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Boston 1977 - Auf der Suche nach dem Hotel

Wir fuhren zu Viert mit unserem Dodge-Coupé bei einbrechender Dunkelheit durch einen Vorort von Boston und suchten nach unserem vereinbarten Hotel. Die Adresse hatten wir uns aufgeschrieben. Aber, was nützte uns das, wenn wir nicht wussten, wo wir uns gerade befanden. Straßennamen waren auf der Highway schwierig zu erkennen. Wir fuhren bei der nächsten Abfahrt ab und versuchten, mit dem Straßenplan, den wir oben auf der Ablage fanden, die richtige Route zu finden. Er war aber für europäische Augen ziemlich schwierig zu lesen. Wir legten ihn enttäuscht wieder auf die Ablage zurück.

Jetzt mussten wir eben nach Passanten Ausschau halten, um sie nach dem Weg zu fragen. Wir befanden uns aber nicht in Europa. Irgendwie war hier alles anders als bei uns zu Hause. Auf den Bürgersteigen sah man keinen einzigen Fußgänger, der einen kleinen Spaziergang machte. Dazu war das Stadtbild zu großspurig und zu vielspurig angelegt, um darin auch noch spazieren zu gehen. Die Einzigen, die sich von A nach B bewegten, waren mobile Fortbewegungsmittel ohne Muskelkraft. Noch nicht einmal Fahrradfahrer waren zu sehen

Plötzlich ging ein kleiner Aufschrei durch unseren Dodge, als wir endlich zwei Personen auf dem rechten Bürgersteig entlang gehen sahen. Da ich vorne auf der Beifahrerseite saß, fiel mir die Aufgabe zu, die Beiden nach unserem Ziel zu befragen. Als sie so ziemlich auf unserer Höhe waren, hielten wir an und ich machte die Tür auf. Da amerikanische Bordsteinkanten ungewöhnlich hoch sind, glitt die Tür des Coupés ganz dicht über den Bürgersteig und hob sich dann hoch, als ich ausstieg und den weich gefederten Amischlitten um mein Körpergewicht erleichterte. Die Folge war, dass die beiden Passanten vor Angst davon liefen. Es war ein afro-amerikanisches Pärchen. Dies waren aber die einzigen Menschen weit und breit, die uns weiter helfen konnten. Blitzschnell ging mir ein Spiegel-Bericht über die ungerechte Behandlung der Afro-Amerikaner durch die amerikanische, meist weiße Polizei durch den Kopf und ich rief auf gut Glück die beiden Sätze: "I'm not an American, I'm a German!" - Das bewirkte, dass die beiden stehen blieben - und zurück kamen. Bereitwillig beschrieben sie uns dreimal den Weg und entschuldigten sich für ihr Verhalten. Ich bedankte mich für die Auskunft bei den Beiden, auch wenn sie ziemlich blau waren.
Ihre Wegbeschreibung stimmte: Wir trafen uns dann auch verabredungsgemäß mit den Anderen der Gruppe, die nach und nach mit 2 weiteren Oldtimern am Zielhotel eintrafen.

Zum Glück waren wir die Ersten. Als wir unsere dramatische Anfahrt den anderen Teilnehmern der Reise mitteilten, wurde dies nur mit Worten wie :"Selbst schuld!", "Hätte ja auch anders ausgehen können." kommentiert. Dabei waren wir so stolz auf unsere Leistung, die wir ganz ohne unseren Reiseleiter bewerkstelligt hatten.

Autor: lemontree2

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