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DER KUSS

Von egalis Dienstag 21.09.2021, 17:09

Der ersten Liebe Hochgenuss
ist ohne Zweifel wohl der Kuss.
Er ist beliebt, er macht vergnügt,
ob man ihn gibt, ob man ihn kriegt.
Er kostet nichts, ist unverbindlich,
denn er vollzieht sich mündlich.

Hat man die Absicht, dass man küsst,
so muss man erst mit Macht und List
den Abstand zu verringern trachten
und nicht mit Blicken zärtlich schmachten.
Die Blicke werden tief und tiefer,
es nähern sich Unter- und Oberkiefer,
man pflegt dann mit geschlossenen Augen
sich ineinander festzusaugen.
Jedoch nicht nur der Mund allein
braucht des Kusses Ziel zu sein.
Man küsst die Wangen und die Hände
und sonst noch andere Gegenstände,
die ringsum mit viel Vorbedacht
sämtlich am Körper angebracht.

Auch wie man küsst ist ganz verschieden:
Im Norden anders als im Süden.
Der Eine mit Andacht und Gefühl,
der Andre heiß, der Dritte kühl.
Gibt einen Kuss dir gar der Keusche,
meidet er jegliche Geräusche.
Ein Andrer haucht, der Nächste schmatzt,
als wenn ein Autoreifen platzt.
Ein Kuss ist, wenn zwei Lippenlappen
in Liebe aufeinander klappen
und dabei ein Geräusch entsteht,
als wenn die Kuh durch Matsche geht.

Hingegen ist verschieden auch
des Kusses Dauer und Gebrauch.
Der eine ist kurz, der andre länger,
den längsten nennt man Dauerbrenner.

Gerrit Ernst Manilus Engelke
*21. 10. 1890 in Hannover
+13. 10. 1918 in Frankreich

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