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Hummelbrummelfrühlingswiesenfest

Eine stolze Distel stand am Waldesrand. Unter ihren Wurzeln hauste eine Maus. Keine graue Hausmaus! Nein, eine braune hübsche Feldmaus mit einem weichen Fell, schwarzen Kulleraugen, einem rosigen Schnäuzchen, welches mit langen zitternden Barthaaren ausgestattet war und am Ende des Mäuschens befand sich ein lustiges Schwänzchen.

Zwischen beiden, der Distel und dem Mäuschen, herrschte Frieden und eine gewisse Symbiose. Die Distel hatte einen angenehmen Untermieter und die Maus fühlte sich in der Nähe der stacheligen Distel sicher vor dem listigen Füchslein.

Dann kam die Zeit des großen Wiesenfestes für kleine Tiere. Und die Maus putzte sich die gelben Nagezähnchen, bis sie weiß glänzten und bürstete und zwirbelte den Schnurrbart unternehmungslustig nach oben.



Auf dem Fest bei Blütenhonig und gerösteten Samen lernten sie sich kennen: Die braune Feldmaus und ein bunter Distelfink. Nun kann man sagen, dass eine solche Verbindung, Vogel – Maus, eigentlich nicht funktioniert und absolut unmöglich erscheint. Aber es war einfach Liebe auf den ersten Blick.

Gleich am anderen Tag verabredete man sich zum Spielen auf der Wiese. Die Maus vollführte Purzelbäume, die der Distelfink trotz vieler Versuche nicht zustande brachte und der Distelfink flog gewagte Luftakrobatik mit Tiefflug und Loopings, so dass dem Mäuschen der Atem stockte.

Die Wiesenglockenblumen mit ihren blauen Glöckchen bimmelten vor lauter Lachen und die dicken Hummelbrummeln fielen rücklings beim Honigsammeln glatt aus den Glocken herunter auf ihre gepolsterten Hinterteile.

Paul, der Maulwurf, aufgeweckt durch das Gelächter auf der Wiese, schob einen hohen Maulwurfshaufen vor sich her, wischte sich die Erde aus den halbblinden Augen und verzog sich ärgerlich wieder in sein dunkles Reich, nachdem der Distelfink sich frech auf seinen Kopf gesetzt hatte. „Unreifes Jungvolk“, brummte er noch und verschwand.

Die Maus hatte eine gute Idee und rutschte den Hügel, den Paul aufgetürmt hatte, herunter. „Los, mach es mir nach“, rief das Mäuschen dem Vogel zu. „Probier ´s doch mal!“ Doch der Fink konnte sich anstrengen wie er wollte, es wurde immer nur ein Rollen und Überschlagen. Darüber kam der aufgeblühte Löwenzahn so ins Prusten, dass seine gesamten Haare auf einen Schlag davonflogen, hoch in den blauen Himmel hinauf. Nur die gelben Butterblumen wurden vor Neid noch gelber, bis sie fast platzten.

Als sie so genug herumgetollt hatten, legte sich das Mäuschen zum Ausruhen in den Schatten eines großen Blattes von wildem Rhabarber. Es legte sich auf den Rücken, kreuzte seine Arme über die Brust und streckte seine Füße bequem aus. Der Distelfink setzte sich über ihn und man erzählte sich Geschichten, bis die Augen vor Müdigkeit von alleine zufielen.

Als es Abend wurde, trollte sich die Maus zu ihrer Wohnung unter der Distel und der Distelfink flog mit und wollte es sich über der Mäusehöhle bequem machen, denn man hatte sich noch viel zu erzählen. Aber das duldete die stolze Distel nicht und so musste der Fink sich einen anderen Schlafplatz suchen, in einem Holderbusch, der ganz in der Nähe stand.

Als der Herbst kam und sich die Krone der stolzen Distel in Samen verwandelte, kam der Tag der Abrechnung. Der Distelfink setzte sich auf die Distel und pickte Samen um Samen auf und was herunterfiel, verknusperte die Maus oder zog es in ihren Bau als Wintervorrat. Die stolze Distel hatte so keine Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Ihr Hochmut wurde bitterlich bestraft.

Am Tag, bevor der Distelfink sich auf die große Reise begab, setzte er sich auf die kahle Distel und die Freunde redeten die halbe Nacht zusammen. Der Distelfink erzählte von fernen Ländern und Feldmaus von einem warmen Nest, in dem sich bis zum nächsten Frühjahr wunderbar träumen lässt. Dann verabredeten sie sich fürs nächste große Frühlingswiesenfest für kleine Tiere.

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