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Mein Paradies

Von Jungfrau75 Mittwoch 24.04.2019, 10:44 – geändert Mittwoch 24.04.2019, 11:24

Auf der Suche nach einem Plätzchen zum Schlafen (konnte ich in unserem Haus nicht, darunter lauter Wasseradern, dort kam ich nicht zur Ruhe !) geriet ich an eine Anzeige in der Tageszeitung : Oase im Grünen zu verkaufen ...
Das musste erkundet werden ! Mit einer Freundin fuhr ich deshalb nach Wilhelmshaven, wo wir nach langem Suchen auf unbefestigten Wegen die Nummer 3 fanden, hinter einem hohen braunen Holzzaun !

Dahinter tat sich eine andere Welt auf...
Das Blockhäuschen lugte hinter zahlreichen Büschen und Bäumen hervor, eine große Tanne davor !
Erst später, von der anderen Seite, konnte man sehen, dass es zwei riesige Terrassen hatte, von dunkelroten Rosen und blauer Clematis umwachsen.
Vier Stühle und ein Glastisch luden zum Sitzen ein, von einer Beschattung durch zu viel Sonne geschützt. Drinnen war es hübsch mit Sesseln und Sofa mit Blumenmuster eingerichtet; außerdem eine kleine Küche, ein Duschbad und oben, auf einer Holzgalerie, zwei Schlafgelegenheiten. Alles roch frisch nach Holz und wirkte sehr einladend !
Natürlich wollte ich es haben, koste es, was es wolle !

So wurde ich auf meine "alten Tage" noch Gärtnerin (Ende 60), - ein Kindheitstraum !
Auf 1000 qm mit Teich kann man schon allerhand arbeiten, dazu noch ein Hochbeet, eine Kräuterspirale, Haselnußbüsche, Obstbäume, Rasen ...
Für jeden Geschmack etwas, alles 20 Jahre alt, aber: " wenn ich nur 5 Jahre etwas davon habe, soll es mir das wert sein ! "

So pflanzte ich meine eigenen Kartoffeln, schnitt die Rosen und die Obstbäume, sammelte Nüsse...

Das Wochenende war für den Garten reserviert, mein Mann zog es vor, lieber allein mit dem Wohnmobil loszuziehen ...
Ich war glücklich, genoß die Ruhe (rundum nur Park) und die Fahrten mit dem Fahrrad zum Markt oder mit Besuch in die Stadt, wo Fußgängerzone und Südstrand warteten.
Das ging leider nur drei Jahre so !
Danach kamen Leute aus dem Bauamt, kletterten, ohne mich zu fragen, über den Zaun, fotografierten und maßen nach ...
Meine Proteste verliefen ergebnislos, im Amt sagte man mir, bei einem "Schwarzbau" dürfe man das !

Ich holte vom Vorbesitzer die Baugenehmigung, da zeigte sich, dass er das Haus gedreht und das Dach schräg gebaut hatte, weswegen die "Amtsschimmel" kurzerhand meinten, es wäre gar nicht das genehmigte Haus !
Obwohl die Grundfläche mit 24qm der Norm entsprach, verlangten sie für die weitere "Duldung" diverse Abrisse : die "Schattenterrasse", die Schuppen, ein kleiner Holz-Unterstand : alles sollte weg!!!
Wohin mit den Gartengeräten ? Würde der häufige Regen mit Westwind nicht ohne die Bauten das Häuschen zerstören ?!
Ich kämpfte, zuerst mit einem Artikel in der Presse, dann einem Rechtsanwalt, und noch einen
zweiten ! Alles zog sich hin und kostete viel Geld. Da ich allein die viele Arbeit nicht schaffen konnte, Arbeitskräfte sich nicht fanden, Gärtner Unsummen verlangten und ich mit dem Kaufpreis mein Konto leergeräumt hatte, dazu noch die Klärgrube erneuert werden sollte ... lag der Gedanke, alles abzugeben nicht fern !
Beim Nachmittagskaffee mit den Nachbarn sagte ich leichtsinnig :"Am liebsten würde ich den Garten verschenken, wer will denn sowas kaufen !"

Doch schnell waren jüngere Leute gefunden, die alles so toll fanden wie ich seinerzeit, und bereit waren, die Bauamtsforderungen zu erfüllen.
Sie luden mich ein, den Garten zu besuchen, wann immer ich wollte !

Doch so verlor ich mein Paradies für immer ...

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