25 – geändert Dienstag 09.11.2021, 12:27

Hier leider mal etwas zur unerfreulichen Seite des Fahrradfahrens. Einzelheiten ergeben sich aus dem Bericht in der Westfalenpost von heute:

„Wenn das Auto zur Waffe wird

Ein Video zeigt es: Markus Mockenhaupt und Pascale Pauke werden beim Rad-Training im Siegerland von einem SUV attackiert. Ein Beispiel für zunehmende Konflikte auf der Straße?

… und versucht, den Radfahrer zu stellen.
Rolf Hansmann

Hagen Die (Jagd-)Szene erinnert an einen schlechten Wildwestfilm: Ein Mercedes-SUV überholt ein Fahrrad, bleibt auf der rechten Spur stehen, der Fahrer steigt aus, versucht den Radler gewaltsam zu stoppen. Dieser kann soeben noch zwischen Leitplanke und Pkw entkommen.
Kurze Zeit später ist zu sehen, wie der SUV den Radfahrer abdrängt, so dass dieser auf die Gegenfahrbahn und dann gefährlich nahe an die Böschung gerät. „Ich hatte echt Angst um meinen Freund, lebensgefährlich“, sagt Markus Mockenhaupt hörbar erschüttert noch eine Woche danach am Telefon.

Der Triathlet vom TVE Netphen hat die Verfolgungsjagd auf einer Landstraße im Siegerland am 1. November mit einer unter dem Tacho befestigten Kamera aufgenommen, das Video (wp.de/suv )wird in sozialen Netzwerken wie wild geklickt. Apropos wild: Nachdem der Pkw-Fahrer seinen Wagen verlassen hat, das zeigt auch die Aufnahme, stürmt er trotz aller Beruhigungsversuche seiner Beifahrerin auf Mockenhaupt und seinen Teamkollegen Pascale Pauke zu. Es setzt ein lautstarker Wortwechsel ein. Man hört Mockenhaupts Stimme: „Du gefährdest Menschenleben!“

Räder in geringem Abstand überholt
Die Vorgeschichte: Einige Minuten zuvor, so Mockenhaupt, hatte der Pkw die beiden Radfahrer im Abstand von geschätzt 80 Zentimetern überholt. Sein Trainingspartner habe daraufhin dem Autofahrer den Mittelfinger gezeigt.

Mockenhaupt spricht von einer „dramatischen Situation“, in die sein Trainingskollege Pascale Pauke und er am 1. November geraten sind. Die beiden haben Anzeige gegen den Autofahrer erstattet. Die Staatsanwaltschaft Siegen hat Ermittlungen wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr eingeleitet. Der Führerschein des Bad Berleburgers wurde inzwischen von der Polizei eingezogen.

Dass er auf dem Rad schon einmal von Pkw – unbeabsichtigt – geschnitten wird, daran hat sich der Bruder von Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt fast schon gewöhnt, wie er sagt. Der jüngste Vorfall habe aber eine neue Qualität: „Die Verrohung der Gesellschaft hat leider längst auch die Straßen erreicht. Die Leute sind zunehmend unausgeglichen.“
Ludger Vortmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in NRW will nicht alle Pkw-Fahrer über einen Kamm scheren. „Es gibt wahrlich nicht nur Rüpel.“ Aber: „Man darf ein Fahrzeug niemals als Waffe benutzen. Und erst recht nicht gegenüber ungeschützten Verkehrsteilnehmern.“
Der neue Bußgeldkatalog soll diesem Umstand Rechnung tragen. Als Seitenabstand beim Überholen von Radfahrern und Fußgängern sieht er innerorts mindestens 1,5 Meter und außerorts mindestens 2 Meter vor. „Der neue Katalog ist nur ein Mini-Schritt“, so Vortmann. Der ADFC fordert einen stärkeren Ausbau der Rad-Infrastruktur.

Auch der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) kann Konflikte zwischen Pkw- und Radfahrern nicht leugnen. „In den letzten Jahren ist die Zahl der Autos weiter gestiegen“, sagt Anne-Sophie Barreau vom ADAC Westfalen, „außerdem hat Corona den Trend zum Radfahren noch einmal deutlich verstärkt.“ Das bedeute, dass sich immer mehr Autos die Straßen mit Radfahrern, Fußgängern, Transportern und Elektro-Tretrollern teilten. „Die Corona-Zeit einmal ausgenommen, ist der Verkehr in den vergangenen Jahren stark gewachsen, während der Platz auf der Straße gleichzeitig derselbe bleibt.“ Dort, wo es eng sei und die Nutzungsbereiche sich überschnitten, werde die Situation schnell brenzlig.

In die gleiche Kerbe schlägt Verkehrspsychologe Jürgen Walter, Mitglied im Bundesvorstand des Verkehrsclubs Deutschland (VCD): „Der Platz ist eindeutig enger geworden.“ Hinzu komme, dass sich manche Menschen in der Pandemie durch Regeln und Einschränkungen gegängelt fühlten: „Sie denken sich: ,Die wollen mir was. Also hole ich mir mein Recht zurück’.“ Und sei es auf der Straße, wenn man sich von einem Radfahrer provoziert fühle: „Wenn es dann um die soziale Kompetenz nicht gut bestellt ist, können die Sicherungen durchbrennen.“ Dabei funktioniere Straßenverkehr, so Walter weiter, nur mit Gelassenheit.

Walters Berufskollege Karl-Friedrich Voss, Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Verkehrspsychologen (BNV), sieht als einen Grund für ein womöglich schwieriger gewordenes Verhältnis zwischen Pkw- und Radfahrern „eine veränderte Verkehrsmittelnutzung: Auch durch E-Bikes gibt es mehr Räder auf den Straßen und damit mehr Begegnungen mit Pkw. Das ist für manche belastend.“

Was der Pkw-Fahrer zu dem Vorfall im Siegerland sagt, ist unklar. Unserer Zeitung sucht den Kontakt zu ihm, um ihn Gelegenheit zu geben, seine Sicht der Dinge zu schildern. Das ist bislang aber noch nicht gelungen.

Das Video des Vorfalls ist zu sehen unter wp.de/suv “

Autofahrer macht mit SUV Jagd auf Radfahrer

Externer Inhalt

Dieser Inhalt wird nicht von Feierabend.de bereitgestellt. Du kannst ihn nur lesen, wenn Du zustimmst, dass er von wp.de nachgeladen wird. Bist Du einverstanden, dass externe Inhalte nachgeladen werden? Mehr dazu erfährst Du in unseren Datenschutzbestimmungen.


einverstanden



Ich habe mir das Video angesehen und mir ist die Spucke weggeblieben. In dieser rabiaten Form habe ich es selber noch nicht erlebt.

Welche Erfahrungen habt ihr bisher gemacht, z.B. mit der neuen Abstandsregelung?

Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Fahrradfahren > Forum > „Wenn das Auto zur Waffe wird