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November

Von Feierabend-Mitglied Dienstag 21.11.2023, 17:59

Solchen Monat muß man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdrießlich sein
und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie naß er alles macht!
Ja, es ist ′ ne wahre Pracht.

Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und sie durcheinander wirbelt
und sie hetzt ohn′ Unterlaß:
Ja, das ist Novemberspaß!

Und die Scheiben, wie sie rinnen!
Und die Wolken, wie sie spinnen
ihren feuchten Himmelstau
nur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen:
Wie sie pochen, wie sie klopfen!
Schimmernd hängt′ s an jedem Zweig,
einer dicken Träne gleich.

Oh, wie ist der Mann zu loben,
der solch unvernüft′ ges Toben
schon im voraus hat bedacht
und die Häuser hohl gemacht;
sodaß wir im Trocknen hausen
und mit stillvergnügtem Grausen
und in wohlgeborgner Ruh
solchem Greuel schauen zu.

Heinrich Seidel 1842geb. Mecklenburg gest.1906 in Berlin Lichterfelde
war nicht nur Schriftsteller und Ingeneur.Von seinen Reisen nahm er ständig
seltene Pflanzen mit,die er einpflanzte und beobachtete.Er hinterlies diesen Satz:
"wenn ihr diesem zierlichen Pflänzchen in und bei Berlin zufällig einmal in die hellen freundlichen Augen schaut – lasst es stehen! Ihr wisst es nun, es ist ja doch nur angesalbt. Und der, der seinen Samen streute, möchte gern eine kleine grüne Spur hinterlassen auf dieser Erde.“

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