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Die Maske

Von Fiddigeigei Donnerstag 12.12.2019, 14:33

Die Maske

Wie Luc aus dem dunklen schummerigen Licht des Waldes heraus trat, blendete ihn ein tiefstehende Abendsonne. Luc wusste nicht mehr , wie viele Tage und Nächte er sich in diesem Waldgebiet herum getrieben hatte.
Eigentlich war es ihm egal.
Seinen Hunger stillte er mit Beeren und seinen Durst löschte er an Wasserquellen und wenn er auf Wanderer traf erbettelte er sich ein paar Leckerbissen wie Brot oder ein Apfel und wars zufrieden.
Moos war sein Bett und wenn er durch die rauschenden Bäume Sterne und noch das gütige Mondgesicht sehen konnte, schlief er wie ein glückliches Kind, welches den ganzen Tage gespielt hatte , mit den Armen unter den Kopf oder zusammengekuschelt , die Beine eng an den Körper gezogen,ein.
Nun war der grosse Wald erstmal zu Ende und er musste wegen der Sonne blinzeln und die Augen zusammen kneifen.
Als er sich an das strahlende Licht gewohnt hatte, sah er hinter einem vor Gold strotzenden Feld welches bewachsen mit nach Honig duftendem Raps war ein kleines Haus.
Er dachte sich ob man wohl dort bequemer übernachten könnte als auf Moos und vielleicht gab es es eine mitleidige Seele und etwas anständiges zu essen.
Und tatsächlich als er vor dem wackeligen Holzzaun stand , sah er wie aus dem Kamin Rauch aufstieg und so machte die Gartentüre auf und ging einen mit bunten Sonnenhüten umrandetem Kiesweg zur Haustür.
Es war ein einfaches Haus, gebaut aus Holz und mit Lehm ausgekleidetem Fachwerk.
Nicht armselig aber auch nicht reich.
„Gerade richtig für mich“ dachte Luc als er an der scheppernden Glocke zog.
Nach kurzer Zeit hörte er schlurfende Schritte eines wohl älteren Menschen. Ohne nach zu fragen wer vor der Tür um Einlass bittet, öffnete sich die Tür und Luc stand vor einer alten Frau, die ihn nur still ansah.
Luc stotterte etwas überrascht als er um Nachtquartier und um etwas Essen nachfragte. Die alte Frau bat ihn ohne weitere Ansprache mit einer einladenden Handbewegung einzutreten.
„Du kannst mich Luisa nennen,“ wobei ihre Stimme kräftig und klar klang als wäre sie viel jünger und sie reichte ihm ihre runzelige Hand mit festem Druck.
Luc stellt sich vor und betrachtete dabei verstohlen Luisa genauer. Er schätzte sie auf über 80 Jahre. Was ihn besonders faszinierte waren die langen silbrigweissen Haare und die graublauen lebendigen Augen.
„Sie muss in ihrer Blütezeit eine begehrenswerte Person gewesen sein“, dachte Luc.
„Wenn du dich waschen willst , hinter dem Haus ist ein Brunnen aber beeile dich, gleich gibt es Essen!“ Luisa deutete dabei auf eine Tür in der kleinen altersgeschwärzten Küche , die wohl nach draußen führte .
Luc war ein Mann, 1,80 und um die Fünfzig herum. Er war hager und braun gebrannt aber muskulös . Gerade gewachsen. Schwarzhaarig mit braunen neugierigen Augen, die aber eine gewisse Traurigkeit ausdrückten.
Er legte seine Kleider alle ab und wusch sich von oben bis unten mit dem kalten Wasser des Brunnens. Dabei versuchte er sein verwuscheltes Haupthaar und den Bart etwas zu glätten.
Er verspürte Blicke aus dem kleinen, mit blumenverstelltem Küchenfenster heraus, die ihn in seiner Nacktheit beobachteten.
Aus seinem Bündel suchte er frische Unterwäsche und einem sauberen Hemd und zog sich wieder an.
Seine getragenenen Sache wusch er im Brunnen aus und hängte sie zum Trocknen auf eine Leine die zwischen zwei Bäumen gespannt war.
Dann ging er zurück in die Küche . Dort hatte Luisa den Tisch gedeckt .
Zwei Suppenteller randvoll mit einer dampfenden Kartoffelsuppe und dazu kerniges Bauernbrot. In den Gläsern perlte ein saurer Apfeltrunk, wohl gepresst aus den Äpfeln hinterm Haus.
Es wurde nicht viel gesprochen und Luisa wollte nicht einmal wissen woher und wohin Luc unterwegs war.

Nach dem schweigsamen Mahle zeigte Luisa Luc seinen Schlafstelle unter dem spitzen Dach im oberen Stockwerk.
In der Kammer stand ein einfaches Bett mit weißen Laken, von dem aus man durch ein Dachfenster in den Himmel schauen konnte , wie gemacht zum Träumen.
„Elektrisches Licht gibt es hier nicht“ sagte Luisa und wies auf eine Kerze , die auf einem wackeligen Waschtisch stand und sagte „Gute Nacht und träume was Schönes .„
Dabei glänzten ihre blaugrauen Augen eigenartig aus dem Silberhaar umkränzten Gesicht.
Die Nacht war lau und so zog sich Luc ganz aus und legte sich, so wie ihn Gott geschaffen hatte und wie Adam im Paradies lebte, auf das kühle Laken.
Als der Mond die kleine Stube erleuchtete und die Sterne Luc eine Gute Nacht wünschten, sah er über der Tür, seinem Bett gegenüber eine Mädchenmaske , die ihn aus leeren Augenhöhlen ansahen.
Aber da machte Luc sich schon keine Gedanken mehr und schloss seine Augen, müde von dem langen Wandertag.
Es mag wohl auf Mitternacht zu gegangen sein, als er plötzlich leichte huschende Hände auf seinem Körper spürte.
Hätte er jetzt zu der Maske hin gesehen, so hätte er auf eine leere Stelle dort über der Tür geblickt.
Aber so hielt er seine Augen fest geschlossen, auch dann noch wie er in seinem Gesicht erst einen Hauch verspürte und dann fordernde volle Lippen, die auf seinen Mund gepressten wurden und denen er gerne nachgab.
Seine Hände spürten weibliche Formen. Brüste die sich an ihn drängten und weiche Schenkel die ihn berührten und umschlangen.
Ihre beiden Körper wurden zu einem verschmolzen und es wurde zum ewigen Ringen zwischen Mann und Frau und Frau und Mann, so wie es schon immer von Anfang an war.
Als Luc am Morgen durch einen frechen Sonnenstrahl geweckt wurde , war alles so wie gestern.
Nur sein Laken war zerwühlt aber die Maske sah wie gestern teilnahmslos aus ihren leeren Augenhöhlen auf ihn herab.
Luc ging zu dem wackeligen Waschtisch, putzte seine Zähne mit den Fingern und spritzte sich das kalte Wasser aus dem Krug ins Gesicht.
Dann ging er die knarrende Treppe runter in die Küche. Luisa war hatte ihm ein Frühstück hingestellt.
Neben der dampfenden Kaffeetasse lag ein mit zierlicher Frauenhandschrift geschriebener Zettel:
„ Die Maske bedankt sich“
Trotz seinem verzweifeltem Rufen und Suchen im Haus und Garten, Luisa blieb und war verschwunden.
.
Luc verließ das kleine Haus. Er ging traurig durch das goldene Rapsfeld dem Walde zu. Bevor in dessen Dunkelheit trat, sah er sich noch einmal um. Das kleine Haus war verschwunden.

Traumliebchen
Nachts auf des Traumes Wogen
Kommt in mein Kämmerlein
Traumliebchen eingezogen,
Luftig wie Mondenschein.
Sie ruht auf meinem Kissen,
Sie stört mich auf mit Küssen
Und lullt mich wieder ein.

Glühend um meine Glieder
Flutet ihr dunkles Haar,
Auf meine Augenlider
Neigt sie der Lippen Paar.
»So küß mich, du blöder Schäfer!
Dein bin ich, du süßer Schläfer,
Dein heut und immerdar!«

»Fort, fort aus meinem Stübchen,
Gaukelndes Nachtgesicht!
Ich hab ein eigen Liebchen,
Ein andres küß ich nicht!«
Umsonst, ich blieb gefangen,
Bis auf des Morgens Wangen
Brannte das rosige Licht.

Da ist sie fortgezogen,
Schwindend wie Mondesschein,
Singend auf Traumeswogen
Schelmische Melodein:
»Traum, Traum ist alles Lieben!
Wann bist du treu geblieben?
Wie lang wohl wirst du's sein?«

Theodor Storm

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