Im Spiegelbild

In den Spiegel geschaut

Frauen schauen wahrscheinlich täglich in den Spiegel!
Ab und zu müssen wir Männer auch in den Spiegel schauen, spätestens bei der Rasur.
Heute, es ist wieder so weit und es kratzt.
Vor 14 Tagen habe ich mir ums Kinn herum einen 3 Tagesbart wachsen lassen. Meine Frau lächelt weise und mild: Männereitelkeit!- Meint sie!...und jetzt in deinem Alter! Typisch!
Ich rede mich raus: Nein, gar nicht, aber am Kinn kann man sich schlecht rasieren und jetzt erst recht nicht mehr; bei der faltigen alten Haut.
Runen gleich ziehen sich Verwerfungen eines Lebens durchs Gesicht. Da ist nichts glatt wie bei einem Kinderpopo!
Gebe zu, dass ich nach Männerart keinerlei Hautpflege betreibe und Antiaging, pah, – nur nicht bei mir; um Gotteswillen auch.

Wenn man sich so ins eigene Gesicht schaut sieht man aber nicht nur ein physisches Verfalldatum.
Man erkennt in den Augenspiegeln Scharten, Tiefen und gute wie bittere Lebenserfahrungen. Härte und Güte liegen dicht beieinander. Spätestens der Blick in die eigenen Augen lassen mich fragen-war ich immer gerecht- ehrlich- und offen, wem habe ich wehgetan.......und ich weiß es genau, ich kenne meine Fehler und dann, ja dann!
Bei manchen Menschen kommt meine Einsicht zu spät , bei anderen versuche ich es wieder gut zu machen. Selbsterkenntnis ist nicht so einfach, es kann belastend sein.

Wenn ich in den Spiegel schaue erkenne ich mich sofort, ich bin vertraut mit meinem Gesicht.
Werde ich fotografiert sehe ich einen Menschen, den ich nie in meinem Leben je gesehen habe.

Hans Assmann Freiher von Abschatz 1646-1699
dichtet:

Beschwer über den Bart

Was ist bei schönem Mund ein stark gewachsner Bart?
Der Liebe Wespennest, ein Dornstrauch um die Rosen,
Ein Stoppel süßer Frucht, ein scharfer Distelzaun,
Ein Schranken,welchen wir den Hafer sperren schaun,
Ein spitzer Schieferfels in stiller Venus’Fahrt.
Wer preist die Käste*,so die Stachelschale deckt,
Die Perle,welche noch in rauher Muschel steckt?
Mit was für Anmut ist dem Bart liebzukosen?

* Mit Käste meint der Dichter die Kastanie. Sie wird bei uns im Sprachgebrauch Käste genannt.