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Vampiro del Meseta

Es war still – zu still. Mark ist ein junger Mann mit strohblondem Haar, das ihm verschwitzt über den Augen hängt. Sein Atem geht schnell, denn er hastete die finstere Straße entlang und wußte, dass jeden Moment etwas passieren konnte. Noch war er ein ganzes Stück vom Friedhof entfernt, da knackte es links im Gebüsch. Automatisch wurde Mark schneller. „Wo zum Teufel war nur Kathleen?“ Als er heute Nachmittag nach Hause kam, war sie nicht da und jetzt war es schon kurz vor Mitternacht. Auch sein Anruf bei ihren Eltern hatte nichts gebracht. Nur soviel, daß sich die jetzt auch noch Sorgen machten. Warum hatte er Kathleen denn nur nicht ernst genommen? Sie erzählte ihm ja, daß sie schon mehrmals einen Anruf hatte. Dieser Anrufer forderte sie immer wieder auf, sich mit ihm auf dem Friedhof zu treffen. Er wollte ihr dort sagen, wo ihr Bruder sei, der schon vor Wochen ohne ein Lebenszeichen verschwand, und sie zu ihm führen.

Einen Augenblick bleibt Mark stehen, nimmt die Taschenlampe und schaut auf seine Armbanduhr. Es war sieben Minuten vor Mitternacht. Wo blieb denn nur Tom? Tomas Dexter –seine Freunde nennen ihn Tom- ist sein bester Freund und arbeitet bei Scottland Yard als Geisterjäger. Das heißt, er ist für außergewöhnliche und nicht erklärbare Fälle zuständig. Ihn hatte Mark angerufen und Tom versprach, sofort zu kommen. Da näherten sich Mark zwei grelle Lichter. Der starke Wind ließ keinen Motor hören, aber er war sich sicher, daß das nur Tom Dexter sein konnte. Da Mark bereits den Friedhof erreicht hatte, blieb er stehen, ließ Tom sein Auto parken und erzählte von Kathleen.

Es war Mitternacht und aus der nahen Dorfkirche schlug die Turmuhr. Der Sturm hatte sich wie abgestellt verzogen. Es war unheimlich still und die beiden Männer begannen automatisch zu flüstern. Sie wußten, wollten sie die junge Frau finden, mußten sie auf den Friedhof. Tom öffnete das eiserne Tor, das furchtbar quietschte. Das hörte sich wie ein markerschütternder Schrei an. Irgendwo schlug eine Tür zu. Schritte verhallten in der finsteren Nacht. Nicht ein Stern leuchtete, denn der Sturm hatte Regen mitgebracht. Ganz feine Tropfen erschwerten den Männern die Sicht im Finstern. Sie konnten sich noch so Mühe geben, der Kies knirschte unter ihren Schuhen und so konnten sie nicht hören, daß die Tür der Leichenhalle ganz leise zuging. Als Mark sie öffnen wollte, zog ihn Tom weg, legte den Zeigefinger auf den Mund und deutete mit der anderen Hand an, um die Leichenhalle herum zu gehen. Meistens hat man ja noch einen zweiten Eingang. Und richtig! Da war noch eine schmale Tür. Tom drückte ganz langsam die Klinke herunter und öffnete sie einen Spalt. Modergeruch schlug ihm entgegen und er wandte angewidert den Kopf zur Seite. Es war still und er spürte nur einen leichten Luftzug. Also mußte noch an anderer Stelle eine Tür oder ein Fenster auf sein.

Mark und Tom standen im hinteren Teil der Leichenhalle und versuchten krampfhaft mit den Augen das Dunkel zu durchdringen, um irgendetwas zu erkennen. Schnell hatten sich ihre Augen angepasst und Mark konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Auf einem wunderschön geschmückten Karren stand ein schwarzer Sarg. In ihm lag Kathleen. Ein Ekel erregendes dürres Geschöpf war soeben dabei, Kathleen die Hände zusammen zu binden. Die weiße Haut und die starren Augen verrieten Tom sofort, dass es sich hier nur um einen Untoten handeln konnte. Ganz leise zog Tom seine Pistole und gab sie Mark. Der wusste, dass diese Waffe mit Silberkugeln geladen war. Denn nur damit konnte man die Geschöpfe der Unterwelt und der Finsternis besiegen.
Tom gab Mark Zeichen, er möge sich nicht von der Stelle rühren und ganz still sein. Dann nahm er seine Halskette mit dem silbernen geweihten Kreuz ab und schlich sich weiter an den Untoten heran. Wenn es ihm gelang, diesen mit dem Kreuz zu berühren, würde der sich in Staub auflösen und Katleen war außer Gefahr. Aber so einfach war es dann doch nicht.

Tom war faßt heran, als die große Hallentür aufging und der große Vampiro del Meseta, in seinen schwarzen Umhang gehüllt, herein trat. Tom und Mark erfaßten zugleich den Ernst der Situation. Mark schrie auf, der Untote drehte sich zu ihm. „Schieß!“, schrie Tom zu Mark und drückte dem Untoten sein Kreuz ins Genick. Mark hob die Pistole und schoss auf den Vampir. Der war aber schneller und hatte die Flucht ergriffen. Lediglich sein schwarzer Umhang hatte nun sicherlich ein Loch.

Sie beachteten das Häufchen weißer Asche von dem Untoten nicht weiter und eilten zum Sarg, in dem nun Kathleen aus Leibeskräften schrie. Schnell schnitt Mark die Fesseln durch und half ihr aus der Kiste. Hastig liefen nun alle drei zum Auto und fuhren zu Mark und Kathleen nach Hause. Mark kochte allen einen heißen Tee und Kathleen erzählte, dass sie tatsächlich dem Anruf gefolgt sei. Man habe ihr versprochen, sie zu ihrem Bruder zu führen. Tom Dexter aber war klar, daß sie ebenso wie ihr Bruder, ein Opfer des Vampirs werden sollte.
Auch wußte er, daß es nun mehrere solcher Fälle geben würde und für ihn begann die Jagd auf Vampiro del Meseta.

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