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Die Historie von Herrn Jonas

Von Feierabend-Mitglied Montag 24.03.2025, 22:33 – geändert Montag 24.03.2025, 22:37

Herr Jonas saß im Wallfischbauch In Trübsal und in Nöthen,
Ach, schrie er, lieber Herr Gott, Erhör' mein Fleh'n und Beten; Verdorben ist das Wasser hier,
Es schmeckt doch gar zu gräulich,
Im Bein plagt mich das Podogra,
Auch duftets's hier abscheulich.
Da sprach der Herr durch's Telephon:
„Mich rührt dein tiefer Jammer,
So steig' hervor, frommer Mann,
Aus deiner nassen Kammer,
Du sollst der Welt von Nutzen sein
Und Wein zu bau'n anfangen;
In Jena von der Sündfluth blieb
Am Berg ein Weinstock hangen,
Zwar wird er schier versauert sein,
Doch kann man's da vertragen,
Es hatte dort das Publikum
Stets einen guten Magen."
Der Jonas war von Herzen froh,
Er macht sich auf die Reise,
Bis daß er hin gen Jena kam,
Da gründet er die Zeise;
Und pflanzt und keltert seinen Wein,
Den rothen und den weißen,
Und Kreo thät den weißen er;
Den rothen Krollo heißen.
Das ist ein rechter Labetrank
Bei Kindtauf und bei Trauung; Macht klar den Kopf, die Kehle hell,
Und stärket die Verdauung;
Zu süß war stets der Ungarwein,
Zu herb die rhein'schen Trauben,
Doch dieser hält den Mittelweg,
Das mögt ihr sicher glauben.
Und wer des Nachts zuviel gezecht
Und thut den Kater spüren,
Der trink' ein Gläschen Zeisenwein,
Das wird ihn schnell kuriren.

*Podogra : Gicht des Fußes, besonders der großen Zehe
*Zeise im Volksmund ist die Gaststätte Ratszeise ein historisches Gasthaus

Quelle: Jenenser Leben, Gedichte von Gustav Heinrich Schneideck
Jena, Verlag Hermann Costenoble
1883

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