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Der Leopard

Von Fiddigeigei Donnerstag 25.08.2022, 18:32 – geändert Donnerstag 25.08.2022, 18:51


Meine Leselust war schon größer.
Wie ich einige Zeit weitab jeglicher Deutschen Medien gelebt habe, war ich gezwungen zu lesen und dazu hatte ich mich nach meiner lesearmen Zeit im Job, regelrecht auf die Literatur gestürzt, die ich mir in einer Kiste in diese öde Gegend mitgenommen hatte
In der Zeit als ich noch jung war und noch neben meiner Arbeit noch Zeit hatte zu lesen (was fast 60 Jahre her sein könnte), haben wir uns damals einem Lesering angeschlossen, weil das Lesefeindliche Fernsehzeitalter erst zögerlich begann.
Nun stehe ich oft vor unserem umfangreichen Bücherschrank der sich in vielen Jahren aufgebläht hatte und greife mitten hinein ins Lesevergnügen.
Heute möchte ich von einem Fund erzählen, der in den 70er Jahren uns vom Bertelsmann Lesering geliefert wurde.
Es ist keine Deutsche Lyrik sondern eine Italienische Prosa. Interessant ist, dass der Verfasser ,ein Guiseppe Tomasi di Lampedusa bereits gestorben war, als ein Freund des Hause Lampedusa das Manuskript entdeckte und es 1958 verlegen lies. „Der Leopard“ wurde ein Welterfolg und erhielt den höchsten Literaturpreis Italiens. Das Buch erzählt die Geschichte eines Sizilianischen Fürsten und Aristokraten zwischen 1860 und 1910, wie Garibaldi auf Sizilien landete.
Man möge mir verzeihen, dass ich in diesem Forum für Deutsche Lyrik ein solches Buch empfehle aber es gibt fast kein Deutscher Dichter oder Kunstmaler, der nicht in Italien war und denken wir nur an Goethes Reise ins Land wo die Zitronen blühen.

Gottfried Keller war daselbst dort

Lacrimae Christi
Wie des Rauches Silbersäumchen
Vom Vesuv den Himmel sucht!
Feigenbäumlein! Feigenbäumchen,
Und wie süß ist deine Frucht!
Und ein kühlender Zephir fächelt
Über den warmen Lavagrund,
Drauf die Madonna niederlächelt
Mit dem feingeschnitzten Mund.

[22] Kommt ein lustiger Mönch gegangen
Mit dem vollen Tränenkrug;
Kommt ein Weib mit Purpurwangen
Und mit nächtlichem Lockenflug;
Schön ist’s unter dem Feigenbaum,
Wo der Berg in Liebe brennt!
Drüben leuchten, wie ein Traum,
Ischia, Capri und Sorrent.

Sind ihre Locken die dunkle Nacht,
Ist seine Glatze der Mondenschein,
Und es können die Sternenpracht
Ihre glühenden Augen sein.
Also schaffen am hellen Tag
Sie die heimlich stille Nacht;
Was doch alles geschehen mag,
Wenn man’s klug und sinnig macht!

Nur die hölzerne Madonne
Schmachtet in der heißen Sonne;
Daß auch sie genieße die Ruh’,
Wirft das Weib ihr den Schleier zu.
Lachend über die See her blinken
Ischia, Capri und Sorrent;
Süß und selig ist zu trinken,
Was man Christi Tränen nennt!
Quelle:
Gottfried Kellers Gesammelte Werke. Zehnter Band. Gesammelte Gedichte. Zweiter Band. 25.-29. Aufl. Stuttgart und Berlin: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger 1908.

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