Fieber

Wir hatten jedes Jahr nur einmal miteinander zu tun gehabt und heute war das zehnte Mal. "Willst du mich heiraten?", fragte ich sie, ohne es gewollt zu haben, es kam einfach so aus mir heraus, war aber bestimmt ernst gemeint. Sie schaute sich um, sah mich fragend an und sagte: "Du meinst offensichtlich mich, wir sind ja allein." Ich nickte nur und sie fragte: "Du willst wirklich eine Hure heiraten?" "Wie lange kennen wir uns?" "10 Jahre", antwortete ich, "wir haben heute ein Jubiläum zu feiern, zum 10. Mal bin ich bei dir."
Sie hörte auf, ihre Arbeit zu machen, kam mit dem Oberkörper hoch und setzte sich auf die Bettkante. Weil ihr nichts anderes einfiel, sagte sie nur: "Wir dürfen keine privaten Kontakte haben!" "Außerdem ist so etwas noch nie gut ausgegangen." Ich rückte an sie heran und streichelte ihr zart den nackten Rücken. Nach einiger Zeit hörte ich ihre leise Stimme: "Du hast bezahlt, nicht ich!" Ich zog sie zu mir herunter, nahm sie in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: "Unsere Zeit ist gleich herum und ich muss dir noch etwas sagen: Ich liebe dich, ich liebe dich schon seit unserer ersten Begegnung." Sie legte mir die Hand auf die Stirn, so als wollte sie prüfen, ob ich Fieber habe, und entgegnete: "Ich liebe dich nicht." "Du bist zwar einer von den netten Freiern und diesen Antrag werde ich nie vergessen, aber heiraten werden wir nicht."
Schon eine Woche später war ich wieder in diesem Bordell. Die jungen Prostituierten interessierten mich nicht, ich wollte meine "Suse". Sie wurde angerufen und kam dann später auch. "Jetzt wirst du aber zum richtigen Puffgänger", sagte sie wenig nett, "betrunken bist du aber wenigstens nicht. Wenn du mir versprichst, nicht wieder einen Antrag zu machen, gehen wir auf das Zimmer." Während sie auf oder unter mir lag, wich sie immer wieder meinem Blick aus. "Du sollst mich nicht so ansehen, ich bin eine Hure, nicht deine Geliebte." Sie wurde richtig böse. Bei der Verabschiedung sagte sie: "Wir haben noch andere ältere Frauen, mich wirst du nicht wieder bekommen."